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Politik & Wirtschaft •
Teslas Robotaxi Day

Elon Musks Befreiungsschlag – oder sein grosses Fiasko

Alle Augen auf Elon: Der «Robotaxi Day» in der Nacht auf Freitag wird mitentscheiden, ob Tesla seine Vormachtstellung im E-Auto-Markt behaupten kann. Für Elon Musk wird es entweder ein ganz grosser Tag – oder ein Flop mit weitreichenden wirtschaftlichen Folgen.

Erst kürzlich tanzte er für Donald Trump, diese Woche jedoch wird es für Elon Musk mehr als ernst. Denn: Am Donnerstag (hierzulande wohl in der Nacht auf Freitag) veranstaltet Tesla in Hollywood den sogenannten «Robotaxi Day». Dieser Event wird mit grosser Spannung erwartet – und kann mitentscheiden, ob Tesla weiterhin als technologischer Visionär wahrgenommen wird, oder ob der E-Pionier auf Dauer nur noch einer von vielen E-Autoherstellern bleibt. Besonders für Elon Musk ist dieser Tag von zentraler Bedeutung. Denn seine Investoren erwarten mehr als nur heisse Luft. Sie verlangen neben überzeugenden Antworten auf die wachsende Konkurrenz auch konkrete Fortschritte in Sachen autonomes Fahren.

Die Bedeutung des «Robotaxi Day»

Der «Robotaxi Day» ist deshalb mehr als eine reine PR-Veranstaltung. Der Event soll potenziell bahnbrechende Neuigkeiten zum autonomen Fahren präsentieren, insbesondere im Vergleich zu Mitbewerbern wie Waymo, dem autonomen Tochterunternehmen von Alphabet, oder General Motors' Cruise. Beide Konkurrenten sind im Bereich des autonomen Fahrens weit fortgeschritten und sammeln wertvolle Daten durch tatsächliche Einsätze auf (US)-Strassen. Waymo beispielsweise absolviert mittlerweile jede Woche unzählige Fahrten ohne menschliche Fahrer. Tesla hingegen hat zwar Fortschritte bei seinem Fahrerassistenzsystem «Full Self Driving» (FSD) gemacht. Doch die entscheidende Technologie für vollständig autonome Fahrzeuge lässt auf sich warten.

Für Musk markiert der Tag deshalb einen kritischen Moment. Zwar geniesst Tesla an der Börse nach wie vor eine Premiumbewertung. Aber der Aktienkurs liegt rund 40 Prozent unter seinem Allzeithoch. Investoren fragen sich, ob Tesla seinen Innovationsvorsprung halten kann, zumal die Konkurrenz bei Elektrofahrzeugen stetig wächst. Marken wie Ford, General Motors, Volkswagen oder chinesische Hersteller wie BYD, Xpeng und Li haben in den letzten Jahren Fortschritte gemacht. Selbst der technologische Glanz, der Tesla lange umgab, findet die Kundschaft heute auch in Fahrzeugen wie beispielsweise dem Mercedes EQE – oft für weniger Geld.

Unzureichend und gefährlich?

Musk verfolgt im Bereich des autonomen Fahrens einen eingenen Ansatz: Tesla setzt exklusiv auf optische Kameras und künstliche Intelligenz, um die Fahrzeuge selbstständig fahren zu lassen. Andere Hersteller nutzen eine Kombination aus Kameras, Ultraschall- und Lasersensoren, um die Sicherheit zu maximieren. Musk dagegen ist überzeugt, dass Teslas «Augen und Gehirn»-Ansatz – also Kameras und neuronale Netzwerke – die Zukunft des autonomen Fahrens darstellt.

Dieser Glaube hat Kritiker auf den Plan gerufen. Dan O’Dowd, Gründer von Green Hills Software und langjähriger Kritiker von Tesla, beschreibt Musks Bemühungen im Bereich autonomes Fahren als unzureichend und gefährlich. Er geht sogar so weit, Musks Fortschritte mit «einem Dreirad im Rennen der autonomen Fahrzeuge» zu vergleichen. Solche harsche Kritik trifft einen Nerv – nicht zuletzt angesichts der Tatsache, dass Musk seit 2016 jedes Jahr behauptet, das vollständige autonome Fahren stehe unmittelbar bevor.

Wirtschaftlicher Scheideweg

Was den «Robotaxi Day» aber wirtschaftlich so wichtig macht, ist die zentrale Frage, wie Tesla mit seinem autonomen Fahrzeugdienst Geld verdienen möchte. Analysten sehen in der Robotaxi-Technologie ein potenziell milliardenschweres Geschäft. Doch um in diesem Rennen mitzuhalten, muss Musk nicht nur eine überzeugende technologische Lösung präsentieren, sondern auch ein Geschäftsmodell, das Investoren von den langfristigen Wachstumsaussichten Teslas überzeugt. Die Erwartungen sind riesig: Um den teuren Aktienkurs zu rechtfertigen, erwarten die Märkte ein greifbares Konzept für die Einführung autonomer Robotaxis bis spätestens 2026 – und eine klare Strategie, wie Tesla von dieser Technologie profitiert.

Einige Beobachter glauben deshalb, dass Musk neben den Robotaxis auch ein neues Modell – das «Model 2» – vorstellen könnte. Dieses günstigere Elektrofahrzeug, das weniger als 30'000 US-Dollar kosten soll, könnte dazu beitragen, Teslas Absatzzahlen wieder anzukurbeln und die Massen zu erobern. In der Zwischenzeit hat Tesla mit sinkenden Absatzzahlen in den USA zu kämpfen, während der Verkauf von Hybridfahrzeugen – eine Nische, die Tesla bislang vernachlässigt hat – stark ansteigt.

Wachsende Konkurrenz

Tesla hat im vergangenen Jahr etwa 1,8 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert, was den Erwartungen der Analysten entspricht. Doch im Vergleich zu den beeindruckenden Wachstumsraten der vergangenen Jahre fällt diese Zahl eher ernüchternd aus. Während Tesla in der Vergangenheit regelmässig zweistellige Zuwachsraten vermelden konnte, geht das Wachstum der Elektrofahrzeugverkäufe weltweit zurück. Die steigende Konkurrenz von Hybridfahrzeugen und die langsame Entwicklung der Ladeinfrastruktur stellen ebenfalls Herausforderungen dar. Durch die zunehmende Beliebtheit von Plug-in-Hybriden, die eine flexible Alternative für Kunden darstellen, verliert Tesla an Attraktivität. Das Unternehmen hat zudem Schwierigkeiten, mit den wachsenden Anforderungen der Märkte Schritt zu halten, insbesondere im Bereich der preisgünstigeren Modelle.

Angesichts dieser Herausforderungen hat Elon Musk einiges zu beweisen. Der «Robotaxi Day» könnte das entscheidende Ereignis sein, das Tesla entweder zurück an die Spitze der Technologiegiganten katapultiert – oder das Unternehmen endgültig in die Riege der herkömmlichen Autohersteller verbannt. Mit entsprechenden Folgen für das Verhalten der Investoren und den Aktienkurs. Dazu kommt: In der Vergangenheit hat Musk die hohen Erwartungen solcher Events nicht immer erfüllen können.

Auf der anderen Seite sollte man Musk auch nicht vorschnell abschreiben. Diesen Fehler haben viel schon zu oft gemacht. Und obwohl Musks Visionen für Tesla als (über)ambitioniert gelten, hat es der eigenwillige Milliardär bisher immer wieder geschafft, die Unterstützung seiner Investoren zu sichern. Unbestritten ist jedoch, dass der Druck wächst. Denn Tesla ist mehr als nur ein Autohersteller. Das Unternehmen hat sich  im Bereich der Energielösungen und künstlichen Intelligenz positioniert. Um weiterhin als technologischer Vorreiter anerkannt zu sein, muss Musk zeigen, dass Tesla in der Lage ist, im Bereich des autonomen Fahrens nicht nur mitzuhalten, sondern wie einst bei der E-Mobilität die Führung zu übernehmen.

Tesla Model 3 mit bisher höchster Reichweite

Noch vor dem «Robotaxi Day» verkündet Tesla am Dienstag den Launch seines bisher reichweitenstärksten Model 3 in Europa. Mit einem Verbrauch von 12,5 kWh/100 km soll der Stromer satte 702 Kilometer Reichweite schaffen. Damit ist das neue Model 3, mit dem Namen «Maximale Reichweite mit Hinterradantrieb», laut Tesla das effizienteste Elektrofahrzeug, das gegenwärtig in Europa angeboten wird.

Der neue Tesla-Stromer ist ab sofort für 44'990 Franken in der Schweiz erhältlich. Im Vergleich: Die Einsteigervariante ist für 39'990 Franken zu haben.

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