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Mit transparenten Ladekosten mehr E-Autos verkaufen
Der grösste Auto-Importeur der Schweiz, die AMAG, reagiert auf die Baisse der E-Mobilität und will mit verschiedenen Massnahmen Stromer attraktiver machen. Zum Beispiel mit günstigem Laden.
Eine grosse Tafel mit leuchtenden Buchstaben gegen eine unscheinbare Säule mit einem QR-Code. Wer ein Benzinauto tanken muss, sieht von weitem, was der Sprit an der nächsten Tankstelle kostet. Wer hingegen ein Elektroauto aufladen will, muss erst anhalten und in der App nachschauen, was der Strom an dieser spezifischen Ladestation kostet. Und je nach Anbieter variiert dieser Preis, weshalb viele Menschen mit einem E-Auto mehrere Apps haben, um mit dem günstigsten Tarif zu laden. Dazu kommt, dass man meistens nicht wie an der Tankstelle mit Kreditkarte oder Twint bezahlen kann.
Einheitlicher Stromtarif
Die AMAG Gruppe, mit den Marken Audi, Cupra/Seat, Skoda und VW der grösste Auto-Importeur der Schweiz, sagt diesem Tarif-Dschungel den Kampf an. Ab dem 1. Januar 2025 kostet der Strom an allen Ladestationen des AMAG-Ladenetzes fix 28 Rappen pro Kilowattstunden (kWh). «So ist unterwegs Laden günstiger als vielerorts zu Hause», erklärte AMAG-CEO Helmut Ruhl heute bei der Lancierung des Angebots.
Die kantonalen Stromtarife des Jahres 2024 bestätigtet dies. Nur in Nidwalden ist der Strom dieses Jahr mit knapp 22 Rappen pro Kilowattstunden günstiger. Schon Genf als zweitgünstigster Kanton ist mit 28.61 Rappen knapp über dem AMAG-Tarif. Ruhl sagt weiter: «Damit wollen wir unter anderem Mietern und Stockwerkeigentümerinnen entgegenkommen, die zuhause keine Lademöglichkeiten haben und auf die öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen sind.» An diesen kostet der Strom bei normaler Ladegeschwindigkeit um die 50 Rappen.
Auch an Schnellladern
Doch die AMAG geht noch einen Schritt weiter. Auch an den aktuell 65 Schnellladestationen ihres Netzes wird der Strom nur 28 Rappen kosten. Dies ist vor allem für jene Menschen interessante, die weite Strecken fahren. Denn die Schnelllader lassen sich die Ladeanbieter sonst teuer bezahlen. Um das E-Auto in einer Kaffeepause auf 80 Prozent zu laden, bezahlt man locker 70 Rappen pro Kilowattstunden. Das ist etwa gleich teuer wie Benzin.
Aber Vorsicht: Die Preise gelten nur an den Ladestationen der AMAG sowie des Tochterunternehmens Helion. In der App gibt es aber auch Ladestation von anderen Anbietern. An diesen sogenannten Roaming-Standorten gelten weiterhin die Tarife des jeweiligen Anbieters und nicht jene 28 Rappen der AMAG. «Wir sind allerdings offen und immer bereit weitere Partner aufzunehmen», lädt Ruhl die Mitbewerber ein.
Reaktion auf Verkaufsrückgang
Diese Massnahme der AMAG kommt nicht von ungefähr. Die Verkaufszahlen von Elektroautos sind rückläufig. Bis Ende September wurden in der Schweiz 9,5 Prozent weniger Elektro-Neuwagen zugelassen als noch vor einem Jahr, während der Gesamtmarkt nur 3,9 Prozent verloren hat. Entsprechend wurden wieder mehr Benzin-, Diesel- und Hybridfahrzeuge verkauft.
Das kann für die Importeure wie die AMAG teuer werden. Denn Neuwagen dürfen nicht mehr als 118 Gramm CO₂ pro gefahrenem Kilometer ausstossen. Wenn der Durchschnittswert aller verkauften Autos darüber liegt, müssen die Importeure Sanktionen bezahlen. Seit den Rekord-Bussen im Jahr 2020 von über 130 Millionen Franken für alle Importeure, sind diese CO₂-Sanktionen dank der steigenden Verkaufszahlen von E-Autos zurückgegangen. 2023 haben sie einen Tiefstwert von 129'000 Franken erreicht. Erstmals überhaupt unterboten die Importeure den CO₂-Zielwert mit 112,7 Gramm CO₂/km.
Angst vor der CO₂-Busse
«Das schaffen wir dieses Jahr nicht», macht Ruhl klar und meint damit nicht nur die AMAG-Gruppe, sondern alle Schweizer Importeure und den CO₂-Ausstoss aller Neuwagen. Zu den Zahlen der AMAG äussert sich Ruhl nicht. «Das ist ein Betriebsgeheimnis.» Ein Blick in die letztjährigen Resultate des Bundesamtes für Energie zeigen, dass der grösste Schweizer Importeur den Zielwert 2023 nur knapp, um 1,4 g CO₂/km unterboten hat. Bei dem aktuellen Einbruch bei den Elektroautos dürfte der AMAG für 2024 wohle eine CO2-Busse drohen. Nachteilig kommt hinzu, dass beim Flotten-Wert der AMAG auch noch die Sportwagen von Porsche, Lamborghini, Bugatti und Bentley einfliessen.
Unter diesen Voraussetzungen ist klar, dass die AMAG mit verschiedenen Massnahmen den Verkauf von Elektroautos ankurbeln will. Deshalb bietet der grösste Auto-Importeur der Schweiz jetzt Elektro-Occasionen günstiger an als Benziner oder Diesel. Über ein Tochterunternehmen gibt es weiter ein Schnupper-Abo, um drei Monate Stromer zu fahren. «Wandel benötigt Sicherheit und Zuversicht», ist sich AMAG-CEO Helmut Ruhl bewusst. Sein Unternehmen will deshalb Elektroautofahren einfacher machen und so den Wandel zur Elektromobilität beschleunigen. Denn Ruhl ist sich sicher. «Das Automobil ist Teil der Schweizer Mobilität und spielt auch in Zukunft eine sehr relevante Rolle.»

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