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Grüne Nationalrätin kämpft für Carpooling
Bei Extraspuren für Autos mit Fahrgemeinschaften bleibt der Bund skeptisch. Der Grund: Dem Schweizer Nationalstrassennetz fehlt schlicht der Platz für solche Sonderspuren. Das schreckt die grüne Nationalrätin Franziska Ryser nicht davor ab, erneut einen Vorstoss für Carpooling einzureichen.
Der Poolgedanke spielt bei Franziska Ryser eine zentrale Rolle. Als sie 2019 für die St. Galler Grünen in den Nationalrat gewählt wurde, erlangte sie landesweite Bekanntheit als Teil der überparteilichen Polit-WG mit Mike Egger, SVP, und Andri Silberschmidt, FDP. Als an einem Abend Bundesrätin Simonetta Sommaruga spontan bei der WG zum Znacht vorbeischaute, berichtete der Blick über diesen Besuch.
Treu ihrer politischen Ausrichtung bevorzugt Ryser die öffentlichen Vermehrsmittel. Auf ihrer Homepage zeigt sich die mediengewandte Politikerin aber auch als Mitglied der genossenschaftlich organisierten Carsharing-Plattform «Mobility» oder radelnd auf einem «Share me»-Lastenrad in einem Wahlvideo.
Fahrgemeinschaft gegen Klimakollaps
Die Polit-WG ist inzwischen Geschichte. Egger steht kurz vor der Hochzeit mit einer FDP-Frau. Silberschmidt hat bereits geheiratet. Und Ryser ist mittlerweile Mutter geworden. Politisch aktiv sind sie noch alle. So hat die grüne St. Gallerin im Dezember 2024 eine Petition eingereicht, bei welcher der Poolgedanke eine zentrale Rolle spielt. Ryser lädt den Bundesrat ein, die Anreize für Carpooling auf Nationalstrassen zu untersuchen. Der Bundesrat soll aufzeigen, wie das Potential von Carpooling zur Staureduktion und Klimaentlastung genutzt werden kann. Ryser sind Autos, welche zu Stosszeiten mit durchschnittlich nur 1,1 Personen unterwegs sind, ein Dorn im Auge.
Fremde Mitfahrer
Ganz falsch liegt Ryser nicht: Ein höherer Besetzungsgrad der Autos durch Carpooling könnte zwar das Stauproblem nicht lösen, wie sie hofft, aber vielleicht entschärfen. Der vom ASTRA bereits 2011 veröffentlichte Bericht «Potenzial von Fahrgemeinschaften» schätzt den Nutzen von Carpooling theoretisch als gross ein. Im von der ETH realisierten Bericht wird aufgezeigt, dass auf unseren Autobahnen der Verkehr reduziert werden könnte, wenn Personen ihre Start und Zielpunkte in Fahrgemeinschaften intensiv koordinieren würden. Könnte. Würden. Die meisten Pendler stehen vermutlich lieber 15 Minuten im Stau, als sich von einem fremden Mitfahrer den Kopf mit irgendwelchen Verschwörungstheorien volllabern zu lassen.
Kein Interesse
Zwar wäre es signaltechnisch möglich, einzelne Fahrspuren für das Carpooling zu priorisieren. Das ASTRA bleibt aber mehr als skeptisch. Bund und auch einige Kantone haben bereits 2022 klar abgewunken. Hauptgrund: kein Platz für Extraspuren. Dort wo Carpooling-Spuren freigegeben werden könnten, staut sich der Verkehr bereits. Auch das politisch rotgrüne Basel hat kein Interesse an Sonderspuren für privat koordinierte Gruppenfahrten. Den Platz für eine zweite Spur würde man lieber für Busse oder Velos nutzen – oder gleich renaturieren. Nun fragt sich, weshalb die grüne Ostschweizerin Franziska Ryser ihre Carpooling-Petition eingereicht hat, obwohl diese Idee im Parlament wohl chancenlos bleiben wird?
Zugriff auf das NAF-Geld
Vermutlich zielt Ryser und die Fraktion der Grünen mit dieser Fahrgemeinschafts-Petition auch auf das Abgreifen öffentlicher Gelder – eine Kernkompetenz der linksgrünen Politik. Kein Wunder, haben auch die beiden autofeindlichen, grünen Fraktionsmitglieder Marionna Schlatter und Michael Töngi Rysers Petition mitunterzeichnet, um den Zugriff in den Geldtopf des Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrs-Fonds NAF anzustreben. Wie zu erwarten, fordert die Petition zudem den Ausbau der öffentlichen Verwaltung: Eine neue, nationale Vermittlungsplattform soll das Carpooling koordinieren und überwachen.

Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.
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