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Politik & Wirtschaft •
Ford Escort, Fiesta und Focus

Gnadenstoss für beliebte Ford-Modelle

Viele Besitzer von Fiesta oder Focus können nicht nachvollziehen, weshalb Ford die Produktion dieser etablierten Modelle stoppt. Weshalb wurden Fiesta oder Focus nicht zu zeitgemässen, witzigen Autos weiterentwickelt?

Von welchem Teufel sind die Markenstrategen von Ford geritten, wenn sie beliebten und etablierten Modelle ohne Not den Gnadenstoss geben? Viele Autofahrer können nicht nachvollziegen, weshalb Ford ehemalige Bestseller wie Escort, Fiesta oder Focus beerdigt. Weil es für einen Autohersteller nichts Wertvolleres gibt als eine Modellreihe, welche bei ihren treuen Besitzern Vertrauen geniesst, führt die kontinuierliche Weiterentwicklung oft zu nachhaltigem Erfolg. Ford hingegen überrascht regelmässig mit schwer nachvollziehbaren Streichungen weltbekannter Modellreihen.

Lebenslange Markentreue

Beim Fiesta kommunizierte Ford das rabiate Ende hauptsächlich mit zwei Gründen. Erstens fahren preiswerte Kleinwagen zu wenig Rendite ein. Dieses Feld überlässt man den anderen. Zweitens passte der Fiesta nicht mehr in Fords Elektrifizierungsstrategie. Aber weshalb entwickelte Ford den Fiesta nicht einfach weiter? Stellantis oder Volkswagen setzen beispielsweise auf modulare Kleinwagenplattformen, welche Autos mit Elektro-, Hybrid- oder Benzinantrieb ermöglichen. Kleinwagen sind oft der Beginn einer lebenslangen Markentreue. Ein Fiesta-Besitzer steigt später um auf einen Escort und danach vielleicht sogar auf einen Explorer.

Ikone Escort

Zur besonderen Erfolgsgeschichte wurde auch der Ford Escort. Zwischen 1968 und 2000 liefen rund 20 Millionen Escort vom Band. Bereits in den ersten fünf Monaten verkaufte Ford mehr als 100'000 Stück dieses Kompaktwagens. Der Kühlergrill der ersten Baureihe erinnerte an einen grossen Hundeknochen. Totalen Kultstatus genoss der sportliche Escort RS2000, welcher auch WM-Rallys gewann. Der britische Autoveredler Boreham legt den ikonischen RS2000 sogar als originalgetreuen Nachbau neu auf. Im Jahr 2000 ersetzte Ford den Escort durch den neuen Focus. Weshalb der erfolgreich aufgebaute Markenname Escort über Bord geworfen wurde, bleibt ein Rätsel.

Stilllegung des Ford-Werks

Auch der Escort Nachfolger Focus wurde im Lauf der Jahre immer bekannter. 2025 ist nun auch mit dem Focus Schluss. Das deutsche Ford-Werk Saarlouis wird deshalb voraussichtlich dicht gemacht. Die Begründung von Ford lautet ähnlich wie beim Fiesta: In die offensive Elektrifizierungsstrategie passt der Focus nicht mehr. Zudem litt er unter der schwindenden Nachfrage nach klassischen Kompaktwagen. Auch hier verzichtete Ford auf die Entwicklung einer zukunftsorientierten, modularen Focus-Plattform.

Revival von Capri und Bronco

Eigentlich sollte Ford den Wert ikonischer Modellnamen kennen. Der Ford Capri war als «europäischer Mustang» so beliebt, dass der Name aus der Versenkung geholt wurde. Allerdings sind eingefleischte Fans des ikonischen Sportcoupés leicht verwirrt. Der neue Capri ist zum modischen Elektro-SUV-Coupé mutiert. Einen gelungenen Modelltransfer in die Neuzeit ist Ford mit dem Bronco gelungen. Der neue Bronco besitzt die DNA der alten Offroad-Ikone und verkauft sich hervorragend.  Vielleicht werden irgendwann auch die berühmten Modellnamen Escort, Fiesta oder Focus aus der Versenkung zurückgeholt.
 


Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.

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