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Politik bekämpft Autogewerbe
Fast 900 Autoprofis trafen sich zum Tag der Schweizer Garagen und nutzten den fachlichen Austausch. Die Stimmung unter den Garagenbetreibenden ist trotz Angriffen aus der Politik immer noch optimistisch.
Als um halb neun Uhr die Gäste zum Tag der Schweizer Garagen aus der ganzen Schweiz im Berner Kursaal eintrafen, wirkte die Stimmung am Zmorgenbuffet ausgesprochen positiv. Die gegenseitigen Begrüssungen wirkten fast familiär – man kennt sich. Häufiges Thema beim Kaffee waren zwar die mühsamen Stausituationen bei der Anfahrt, aber die Fachgespräche dominierten. Umsatzzahlen 2024. Neue Automodelle. Elektroautos. Als der offizielle Teil der Tagung pünktlich startete, strömten immer noch einige staugeplagte Garagistinnen und Garagisten ins riesige Plenum. Die Moderatorin Maria Victoria Haas (bekannt von der rätoromanischen Tagesschau) beklagte sich im strengen Gouvernantenton, «dass viele Leute immer noch nicht gemerkt haben, dass wir gestartet sind».
Politik bestraft Autohandel
Deutliche Worte fand AGVS-Zentralpräsident und Gastgeber Thomas Hurter vor den fast 900 anwesenden Garagenbetreibenden. Er ärgerte sich immer noch, dass die Abstimmung zum sinnvollen Ausbau des Schweizer Nationalstrassennetzes in einer Niederlage endete. Weil es nicht gelungen sei, die Menschen vom Ausbau zu überzeugen, fliesse der Verkehr nun leider vermehrt in die Agglomerationen. Fast noch mehr ärgerte sich Nationalrat Hurter über die CO₂-Verordnung, welche mit massiven Bussen die Schweizer Autoimporteure bestrafen will, weil sich aktuell nicht mehr Käufer von Elektroautos überzeugen lassen wollen. Die juristisch fragwürdigen, rückwirkenden CO₂-Strafen entzögen einer wichtigen Branche die Liquidität.
Boomthema KI
Der Tag der Schweizer Garagen stand unter dem Motto «Im Zentrum – der Mensch». Die Gäste sollten sich auch mit Gedankenanstössen ausserhalb des Kernthemas Auto auseinandersetzen. Der deutsche Rhetorik-Buchautor René Borbonus kritisierte unterhaltsam die fragwürdigen Methoden der suggestiven Kommunikation. Der beim Schweizer Staatsfernsehen beschäftigte Comedian Patrick Karpiczenko ist neu auch Dozent des boomenden Themas Künstliche Intelligenz (KI). Karpiczenko präsentierte spielerische, unsinnige Anwendungen unter dem Motto «unterhaltsames Scheitern». Wieder näher beim Thema Auto war Jean-Claude Oberson. Der Inhaber der Autocorner SA begeistert sich für Motivationsmethoden, welche als Grundlage für zufriedene Mitarbeitende dienen.
Stimmung am Mittagsbuffet
Als Verwaltungsratspräsident Luc Frutiger mit einer staubtrockenen PowerPoint-Präsentation seine Frutiger Baugruppe (Grimselstaumauer) vorstellte, dominierte bei vielen Gästen nicht mehr die Aufmerksamkeit, sondern der Hunger. Die Begegnungen am exzellenten Mittagsbuffet waren ein idealer Stimmungsbarometer der Schweizer Garagisten. Eine Gruppe von Kia-Händlern und -Händlerinnen aus der Ostschweiz, dem Aargau und dem Jura ist von ihrem südkoreanischen Produktportfolio voll überzeugt. Der Umsatz 2024 liegt zwar einige Prozente tiefer als 2023, aber man will nicht klagen. Und die Kia-Leute freuen sich extrem auf den ultramodernen Elektrotransporter PV5, welcher im Februar dem Publikum vorgestellt wird.
30 Prozent mehr Einsatz
Der Verkaufsleiter der Schaffhauser Markenvertretung für Mercedes-Benz fasst die Situation an der Verkaufsfront in einem Satz zusammen: Aktuell müssen wir rund 30 Prozent mehr Einsatz leisten, um einen ähnlichen Umsatz wie 2023 zu erreichen. Entspannt wirkt das Team von der Wiler Autowelt von Rotz AG. Ihre japanischen Vertragsmarken Toyota, Lexus, Suzuki und Mazda bereiten ihren Kunden viel Freude. Weniger glücklich wirken sie, als sie auf ihre Vertragsmarke Citroën zu sprechen kommen. Der Margendruck werde immer extremer und nähere sich zunehmend der Schmerzgrenze. Fazit des Tags der Schweizer Garagen: 900 Profis kämpfen sich optimistisch durch ein von der Politik zunehmend attackiertes Geschäftsumfeld.

Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.
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