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Politik & Wirtschaft •
Wahlprogramme der deutschen Parteien

Ist bald Schluss mit Bleifuss auf deutschen Autobahnen?

Das planen die grossen deutschen Parteien zur Bundestagswahl Ende Februar in Sachen Verkehr und Mobilität – und diese Auswirkungen könnten sie auf die Schweiz haben.

Stempel runter, den Tacho hochjagen und sich nicht um Blitzer oder Tempolimits kümmern müssen – das gibt es nur in Deutschland. Doch das könnte sich bald ändern. Denn die Wahlprogramme der grosse Bundeparteien zeigen: SPD, Grüne und Linke setzen sich für ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen ein, während CDU, FDP, AfD und BSW die Freiheit auf der linken Spur erhalten wollen. SPD, Grüne und Linke wollen sogar ein Tempolimit von 120 oder 130 km/h erreichen, ähnlich wie in den deutschen Nachbarländern. CDU/CSU, FDP, AfD und BSW lehnen das ab. Im Detail sieht es so aus (links die Forderung, rechts die Begründung):

 

Tempo runter, Reisezeit rauf

Klar ist: Falls sich die Befürworter durchsetzen, hätte das auch Folgen für die Schweiz. Denn für viele Schweizer ist die Fahrt auf deutschen Autobahnen eine den wenigen Gelegenheiten, die vielen PS im Motor mal so richtig auszureizen. Mit einem Tempolimit von 130 km/h wäre das vorbei. Doch den Grünen und Linken gehts nicht nur darum, den Spass auszubremsen. Die Idee ist: Längere Reisezeiten könnten der Attraktivität von Autofahrten nach Deutschland schaden, und umweltfreundlichere Verkehrsmittel wie die Bahn würden an Bedeutung gewinnen. Das ist im Sinne dieser Parteien, denn: Weniger Geschwindigkeit bedeutet weniger CO₂-Ausstoss und eine geringere Lärmbelastung.

Hinzu kommt: Die Schweiz ist von deutschen Autobahnen abhängig. Sie sind die wichtigste Transitroute für Reisen in den Norden und für den Warentransport. Sollte Deutschland ein generelles Tempolimit einführen, könnten sich Verkehrsströme verlangsamen und Logistikunternehmen müssten neue Zeitpläne berechnen. Zudem könnte es sich auf die Wahl der Verkehrsmittel auswirken – schnellere Bahnverbindungen würden attraktiver.

Förderung von «E-Fuels»

Doch nicht nur das Tempolimit steht zur Debatte. CDU, FDP, AfD und BSW setzen etwa auf E-Fuels als Alternative zu Elektroautos. SPD, Grüne und Linke sehen sie hingegen nur als begrenzte Lösung. Falls Deutschland E-Fuels massiv fördert, könnte dies auch für Schweizer Tankstellen und Importeure eine Rolle spielen. Noch hat die Schweiz keine klare Strategie zu synthetischen Kraftstoffen. Doch eine starke deutsche Förderung könnte die Nachfrage steigern – und Investitionen in Infrastrukturmassnahmen beeinflussen.

Deutsche Politik, Schweizer Tankstellen

Klar ist: CDU und FDP wollen die CO₂-Bepreisung für fossile Kraftstoffe senken oder deren Anstieg zumindest verlangsamen. Das könnte zu günstigeren Benzinpreisen in Deutschland führen. Für Schweizer Autofahrer wäre das ein Anreiz, vermehrt jenseits der Grenze zu tanken. Falls Deutschland seine CO₂-Abgaben lockert, wie die bürgerlichen Parteien fordern, könnte die Schweiz unter Zugzwang geraten.

Privatisierung von Verkehrsinfrastruktur

Und wie sieht es bei den Investitionen aus? Die FDP will mehr privates Kapital in Strassenbau und Infrastrukturen einbinden. Auch das kann Auswirkungen auf die Schweiz haben: Falls Autobahnen dadurch teurer werden, könnte sich der Transitverkehr durch die Schweiz erhöhen – besonders wenn die Mautkosten steigen.

Auch die Transformation zur E-Monbilität ist ein wichtiges Thema bei der Bundestagswahl Ende Februar. Die SPD setzt klar auf Elektroautos und plant Massnahmen wie beispielsweise günstigere Ladestrompreise und eine längere Steuerbefreiung. Die CDU verfolgt eine technologieoffene Strategie und will auch Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe stärker fördern. Das würde wohl die Nachfrage nach alternativen Antrieben auch in der Schweiz stärken.

Verberenner im Brennpunkt

Auch das Verbrennerthema beschäftigt die deutsche Politik. AfD und BSW wollen das sogenannte Verbrennerverbot kippen, während Linke und Grüne auf eine konsequente Abkehr von fossilen Kraftstoffen setzen. Deren Pläne sehen zudem eine massive Stärkung der Bahn und des öffentlichen Verkehrs vor. Inlandsflüge sollen zurückgedrängt, der Ausbau des Schienennetzes forciert werden. Das würde sich direkt auf Kurzstreckenflüge von und nach Deutschland auswirken.

Klar ist: Die Entscheidungen in Deutschland haben auch Auswirkungen auf die Schweiz. Die Schweiz bleibt Ende Monat zwar nur Beobachter – doch die Weichen für die Zukunft des Verkehrs werden auch jenseits der Grenze gestellt.

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