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«Ein E-Auto würde unsere Kunden aktuell enttäuschen»
Jeder Vierte in der Schweiz verkaufte BMW hat ein M in der Modellbezeichnung. Sprich, es handelt sich um ein Sportmodell der M GmbH. Das ist umso eindrücklicher, da es BMWs Sporttochter noch an Elektromodellen fehlt. Dabei wäre die Schweizer Bevölkerung sehr elektroaffin sind. M-Chef Franciscus van Meel erklärt STREETLIFE, wieso sein Unternehmen sich mit einem Elektrosportler Zeit lässt.
Der stärkste BMW aller Zeiten. Der einzige seiner Art. Der letzte seiner ArtMit diesen Attributen bewirbt die Sporttochter des bayerischen Autobauers ihre neusten Modelle. Im letzten Jahr es mit XM, M3 Touring, M2 und M4 CSL letztes Jahr so viele wie noch selten in der M-Geschichte. So feiert ein Autohersteller Jubiläen – das 50-jährige Bestehen für die BMW-Sporttochter. Nur, alle diese neuen M-Modelle setzen noch auf leistungsstarke Benzinmotoren. Das höchste der Elektro-Gefühle ist ein Plug-in-Hybrid-Antrieb im XM. Funktioniert Elektromobilität für BMW im Sportbereich nicht? M-Chef Franciscus van Meel nimmt im Gespräch mit STREETLIFE Stellung.
Herr van Meel, will die M GmbH nichts vom Elektrotrend wissen?
Franciscus van Meel: Ganz verschlafen haben wir den Trend nicht. Wir haben mit dem i4 M50 und dem iX M60 schon Elektroautos und mit i7 M70 sowie i5 M60 folgen noch dieses Jahr die nächsten.
Das sind etwas sportlicher abgestimmte Serienmodelle, Sie nennen sie M Performance, aber noch keine reinen M-Modelle.
Ja, das ist korrekt. Aber wir entwickeln auch die M Performance Fahrzeuge, wie alle M-Modelle, auf der Rennstrecke – diese aber für die Strasse. Unsere High-Performance-Fahrzeuge, reine M-Modelle, wie Sie sie nennen, sind dann auch für den Einsatz auf der Rennstrecke gedacht. Daran arbeiten wir.
Können Sie schon mehr Details zum ersten Elektro-M verraten?
Wir testen bereits erste Prototypen auf öffentlichen Strassen. Sie haben vier E-Maschinen und ein komplett neues integriertes Fahrdynamik-Regelsystem. Dieses regelt die Fahrdynamik wie auch den Antrieb gleichzeitig aus einem zentralen Steuergerät. Wir sind der Meinung, dass das einmalig ist auf der Welt, weshalb wir auch guter Dinge sind, einen neuen Benchmark zu setzen. Aber: das braucht noch eine Weile.
Was heisst eine Weile?
(lächelt) Wir arbeiten daran. Sobald der elektrische M, wie ein echter M fährt, auch auf der Rennstrecke. Deshalb dauert es länger. Wir könnten jetzt ein Elektroauto lancieren, aber damit würden wir unsere Kunden enttäuschen. Jeder M muss besser sein als sein Vorgänger. Wenn wir also einen elektrischen M3 bringen, muss dieser den jetzigen Benziner übertreffen. Die Technologien für das Gesamtfahrzeug, Architektur, Software, Hardware, E-Maschinen, Konzept und Batterie müssen alle aufeinander abgestimmt sein. Das ist eine Herausforderung, welcher wir uns stellen.
Ein elektrischer M3 muss den jetzigen Benziner übertreffen.
Können Sie sich mit der E-Mobilität Zeit lassen, weil M-Kunden weniger preissensitiv sind und sie die Überwälzung allfälliger CO₂-Strafen nicht kümmert?
Das ist grundsätzlich richtig. Aber unsere Kunden erwarten auch, dass unsere Fahrzeuge dem Zeitgeist entsprechen und der geht in Richtung E-Mobilität. Deshalb können wir uns dem Thema gegenüber nicht verschliessen. Abgesehen davon sind die CO₂-Steuern in einzelnen Ländern so hoch, dass sie durchaus einen Einfluss haben. In Frankreich beispielsweise zahlen unsere Kunden auf jedes M-Modell 50'000 Euro CO₂-Strafe. Bei einem M3, der rund 100'000 Euro kostet, legen sie einfach nochmal die Hälfte drauf – und das wird dann auch unseren Kunden irgendwann zu viel. Auch bei ihnen kommt der Punkt, wo sie nicht bereit sind, mehr zu bezahlen, nicht etwa für das Produkt, sondern an den Staat.
In der Schweiz musste BMW vorerst keine CO₂-Sanktionen bezahlen. Wie wichtig ist der Schweizer Markt für die M GmbH?
Vom Volumen her sind die USA, Grossbritannien und Deutschland unsere wichtigsten Märkte. Aber die Schweiz hat mit Abstand den höchsten M-Anteil. Jeder vierte verkaufte BMW stammt von uns. Im letzten Jahr waren es sogar 27 Prozent aller BMW. Und am beliebtesten war übrigens die elektrische Limousine i4 M40. Es folgten der kompakte M135i, der Kombi M3 Touring und der SUV X3 M40i.

Franciscus «Frank» van Meel
Am 1. November 2021 übernahm der 57-jährige Automanager zum zweiten Mal den Chefposten bei BMWs Sporttochter M GmbH. Er hatte den Posten schon von 2015 bis 2018 inne. Dazwischen war er Produktleiter bei Rolls-Royce sowie der Luxus- und Oberklasse bei BMW. Vor seinem ersten Wechsel zu M im Jahr 2015 arbeitete van Meel 16 Jahre für Audi.
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