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Formel-1-Bolide brettert über tschechische Autobahn
Im satten Ferrari-Rot und ohne Nummernschild jagte der Wagen vor ein paar Tagen über die Autobahn. Dabei überholte der Fahrer zahlreiche verdutzte Lenker in ihren «normalen» Fahrzeugen. Die Polizei hat wenig Verständnis. Sie fahndet mit Hochdruck nach dem Lenker.
Zur aufsehenerregenden Fahrt kam es vor ein paar Tagen auf der Autobahn D4 in Tschechien. Die Strecke führt von Prag nach Nová Hospoda. Wie Augenzeugen berichten, tauchte der Formel-1-Wagen plötzlich auf, jagte zwischen Lkws und anderen Fahrzeugen hindurch und drückte aufs Gaspedal. Der Wagen war nicht alleine unterwegs, begleitet wurde er von einem Lamborghini und einer Corvette.
Der Fahrer des Formel-1-Boliden fühlte sich offenbar sicher, nicht erkannt zu werden. Auf dem Youtube-Kanal «TrackZone» postete er danach das Video der Fahrt. Darin zu sehen: Er legte an einer Tankstelle sogar einen Boxenstopp ein. Viele Schaulustige filmten dabei das illegale Spektakel.
Lesbare Nummernschilder bei den Begleitfahrzeugen
Die tschechische Polizei findet das gar nicht lustig. Der Formel-1-Wagen war ohne Zulassung und damit ohne Versicherung unterwegs. Zudem soll er mehrfach die erlaubte Geschwindigkeit von 130 Stundenkilometern deutlich überschritten haben. Die Polizei fahndet deshalb mit Hochdruck nach dem Fahrer. Es drohen eine hohe Geldstrafe und der Ausweisentzug. Gegenüber dem Nachrichtenportal TN.cz sagte Polizeisprecherin Vlasta Suchánková: «Wir werden selbstverständlich auch die Fahrer untersuchen, die das Formel-Gefährt begleitet haben und deren Fahrzeuge lesbare Nummernschilder haben.»
Der deutschen Zeitung Bild gelang es, mit der Fahrergruppe zu sprechen. Sie wollen verständlicherweise anonym bleiben. «Es war nie als Stunt gedacht», erklären sie. «Wir lieben es, zu sehen, wie positiv die Leute reagieren.» Es gehe ihnen nur um den Spass, das Auto auf öffentlichen Strassen zu testen. Vor der Polizei hätten sie keine Angst. Selbstsicher sagen sie: «Um rechtliche Schritte einzuleiten, müssten die Behörden das Auto physisch anhalten und den Helm des Fahrers abnehmen, um seine Identität zu bestätigen.»
Bewusste Streckenwahl
Bis jetzt kamen sie damit durch. Denn es war nicht die erste Fahrt der Gruppe. Seit 2019 tauchen immer wieder Berichte über einen Formel-1-Wagen auf öffentlichen Strassen in Tschechien auf. Die Fahrten sind akribisch geplant. Es werden Strecken ohne Überwachungskameras ausgewählt und Kameraleute warten an wichtigen Punkten wie Brücken oder an Raststätten. Danach tauchen die Videos in den sozialen Netzwerken auf.
Formel-1- oder Formel-2-Wagen?
Aufmerksame Leser meldeten sich mit dem Hinweis, dass es sich beim Wagen eher um ein Formel-2-Fahrzeug handeln muss.
Gegenüber der Bild-Zeitung äusserte sich die anonyme Gruppe um den Fahrer wie folgt: Beim Wagen handle es sich um einen Ferrari F1 Dallara 015 aus dem Jahr 2006. Der Prototyp habe einen V8-2,4 l Motor, der in Monza getestet wurde. Es kam allerdings nie zu einer Zusammenarbeit. Stattdessen sei das Fahrgestell leicht angepasst und ab 2008 in der GP2-Serie eingesetzt worden. Daher wird das Auto oft fälschlicherweise für ein GP2-Fahrzeug gehalten, was es ursprünglich aber nicht sei.
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