Werbung
«Es hat gerumpelt und mich im Sitz zusammengedrückt»
Seit Montag steht sie wieder auf der Autobahn A1. Die Baustellenbrücke «ASTRA Bridge». Vor zwei Jahren sorgte der Aufbau auf der Gegenfahrbahn für Stau und ein Verkehrschaos. STREETLIFE testete die Brücke und fragte bei Verkehrsteilnehmenden nach.
Imposant steht sie da. Die Baustellenbrücke auf der A1 in Reicherswil SO in Fahrtrichtung Zürich. Seit Sonntag ist sie für den Verkehr freigegeben. Am Montagmorgen musste sie sich erstmals im Berufsverkehr beweisen. Auf einem der meistbefahrenen Autobahnabschnitte der Schweiz steht der mobilen Brückenkonstruktion eine Bewährungsprobe bevor. Da dürfte sich im zuständigen Bundesamt für Strassen ASTRA vor der Eröffnung doch etwas Nervosität breitgemacht haben. Und das mit gutem Grund.
Vor zwei Jahren sorgte eine Testphase der Baustellenbrücke nämlich für ordentlich rote Köpfe und die «ASTRA-Bridge» ging als Pannenbrücke in die Verkehrsgeschichte ein. Am ersten Tag verursachte sie damals fast 22 Kilometer Stau. Nichts ging mehr. Auch das Umland versank im Verkehrschaos. Aufgrund zu steiler Auf- und Abfahrtsrampen konnten Lastwagen zudem die Brücke nicht im vorgesehenen Tempo befahren.
Jetzt läuft der zweite Versuch und STREETLIFE war am Montag mittendrin. Das Problem mit der steilen Rampe habe man mittlerweile korrigieren können, heisst es beim ASTRA auf Anfrage. «Die Rampen wurden beidseits um je zehn Meter verlängert. Dadurch wurde der Winkel bei der Auf- respektive Abfahrt flacher.»
Im Vorfeld seien zudem ausführliche Tests durchgeführt worden: mit verschiedenen Fahrzeugtypen wie doppelstöckige LKWs, tiefergelegte Sportwagen mit zehn Zentimetern Bodenfreiheit, Wohnwagen und Sattelschleppern. «Die ASTRA Bridge kann von allen Verkehrsteilnehmenden ohne Bedenken und Einschränkungen mit 60 km/h befahren werden», heisst es weiter.
Auf einem Rastplatz gleich nach der Brückenkonstruktion fragen wir bei den Verkehrsteilnehmenden nach. Wie war die erste Fahrt über die mobile Brücke? «Es hat ziemlich gerumpelt und es hat mich auf dem Sitz zusammengedrückt», erzählt Daniel Grossenbacher, 55, Lastwagenchauffeur aus Bern. Von den flacheren Winkeln ist er nicht überzeugt. «Ich bin nur mit 50 darübergefahren. Es ist im Vergleich zum ersten Mal sicherlich besser befahrbar, aber nicht optimal. Es ist nicht einfach zum Herunterfahren und es rumpelt stark.»
Etwas unwohl fühlte sich auch Rebecca Bachmann, 44, aus Ersigen BE. «Es ist ein komisches Gefühl, auf einmal über eine Brücke auf der Autobahn zu fahren. Zudem ist sie wackelig und nicht so eben, wie eine normale Strasse.»
Unsichere Autofahrende sorgten zudem für nicht ganz ungefährliche Situationen. «Die Leute bremsen vor der Brücke stark ab, da es dort eine Bodenwelle hat», erklärt Sandra Tavolieri, 53, aus Sirnach TG.
5 Millionen nur für Verbesserungen
Am ersten Tag mit Berufsverkehr blieb der Stau rund um die «ASTRA-Bridge» aus. Kleinere Verzögerungen gab es aufgrund unsicherer Verkehrsteilnehmenden. Doch die Bewährungsprobe für die «ASTRA-Bridge» dauert an. Auch politisch. Das Projekt gilt als Prestige-Projekt des Bundesamtes für Strassen und hat bis jetzt 25 Millionen Franken verschlungen. Allein die Optimierungen der Auf- und Abfahrtsrampen kostete 5 Millionen Franken.
Für SVP-Nationalrat und Transporteur Thomas Knutti ist die Brücke ein Mega-Flop. Gegenüber der NZZ sagt er: «Diese Brücke muss man aus dem Verkehr ziehen.» Seit er sie selbst befahren hat, ist er überzeugt: «Sie wird nie funktionieren.» UVEK-Vorsteher Bundesrat Albert Rösti hat bereits angekündigt, die Brücke abzubauen, sollte das Projekt erneut scheitern.
Dabei ist die ursprüngliche Idee nicht schlecht. Während der Verkehr über die Brücke fliesst, können Bauarbeiter darunter die Strasse sanieren. «Insbesondere kann teure – und unsoziale – Nachtarbeit eingespart werden», erklärt das ASTRA.
Weitere Einsätze möglich
Wie es mit der ASTRA Bridge weiter geht, sei laut der Strassendirektion vom aktuellen Projekt auf der A1 abhängig. «Derzeit steht der Einsatz auf dem Abschnitt Recherswil–Luterbach im Fokus. Wenn dieser Pilotbetrieb zeigt, dass die optimierte Brücke funktioniert, werden die nächsten Einsätze nach Abschluss des Pilots kommuniziert.»

Hast du etwas beobachtet?
Werbung