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Politik & Wirtschaft •
Initiative fordert gebührenfreie, erste Stunde

Gratis parkieren in Fribourg – eine Stadt stimmt ab

In Fribourg wird diesen Sonntag darüber abgestimmt, ob auf den kommunalen Parkplätzen die erste Stunde gratis parkiert werden darf. Die Initiative will mehr Leben in der Stadt, weniger Regeln und einen besseren Zugang zur Kantonshauptstadt.

Das Freiburger Stadtparlament mit einer aktuell rot-grünen Mehrheit lehnte die Initative klar ab. Nun hat das Volk das letzte Wort. Morgen Sonntag werden wir erfahren, ob in Fribourg bald auch gratis parkiert werden kann.

Für eine belebte Stadt

Die Initiative wurde von Claudio Rugo (Künstlerpartei), Simon Murith (Die Mitte), Adrienn Salina (FDP), Pascal Wicht (SVP), David Krienbühl (Gewerbeverein) und Philippe Roschy (Gastro Stadt Freiburg) lanciert. Das Initiativkomitee fordert, dass sich gerade auch Leute ausserhalb der Stadt nicht aus Freiburg ausgeschlossen fühlen.

Unter anderem wirbt auch der Gastronomieverband Gastro Fribourg für ein «Ja» zur Initiative. Der Verband schreibt auf seiner Website, dass so zirka 4500 Plätze gratis genutzt werden könnten, Einschränkungen abgebaut würden und die Stadt attraktiver werden würde.

 

Die Initiative kurz zusammengefasst

Die Initiative «Die erste Stunde Parkieren ist gratis in Freiburg» verlangt, dass auf den Parkplätzen der Gemeinde die erste Stunde gratis parkiert werden kann. Ausgenommen ist das Gebiet um den Bahnhof, max. 50 m Umkreis.

Die Initiative betrifft nur die Parkplätze der Gemeinde; privater Parkplatzanbieter sind nicht betroffen. Der Gemeinderat und der Generalrat empfehlen mit «Nein» abzustimmen. Die Initianten sammelten für die Vorlage rund 3000 Stimmen und reichten diese im vergangenen August bei der Stadtverwaltung ein.

Idee kommt gut an

Elena Ramos, Generalsekretärin TCS Sektion Freiburg, unterstützt das Vorhaben. Sie erzählt, dass die Initiative auf viel positives Echo stosse. «Manchen gefällt der Vorschlag einfach, gratis parkieren zu können. Andere wollen für die Initiative abstimmen, damit die Politik aufhöre, weitere Einschränkungen zu beschliessen», sagt Ramos zum Abstimmungskampf. Sie befürchtet auch, dass weitere Regelungen das Leben in der Stadt ersticken könnten. Bereits seien die Strassen manchmal verlassen.

Wie Lotto spielen

Gérald Collaud von der Mitte-Links-CSP Freiburg hingegen ist überzeugt, dass es Regeln brauche. Er will nicht, dass zu viele Autos in der Stadt sind. «Es würde mehr Autos geben und gleichviel Parkplätze. Aber wenn man weiss, dass man vielleicht gratis parkieren kann, dann werden mehr Autofahrende versuchen einen Parkplatz zu finden. Das ist wie Lotto spielen», befürchtet der Politiker. Das Auto sei zwar in einigen Fällen wichtig, zum Beispiel für ältere Menschen oder um grössere Einkäufe zu erledigen. Doch hätte es zu viel Verkehr, würden diese Autolenkenden auch nicht mehr schnell an ihr Ziel kommen, befürchtet Gérald Collaud.

Ärger wegen verlängerten Parkgebühren

Im Januar 2023 verlängerte die Stadt die gebührenpflichtigen Zeiten zum Parkieren um 90 Minuten. «Die Initiative ist sicher auch eine Reaktion auf die unerwartete Ausweitung der gebührenpflichtigen Zeiten für Autoparkplätze», so der Komitee-Direktor der Initiative David Krienbühl. Das Volksbegehren solle nun den Dialog zwischen dem Gewerbe und der Regierung auf eine neue Basis stellen, sagt der FDP-Generalrat vom Gewerbeverband Krienbühl. «Wir wünschen uns, dass wir mit der Regierung wieder ins Gespräch kommen», fügt er an. In Lausanne, zum Beispiel, hätten sich Kompromisse finden lassen, so der Gewerbler Krienbühl. Auch Jean-Thomas Vacher von der Mitte ist überzeugt, «Es braucht weniger ideologische Gegensätze: die Verkehrsmittel müssen nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Stadt fördert sanfte Mobilität

Der Gemeinderat hält fest, dass die Gratis-Stunde ein falsches Zeichen setze. «Man kommuniziert den Automobilisten damit, dass mehr Personen mit dem Auto in die Stadt fahren sollten», sagt Thierry Steiert. Doch das Gegenteil sei der Fall: zu viel Verkehr führe zu mehr Emissionen, mehr Lärm, weniger Lebensqualität und richte sich gegen Velo- oder Trottinettfahrerinnen sowie Fussgänger, erklärt der SP Stadtammann. Diese sanfte Mobilität sei aber gerade von der Stadtbevölkerung erwünscht und dürfe nicht beeinträchtigt werden, so Steiert

Gegner und Befürworter der Initiative

Gewerbe kämpft ums Überleben

«Ein Metzger braucht auch seine Kundschaft von ausserhalb, sonst kommt er nicht auf seinen Jahresumsatz», erklärt David Krienbühl. Die Läden, das Gewerbe und die Gastronomie könnten nicht allein mit der Kundschaft aus der Gemeinde überleben. Gleichzeitig höre er immer mehr Leute sagen, es sei mit all den Einschränkungen einfach zu kompliziert in der Stadt einzukaufen. «Wir benötigen ein Gleichgewicht zwischen den Interessen und in der Stadt braucht es auch Platz für das Auto», ist der Komitee-Direktor überzeugt. Die Stadt sieht das anders. «Mehr Leben und Kundschaft kommt nicht dank dem Auto in die Stadt. Zudem ist zum Beispiel der Onlinehandel für das Gewerbe das schwierigere Problem als es weniger Parkplätze sind», so der Stadtammann Steiert.

Wie die Einwohner der Stadt Freiburg darüber denken, wird sich in der Abstimmung zeigen. Jean-Thomas Vacher wagt eine Prognose: «Das Resultat wird wahrscheinlich knapp werden». Wir sind gespannt auf den Entscheid.

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