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Politik & Wirtschaft •
Autofeindliche Politik

Grünen-Nationalrat Töngi glaubt an weniger Verkehr

Der Luzerner Grünen-Nationalrat Michael Töngi hinterfragt mit einer Interpellation den vom Parlament abgesegneten Ausbau des nationalen Stassennetzes. Dem Verkehrspolitiker sind Autolärm und Parkplätze ein Greuel.

Manchmal wirkt die Politik der Grünen für Aussenstehende seltsam. Da setzen sich die Grünen für offene Grenzen ein und nehmen dabei eine 12-Millionen-Schweiz in Kauf. Beim Wachstum der Schweiz scheint den Grünen der Umweltschutz eine untergeordnete Rolle zu spielen. «Die Migration ist eine Quelle des Wohlstands» lautet ihr programmatischer Leitsatz. Bei der ungebremsten Ausweitung der Siedlungsfläche könnte man meinen, die Grünen-Devise laute: «Mehr Beton für mehr Menschen». Auch bei der Förderung des öffentlichen Verkehrs durch immer dichtere und schnellere Zug- und Busverbindungen scheint das Motto der Grünen zu lauten: «Mehr Beton für den 15-Minutentakt».

Mehr Beton für mehr Autos

Eine zunehmend bevölkerungsreiche Schweiz bedeutet unweigerlich auch ein Wachstum des Individualverkehrs – mehr Beton für mehr Autos. Und da kommt jetzt der Grünen-Nationalrat Michael Töngi ins Spiel. Töngi war bei der linken POCH, bei der IG-Velo, beim Mieterinnenverband, beim VCS und landete schliesslich bei den Grünen. Töngi ist Co-Koordinator des LGBTIQ+ Netzwerks der Grünen und Mitglied der wichtigen Verkehrs- und Fernmeldekommission. Dort kämpft er für fossilfreie Mobilität, für ausgebaute ÖV-Netze und für mehr Velorouten. Autolärm und Parkplätze sind ihm ein Greuel. Deshalb hat Töngi diesen April eine Interpellation mit dem Titel «Mehr Beton für weniger Autos?» eingereicht.

Falsche Prognosen?

Der Luzerner Nationalrat möchte vom Bundesrat wissen, wie er den vom Parlament geforderten Ausbau des nationalen Strassennetzes einschätzt. Töngi hat an einigen Verkehrspunkten einen leichten Rückgang des durchschnittlichen Tagesverkehrs festgestellt. Beispielsweise sei der Verkehr im N1-Abschnitt-Grauholz bei Bern zwischen 2017 und 2023 um 1% zurückgegangen. Auch an einigen Stellen in St. Gallen oder im Kanton Waadt hat er weniger Verkehrsaufkommen ausgemacht. Töngis Interpellation lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Einige Prognosen des Verkehrsaufkommens liegen tiefer und deshalb solle der Bundesrat den parlamentarisch beschlossenen Ausbau des nationalen Strassennetztes nochmals überprüfen.

Mehr Verkehr

In Schaffhausen hat der durchschnittliche Tagesverkehr auf der A4, welche ausgebaut werden soll, zwischen 2017 und 2023 um 4,8% zugenommen. Auch in Luzern oder Basel hat der Verkehr zugenommen. Während den Corona-Pandemie war der gesamte Tagesverkehr in der Schweiz zwar rückläufig, aber seit Ende der Pandemie steigt das Verkehrsaufkommen wieder an. Trotz breiter Etablierung des Homeoffice liegt an vielen Messpunkten der durchschnittliche Tagesverkehr bereits wieder über dem Niveau vor Corona. Zudem erwähnt Nationalrat Töngi in keinem Wort die bevorstehende 12-Millionen-Schweiz, in welcher das bestehende Strassennetz kollabieren würde.

Verkehrskollaps in Dörfer

Zur Demokratie gehört auch die Akzeptanz der parlamentarischen Entscheide. Der Ausbau des nationalen Strassennetzes ist beschlossen, auch wenn der VCS und die linksgrünen Parteien das Referendum «Stopp Autobahn-Bauwahn» eingereicht haben. Bundesbern und den Kantonen geht es darum, die volkswirtschaftlichen Folgekosten der Staus von fast vier Milliarden Franken zu reduzieren. «Wer Strassen sät, wird Verkehr ernten» lautet ein Slogan der Grünen. Der Kern dieses Slogans beinhaltet ein Stück Wahrheit. Bei veränderter Perspektive könnte der Slogan auch lauten: «Wer die Schweiz mit Menschen flutet, wird Verkehr ernten.» Oder auch: «Wer Fahrzeuge von Autobahnen drängt, wird den Verkehrskollaps in Dörfer ernten.»


Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.

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