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Ersetzen diese Geräte wirklich den Garagen-Besuch?

OBD-Scanner – Vorsicht vor Wundermittel aus dem Netz

Auf Social Media werden sie als Wundergeräte gefeiert: OBD-Scanner, die angeblich jede Fehlermeldung in Sekunden beheben und den oft teuren Garagen-Besuch überflüssig machen. Doch in den Kommentaren warnen Nutzer vor den Risiken – und auch Experten raten zur Vorsicht.

Social Media feiert mal wieder einen neuen Star. Sein Talent? Das Versprechen, Autobesitzenden das Leben zu erleichtern – und dabei auch noch gutes Geld zu sparen. Auf Plattformen wie X häufen sich Posts, in denen sogenannte OBD-Scanner als technisches Wundermittel angepriesen werden. Mit einem kleinen Gerät und einer App auf dem Smartphone kann jede und jeder zum Profi-Mech werden, so das Versprechen der Anbieter.

Das Konzept klingt einfach. Der OBD-Scanner wird in die genormte Diagnose-Schnittstelle des Autos gesteckt. Per Bluetooth oder Kabel verbindet sich das Gerät mit einer App und spuckt in Sekundenschnelle Fehlercodes aus, die ansonsten nur in der Werkstatt diagnostiziert werden können. In der Werbung wird behauptet, die Scanner könnten nicht nur Fehler anzeigen, sondern auch beheben. Und der oft teure Besuch beim Garagisten werde dadurch überflüssig.

Doch was in der Theorie sehr verlockend klingt, sorgt in den Kommentarspalten für kontroverse Diskussionen. Zahlreiche Nutzer berichten von ernüchternden Erfahrungen. «Das Ding zeigt ständig Fehler an, die gar nicht existieren», schreibt etwa ein Nutzer. Ein anderer: «Ich habe einen Fehler gelöscht, und danach war alles schlimmer als zuvor. Mein Mechaniker hat mich davor gewarnt, dieses Teil überhaupt zu verwenden.» Einige gehen sogar so weit, vor Sicherheitsrisiken zu warnen, die durch solche Scanner entstehen könnten.

Die Wahrheit hinter dem Hype

Markus Peter, Technik-Experte beim Auto Gewerbe Verband Schweiz AGVS, kennt solche Diskussionen aus seiner täglichen Arbeit. Er bewertet OBD-Scanner – das Kürzel steht für «On-Board Diagnostics» – aus dem Netz nüchtern: «Es stimmt, dass diese Geräte Fehler auslesen und in manchen Fällen auch löschen können. Aber sie können den Besuch in der Werkstatt auf keinen Fall ersetzen». Peter erklärt, dass moderne Fahrzeuge immer stärker vernetzt sind und ein einzelner Fehlercode selten die ganze Geschichte erzählt. «Die Ursache eines Problems liegt nicht immer direkt beim angezeigten Bauteil. Zudem gibt es viele Diagnose- und Reparaturfunktionen, die nur mit professionellen Geräten und einer Verbindung zum Server des Fahrzeugherstellers möglich sind.»

Und das Löschen von Fehlercodes? Auch hier gibt es einen Haken: «Die OBD der Fahrzeuge ist so ausgelegt, dass tatsächlich vorhandene Fehler, die einfach ohne Reparatur gelöscht werden, erneut als Fehler erkannt werden». Somit sei der Erfolg solcher Löschvorgänge meist von kurzer Freude. Da es je nach Fehler einen Moment dauern kann, bis dieser und allfällige Folgefehler durch die OBD wieder erkannt und als Fehler abgespeichert werden, «erschwert man mit dem einfachen Löschen die spätere Arbeit der Garagen, wenn man zum Schluss kommt, dass die Fehlersymptome trotz Löschens nicht verschwunden sind und die eigenen Möglichkeiten zur Reparatur nicht ausgereicht haben.» Experten warnen denn auch davor, dass solche Eingriffe insbesondere bei sicherheitsrelevanten Fehlern nicht unbedenklich sind.

Auch die Kritiker in den sozialen Medien werfen den Herstellern solcher OBD-Scanner vor, mit unrealistischen Versprechungen zu werben. In den Anzeigen ist die Rede von «sofortiger Problemlösung», «unabhängiger Diagnose» und nicht zuletzt vom «Geld sparen». Tatsächlich richten sich die Geräte an Autobesitzende, die technische Probleme selbst in die Hand nehmen wollen – ohne teure Werkstattbesuche. Doch die Realität sieht oft anders aus.

Das grösste Problem ist die unzureichende Qualität vieler günstiger Scanner. Diese zeigen zwar Fehlercodes an, liefern aber oft keine klaren Erklärungen dazu, was diese bedeuten. Für Laien kann das mehr Verwirrung stiften als Klarheit. «Man muss wissen, was man macht», sagt Peter. «Wer einfach Fehlercodes löscht, ohne die Ursache zu beheben, riskiert im schlimmsten Fall Folgeschäden.» Und diese können teurer werden als ein einmaliger Besuch in der Garage.

Technik mit Tücken

OBD-Scanner mögen auf den ersten Blick also wie eine perfekte Lösung für technikaffine Autobesitzende wirken. Doch der Schein trügt. Die Geräte können den Garagisten nicht ersetzen, sondern höchstens ergänzen. Wer glaubt, mit ein paar Klicks alle Probleme seines Autos zu lösen, wird enttäuscht – oder kann sogar Schaden anrichten. Für Markus Peter ist die Sache klar:«Ich beurteile OBD-Scanner als mit Vorsicht zu geniessende Spielerei.» Experten raten deshalb, sich vor dem Kauf genau zu informieren und die Geräte nicht für sicherheitsrelevante Reparaturen einzusetzen. 

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