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«Man muss vorerst mit 1.80 bis 2 Franken rechnen»
Benzin und Diesel kosten an einigen Orten in der Schweiz wieder über 2 Franken. Warum sich Verbraucher vorerst an diese Preise gewöhnen müssen, erklärt Roland Bilang, Geschäftsführer der Avenergy Suisse gegenüber STREETLIFE.
Wer in der Schweiz sein Auto tanken möchte, muss seit ein paar Wochen wieder tiefer in die Tasche greifen. Ein Blick in die Statistik des TCS zeigt: der aktuelle Benzinpreis liegt im Schnitt bei 1.94 Franken. Doch woran liegt das und werden die Preise bald wieder sinken? Streetlife hat bei Avenergy Suisse, dem Verband der Schweizer Importeure von flüssigen Brenn- und Treibstoffen, nachgefragt.
Positive Wirtschaftsentwicklung steigert Nachfrage
Geschäftsführer Roland Bilang ist wenig zuversichtlich, was eine baldige Preissenkung anbelangt: «In den kommenden Monaten muss man weiterhin mit 1.80 bis 2 Franken rechnen.» Den Hauptgrund, wieso die Preise so hoch bleiben, sieht Bilang momentan vor allem beim hohen Rohölpreis. «Weiter steuert auch die positive Wirtschaftsentwicklung, insbesondere im chinesischen Markt, einen grossen Beitrag zur aktuellen Preissteigerung bei.» Auch der bevorstehende Winter auf der Nordhalbkugel spiele eine wichtige Rolle. «Allein in der Schweiz werden immer noch die Hälfte aller Haushalte mit Erdöl geheizt», sagt Bilang und erklärt weiter: «All diese Faktoren sorgen für eine grosse Nachfrage in einer nicht ganz so einfachen Marktsituation. Deshalb dürften die Preise nicht so schnell wieder sinken.»
Rekordabsatz erwartet beim Rohöl
Eine massive Auswirkung sieht Bilang auch beim Entscheid der OPEC+ (erweiterte Organisation Erdöl exportierender Länder) im April: «Wegen der schlechten wirtschaftlichen Prognosen wollten die Länder damals weniger Erdöl fördern.» Die weitere Preisentwicklung hänge sehr stark davon ab, ob die OPEC+ diese Entscheidung aufgrund der sich erholenden Wirtschaftslage und der starken Nachfrage nochmals ändern werde – global betrachtet erwarte man schliesslich einen Rekordabsatz beim Rohöl. «Diese Unsicherheit macht natürlich schon nervös und treibt die Preise in die Höhe», so Bilang.
Darum sind unabhängige Tankstellen oft günstiger
Besonders spannend sind auch die Preisunterschiede innerhalb der Schweiz. Ein Blick auf die TCS-Benzinkarte zeigt Unterschiede von über 30 Rappen pro Liter. Eine einfache Erklärung dafür hat Bilang nicht. «Das hängt von vielen Faktoren ab wie dem Lohn der Tankstellenmitarbeitenden, dem Standort oder auch den Mietpreisen.» Schlussendlich sei es aber wie beim Kaffee: «Dieser kostet auch mehr im Grandhotel als in der Kneipe um die Ecke», erklärt Bilang die tieferen Preise von unabhängigen Tankstellen. Die Marge der Verbandsmitglieder sei mit 10-15% jedoch sehr konstant geblieben in den letzten Jahren.
Weniger Absatz durch Home-Office und moderne Fahrzeuge
Auf den Absatz angesprochen sagt Bilang, dass dieser derzeit leicht rückläufig, aber stabil sei. Ob das an den steigenden Verkäufen von E-Autos liegt? «Es ist schwierig hier zu differenzieren. Wir führen den Rückgang eher auf die vermehrte Home-Office-Tätigkeit als Folge der Pandemie zurück.» Als weitere Ursache nennt Bilang auch den Verbrauch der Fahrzeuge. «Moderne Autos werden immer effizienter und verbrauchen entsprechend weniger Sprit.»
«Energiepreise werden allgemein nicht billiger»
So bleibt auch die Frage nach der Tankstelle der Zukunft weiterhin offen. Während einige Verbandsmitglieder weiter am reinen Spritverkauf festhalten, würden andere auf eine gemischte Strategie mit alternativen Energieträgern setzen. «Sicher ist einzig, dass die Energiepreise in jeder Sparte langfristig nicht billiger werden.
Ob die STREETLIFE-Community aufgrund der hohen Spritpreise einen Wechsel auf Elektromobilität in Betracht zieht, zeigt unsere Strassenumfrage.
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