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Müssen SUV-Fahrer bald auch in der Schweiz mehr fürs Parken bezahlen?
SUV müssen künftig in Paris und im deutschen Koblenz mehr für Parkplätze bezahlen. Auch in der Schweiz sind die Fahrzeuge wegen ihrer Grösse umstritten. STREETLIFE hat bei fünf Schweizer Städten nachgefragt, ob höhere Parkgebühren für SUV ein Thema sind.
SUV sind links-grün dominierten Städten ein Dorn im Auge. Erst gerade hat die Pariser Bevölkerung in einer Abstimmung beschlossen, dass Parkgebühren für schwere Geländewagen verdreifacht werden. Ab September bezahlen Besucher dort 18 Euro (17 Franken) pro Stunde. Doch damit nicht genug: Je länger man steht, umso teurer wird es. Ab sechs Stunden kostet der Parkplatz satte 225 Euro (213 Franken). Ein Beispiel mit Folgen. Schon zieht die nächste europäische Stadt nach.
Ab dem 1. März bezahlt ein Anwohner im deutschen Koblenz für seine Parkkarte eine Jahresgrundgebühr von 23,40 Euro multipliziert mit der Länge und Breite des Fahrzeugs in Metern. Ist es also nur noch eine Frage der Zeit, bis die Parkgebühren auch in der Schweiz für grosse Personenwagen deutlich teurer werden?
Stadt Bern erhöhte bereits 2023 allgemeine Parkgebühren
Eine Schweizer Städte-Umfrage von STREETLIFE gibt Aufschluss: Während für St. Gallen und Luzern eine Erhöhung der Parkplatzpreise generell kein ein Thema ist, hat die Stadt Bern im vergangenen Jahr die allgemeinen Gebühren fürs Parken in der Innenstadt von 2.20 auf 3.30 Franken pro Stunde erhöht. Jedoch sind Sondertarife Seitens der Politik für SUV-Geländewagen bis anhin nicht gefordert worden. «Dazu bräuchte es eine Anpassung des städtischen Gebührenreglements. Dies könnte nur mit Zustimmung des Stadtrats erfolgen», erklärt Mediensprecher der Stadt Bern, Lorenzo Bonati.
Politischer Vorstoss in Basel-Stadt noch hängig
Im Kanton Basel-Stadt sieht die Lage anders aus. Dort sei, laut dem zuständigen Projektleiter Simon Kettner, seit 2021 ein politischer Vorstoss hängig, welcher noch geprüft wird. Darin wird gefordert, dass die Preise der Anwohnerparkkarten nach Grösse des Autos berechnet werden sollen.
Wie und ob ein solches Gesetz in Kraft treten wird, sei allerdings noch offen. «Um eine solche Forderung umzusetzen, braucht es den politischen Willen der zuständigen Regierung und wir müssen einen pragmatischen Weg finden, der ohne grossen bürokratischen Aufwand auskommt», erörtert der zuständige Projektleiter im Kanton Basel-Stadt. Anders als in Paris zieht der Vorstoss in Basel nicht auf die Besucher, sondern auf die Anwohner ab. Das sei gemäss Kettner einfacher umzusetzen: «Anwohner mit Parkkarten kann man viel einfacher kontrollieren, da sie die Grösse des Wagens bei der Beantragung angeben müssen. Bei Besuchern von auswärts ist das schwierig. Die Polizei kann nicht mit Metermass die geparkten Autos kontrollieren, die sich in Basel-Stadt befinden.» Die Antwort des Regierungsrates auf den politischen Vorstoss steht noch aus.
Teurere Parkkarten und weniger blaue Zonen in Zürich
Mit dem Thema Parkgebühren beschäftigt sich auch die Stadt Zürich. Erst vergangenen Sommer wurde bekannt, dass das städtische Parlament an einer Überarbeitung der Gebühren für Blaue-Zone-Parkkarten arbeitet. Angedacht ist eine Erhöhung der jährlichen Gebühren von 300 auf 540 Franken. «Zudem will die Stadt Zürich das sogenannte Bieler-Modell umsetzen – also Parkplätze in der Blauen Zone nur dann für die zeitlich unbeschränkte Nutzung zur Verfügung stellen, wenn am Wohnort oder Geschäftssitz keine Möglichkeit besteht, privaten Parkraum zu nutzen», so Mathias Ninck, Leiter Kommunikation des Sicherheitsdepartements der Stadt Zürich. Im selben Zug sollen auch blaue Parkfelder abgebaut werden. Ob es derzeit in der Sachkommission des Gemeinderats Ideen zu speziellen Regeln für SUVs gibt, kann Ninck hingegen nicht beantworten.
Bei links-grünen Politiker in der Schweiz hat der Entscheid in Paris bereits Reaktionen ausgelöst. So bezeichnete SP-Nationalrat David Roth das Vorgehen in Paris gegenüber 20 Minuten als interessanten Ansatz. Die Festlegung der Parkgebühren sei aber Sache der komunalen Behörden, sagt Roth. «Ob dafür der Spielraum der Gemeinden vergrössert werden muss, um eine Lenkungswirkung bezüglich des Fahrzeugtyps einführen zu können, könnte aber ein nationales Thema sein.»
Das allerdings dürfte auf dem politischen Weg nicht so schnell umsetzbar sein. Eine Gewichts-Preis-Anhebung für SUVs ist noch in Schweizer Städten also kaum ein Thema.
Begriff SUV nur eine Marketingbezeichnung
Der Begriff SUV ist ein Kürzel für Sport Utility Vehicle und ist eine reine Marketingbezeichnung für eine Geländelimousine oder einen Stadtgeländewagen. Ein Merkmal dafür ist die Höhe des Wagens, wie auch die selbsttragende Karosserie. Der Wagen ähnelt einem Geländewagen, fährt sich aber wie eine Limousine. Somit kann ein SUV mit dem allgemeingültigen Führerschein der Kategorie B gefahren werden. Die berühmtesten SUVs, welche auch den Trend in den 1990er Jahren losgetreten haben, sind der Toyota RAV4 und der Land Rover Freelander.

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