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Jede zweite Schweizer Haft wegen unbezahlter Busse
Die Schweizer Gefängnisse sind am Limit: Laut den neusten Zahlen des Bundes sind derzeit rund 94 Prozent aller Haftplätze belegt. Ein grosser Teil der Insassen sitzt nicht wegen schwerer Straftaten, sondern wegen unbezahlter Bussen oder Geldstrafen.
Allein im letzten Jahr mussten über 9000 Personen in Haft. Fast 5000 davon, weil sie ihre Strafen nicht bezahlen konnten. Diese sogenannten Ersatzfreiheitsstrafen dauern im Schnitt rund acht Tage, verursachen aber enorme Kosten: Rund 200 Franken pro Person und Tag, bezahlt vom Steuerzahler.
Wie der Blick berichtet, mussten in Luzern sogar bereits Container aufgestellt werden, um genügend Haftplätze zu schaffen. Besonders betroffen seien Menschen in prekären Lebenslagen: Sozialhilfebezüger, Drogenabhängige oder Personen, die mit administrativen Abläufen überfordert sind.
Reform statt Strafe gefordert
Die Waadtländer SP-Nationalrätin Jessica Jaccoud fordert nun eine Reform. Sie kritisiert, dass der Aufwand für Behörden hoch sei, der Nutzen jedoch gering: «Diese Gefängnisaufenthalte bringen weder mehr Sicherheit noch eine abschreckende Wirkung», so Jaccoud gegenüber dem Blick. Sie plädiert dafür, Alternativen wie gemeinnützige Arbeit zu fördern. Ein Modell, das im Kanton Zürich bereits erfolgreich erprobt wird.
Der Bundesrat zeigt sich offen, das System zu überdenken. Eine Möglichkeit wäre, Schwarzfahren zu entkriminalisieren und stattdessen nur noch Zuschläge durch die Transportunternehmen zu erlauben. Das würde Polizei, Staatsanwaltschaften und Gerichte entlasten, und wohl auch die überfüllten Gefängnisse.

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