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Politik & Wirtschaft •
Chinas brutaler Luxus-Automarkt

Null Bestellungen für den Audi e-tron GT

China bläst mit imposanten Luxusfahrzeugen zum Sturmangriff. Angesichts der rasanten Fortschritte im chinesischen Premiumsegment ist es kaum verwunderlich, dass sich die Verkaufszahlen mancher deutscher Luxusautos in China im Sinkflug befinden.

Chinesische Elite

Sehr erfolgreiche Chinesen zeigen sich wenig zurückhaltend, wenn es darum geht, den selbst erarbeiteten Reichtum mit Statussymbolen gebührend in Szene zu setzen. Zur Inszenierung neureicher Chinesen gehört selbstverständlich ein prestigebewusstes Auto. Vor 10 Jahren fuhr Chinas Elite vorzugsweise mit deutschen Luxusautos wie Mercedes, BMW oder Porsche vor. Die Spitzenelite fuhr gerne auch Rolls Royce, Lamborghini oder Ferrari. Das Blatt hat sich nun gewendet. Chinas Autoindustrie setzte zum erfolgreichen, globalen Angriff an. Zudem wird die erfolgsverwöhnte, chinesische Elite immer wählerischer.

Monumentaler Kühlergrill

Vor Luxushotels, Kunstgalerien, Konzertsälen oder in den Villenquartieren von Peking, Shanghai oder Shenzhen dominieren nach wie vor Mercedes der S-Klasse, BMWs der 7er-Klasse und Porsche Panamera. Auch Audi wäre mit dem A8 oder dem e-tron GT unter den Reichen imagemässig akzeptabel. Aber China bläst mit imposanten Luxusfahrzeugen zum Sturmangriff. Dramatisches Beispiel des neuen Selbstbewusstsein einheimischer Innovationskraft ist der Elektro-SUV Hongqi E-HS9. Kein anderes Auto stemmt einen monumentaleren Kühlergrill gegen den Wind als der mächtige, hochwertige E-HS9.

Vorfahrt im Monster

Der innerchinesische Wettkampf der Elektro-Kolosse ist voll lanciert. Der Autogigant BYD brachte mit dem Yangwang U8 einen überdimensionierten Land Rover Defender auf den Markt, welcher den etablierten SUV-Herstellern zeigen will, wo der Hammer hängt. Der Yangwang U8 leistet beängstigende 1197 PS, misst fast 2 Meter in der Höhe, kann mit entgegengesetzt angetriebenen Rädern auf der Stelle wenden und kann sogar eine halbe Stunde lang im Wasser schwimmen. Für alle Fälle sorgt zusätzlich ein 272 PS-Turbobenziner als Range Extender für die Notstromversorgung. Wer mit so einem Monster vorfährt, kann locker auf einen Mercedes oder Audi verzichten.

Fehlender Bling-Bling-Faktor

Angesichts der rasanten Fortschritte im chinesischen Premiumsegment ist es kaum verwunderlich, dass sich die Verkaufszahlen mancher deutscher Luxusautos in China im Sinkflug befinden. Besonders hart getroffen hat es den Audi e-tron GT. Das Schwestermodell des Porsche Taycan wurde Ende 2022 auf dem chinesischen Markt eingeführt. Fazit: Falsches Auto zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Ähnliche, sportive Elektro-Coupés aus chinesischer Produktion gibt es bereits viele. Zwar ist der Audi e-tron GT technisch und leistungsmässig ein sehr überzeugendes Auto. Aber der Bling-Bling-Faktor des e-tron ist für Chinas Neureiche eindeutig zu tief.

Ende des Audi e-tron GT

Gemäss Verkaufsstatistik der Beratungsfirma JPW Asia wurden seit Ende 2022 überschaubare 188 Einheiten des e-tron GT in China verkauft. Enttäuscht stellte Audi nun den Verkauf ihres dynamischen Elektro-Coupés ein. In Audis Heimatland kann man den e.tron GT ab 126'000 Euro kaufen. In China erhält man denselben Elektro-Sportwagen bereits für 46'000 Euro, aber trotz Dumpingpreis liegt der e-tron GT wie Blei im Regal. Diesen Oktober verkaufte sich in China kein einziger e-tron. Audi isst aktuell in China hartes Brot.


Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.

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