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Im Gelände haben SUV ihre Grenzen
Marken wie Jeep und Land Rover sind stolz auf die Geländefähigkeiten ihrer Autos. Selbst ihre SUV dürfen sich vom Ende der Strasse nicht aufhalten lassen. Um das zu beweisen, hat Jeep zum Offroad-Fahrtraining auf die TCS-Teststrecke Betzholz eingeladen. Wie gut sind SUV wirklich im Gelände?
Diese Aussicht hatte ich am Steuer eines Autos noch nie. Vor mir ragt eine Treppe in die Höhe. Ich fühle mich wie in einer dieser Polizeimeldungen, die mich immer schmunzeln lassen, wenn sich jemand in eine Unterführung verirrt hat. Eigentlich hatte ich immer die Gewissheit: So etwas kann mir nie passieren. Und jetzt muss ich doch eine Treppe hochfahren.
Aber ich stehe ja zum Glück nicht in einer Unterführung und die Treppe ist mein einziger Ausweg. Ich stehe im Schlamm auf der Offroad-Piste des TCS-Fahr- und Sicherheitszentrums Betzholz bei Hinwil ZH. Der Touring Club Schweiz hat diese Piste zusammen mit Jeep entworfen, um Interessierten Geländefahrkurse anbieten zu können.
Was heisst sachte?
Eine Übung besteht eben aus einer in den Hang gebauten Betontreppe, die es zu erklimmen gilt. Ich sitze im Jeep Wrangler, einem echten Geländewagen unter all den SUV, die heute verkauft werden. Aus dem Funkgerät knistert die Stimme des Instruktors: «Nur zu, einfach sachte anfahren.» Ich befolge die Anweisung und wechsle von der Bremse aufs Gas. Aber ich scheine ein anderes Verständnis für sachte zu haben, denn der Instruktor ruft gleich: «Nicht so viel!» Also hebe ich den Gasfuss etwas und erwarte schon die nächste Korrektur aus dem Funk. Doch dieses Mal scheint der Instruktor zufrieden zu sein. «Genau so, und jetzt einfach am Gas bleiben!»
Nach nicht einmal zehn Sekunden ist der Spuk vorbei und ich fahre oben über die letzte Stufe. Der Wrangler mit seinem Allradantrieb lässt sich von der Treppe nicht beeindrucken. Das folgende Geröllfeld mit mittelgrossen Steinen schüttelt mich am Steuer mehr durch als die Treppenstufen zuvor. Aber auch diese Steine meistert der Wrangler, ohne zu scharren. Danach kann ich erstmal durchatmen und entspannt zur nächsten Übung rollen.
Mit Batterie durchs Wasser
Die Pause tut gut. Denn die Gelände-Piste im Betzholz hat es in sich. Es geht steil bergauf und noch steiler wieder herunter. Einmal fahre ich schräg am Hang und denke, der Jeep kippt gleich – was er nicht tut. Es geht über eine Reihe Baumstämme, durch nassen, schon fast schlammigen Sand und am Schluss noch durch Wasser, das einen halben Meter tief ist. Dabei wird mir doch kurz etwas mulmig, weil ich einen Plug-in-Hybrid fahre, in dessen Unterboden eine elektrische Batterie steckt. Aber natürlich ist diese wasserdicht verpackt. Der Wrangler ist darauf ausgelegt bis zu 76,2 Zentimeter tiefe Flüsse und andere Gewässer zu durchqueren.
Am Ende meistert Jeeps Offroad-Ikone alle Hindernisse auf dem TCS-Parcours problemlos. Kein Wunder, weil der Parcours gemacht wurde, um die Fähigkeiten der Jeep-Modelle unter Beweis zu stellen? Falsch. Im zweiten Durchgang sitze ich am Steuer des Luxus-SUV Grand Cherokee. Dieser absolviert den Parcours schon nicht mehr so spielend. Vor allem zwei Hindernisse stellen den SUV vor Probleme.
Zu schnell oder zu langsam
Das sind allen voran die Holzstämme. Im Regen wird das von der Rinde befreite Holz zur spiegelglatten Fläche. Die Reifen haben keinen Grip und die Räder drehen durch, als würde ich über Eis fahren. Ich bin etwas schnell und der SUV beginnt zu springen. Ich fürchte, dass die Stossfänger auf dem Holz aufschlagen, und trete in die Bremsen. Zu spät kommt aus dem Funkgerät die Anweisung: «Nicht anhalten!» Aber der Grand Cherokee steht schon und von da an wird es schwieriger, wieder in Schwung zu kommen.
Jetzt ist der Allradantrieb und die Elektronik bei der Drehmomentverteilung gefordert. Auf den Baumstämmen leistet der Modus «Sand und Matsch» gute Dienste. Er ist gemacht für rutschiges Gelände und sorgt für das nötige bisschen Grip, damit der Jeep wieder Fahrt aufnimmt. Es erfordert einen feinen Gasfuss, um das richtige Tempo zu finden, um über die Stämme zu kommen, ohne zu fest zu hoppeln. Das birgt nicht nur das Risiko, auf den Stämmen aufzuschlagen, sondern malträtiert auch die Stossdämpfer.
Im schlammigen Sand bin ich dann wieder zu vorsichtig am Gas. Es fehlt der nötige Schwung, um durch eine Vertiefung zu fahren und ich bleibe wieder stehen. Beim erneuten Gasgeben tut sich nichts, die Räder drehen durch. Ich versuche mich, durch das Drehen am Lenkrad auszugraben. Allerdings ohne Erfolg. Ich muss zurücksetzen, um mich zu befreien. Mit etwas mehr Speed überwindet der Grand Cherokee auch dieses Hindernis.
Jeep ist nicht gleich Jeep
Es bleiben zwei Erkenntnisse. Der Instruktor hat zwar recht, wenn er sagt: «Im Gelände gilt beim Tempo, je langsamer, desto besser, aber immer so schnell wie nötig.» Aber Schrittgeschwindigkeit ist dabei nur eine Empfehlung. Am Ende hängt das richtige Tempo vom Fahrzeug, den Reifen sowie dem Hindernis ab und die Person am Steuer muss auf ihr Bauchgefühl vertrauen. Zweitens muss auch eine Offroad-Marke wie Jeep bei einem SUV Abstriche bei den Geländefähigkeiten machen. Auch wenn der Grand Cherokee die meisten Konkurrenten abseits der Strasse schlägt, kommt er nicht an einen echten Geländewagen ran.
Nasse Füsse für mehr Sicherheit
Eine Fahrt durchs Gelände ist eine Herausforderung für Mensch und Maschine. Wer einmal auf ein Offroad-Abenteuer geht, muss sich bewusst sein, dass gerade der Beifahrer eine grosse Verantwortung trägt. Denn dieser muss jederzeit bereit sein, auszusteigen und dem Fahrer die Richtung vorzugeben. Sei es, um die Pneus an scharfen Steinen vorbei oder das Fahrzeug durch eine Engstelle zu lotsen.
Deshalb fährt man im Gelände grundsätzlich kaum schneller als Schritttempo, damit der Beifahrer mit- oder gar etwas vorausgehen kann. Und wenn man einen echten Fluss durchfahren will, bekommt der Beifahrer nasse Füsse. Er watet voraus, um sicherzugehen, dass es keine Untiefen im Flussbett hat. Denn wenn die Räder den Kontakt zum Untergrund verlieren, kann der Geländewagen davontreiben.
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