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Dieser SUV stellt die Kinder ruhig
Was mit Komfort für einen Geländewagen begann, ist heute ein Luxus-Koloss für die Strasse. Die Rede ist vom neuen Range Rover. Die fünfte Generation stellte sich mit einem 510 PS starken Plug-in-Hybrid-Antrieb dem Auto-Check von STREETLIFE.
«Schlaf, Kindlein, Schlaf, der Range Rover rollt über die Strass’.» Der britische Luxus-SUV ist besser als jede Babywiege. Auf der Testfahrt zum Wanderausflug in die Appenzeller Berger mit meiner Patentochter (4) wird es im Auto immer ruhiger, je länger wir fahren. Am Ziel steigt sie richtig schläfrig aus. Das geht bei anderer Gelegenheit auch Erwachsenen so, egal, ob wir vormittags, nachmittags oder abends unterwegs sind.
Das nicht etwa, weil der Range Rover ein langweiliges Auto wäre. Es gäbe während der Fahrt genug für die Insassen zu entdecken, wie unzählige Ablagemöglichkeiten und verschiedene Unterhaltungsmöglichkeiten. Aber wenn die Luftfederung Unebenheiten der Strasse ausgleicht, kommt das dem sanften Wiegen eines Babybettchens.
Nichts für empfindliche Mägen
Leider hatte der Schaukelstuhl-Effekt auch negative Auswirkungen. Vereinzelt klagten meine Begleiterinnen oder Begleiter über ein schwummriges Gefühl oder gar eine leichte Reiseübelkeit. Das lässt sie auch mal das Smartphone während der Fahrt weglegen. Einer der Gründe: die Karosserie des Range Rover schaukelt nicht nur nach vorne und hinten, sondern auch nach links und rechts. Im Sportmodus wird das Fahrwerk zwar spürbar straffer, aber das Schaukeln treibt es dem Luxus-SUV nicht aus. Dafür aber auch nicht den Komfort, womit der Range Rover ja die Kunden überzeugen will. Wer es straffer und dynamischer mag, für den gibt es den Range Rover Sport.
Lässt Grösse vergessen
Während meine Patentochter die Bergwiesen und typischen Appenzeller Dörfer verschläft, merke ich, wie ruhig es im Range Rover ist. Weder vom Motor noch von den Reifen ist etwas zu hören. Zuvor auf der Autobahn habe teils ein Rauschen gehört und hielt es für den Fahrtwind, der über die lange Haube und breite Frontscheibe zieht. An unserem Ziel, der Talstation der Bergbahn, stellt sich das allerdings als der Herbstföhn heraus. Zu unserem Pech fuhr die Gondel wegen des starken Windes nicht. Ich bin erstaunt, dass mir die Windböen während der Fahrt nicht aufgefallen sind. Denn dafür bietet der Range Rover bietet mit 5,06 Metern Länge und 1,87 Metern Höhe eigentlich viel Angriffsfläche.
Grundsätzlich überrascht der Riese mit seiner Handlichkeit und lässt sich sehr leicht fahren. Vor allem die Hinterachslenkung lässt einen vergessen, dass der Range Rover über fünf Meter lang ist und nimmt uns die Furcht vor engen Parkhäusern. Die Hinterräder schlagen immer ebenfalls ein und so geht es leicht um die engsten Ecken. Für die Insassen auf den Rücksitzen ist das zu Beginn etwas ungewohnt, aber nicht wirklich störend.
Range Rover P510e SV: Fakten
- Benzinmotor: 3,0-R3-Twinturbo, 400 PS (294 kW)
- Systemleistung: 510 PS (375 kW) und 550 Nm@1500/min
- Antrieb: 8-Stufen-Automatik, Allradantrieb und -Lenkung
- Fahrleistung: 0-100 km/h in 5,5 s, Höchstgeschwindigkeit 242 km/h
- Verbrauch: Werk/Test 0,9/8,2 l/100 km = 21/195 g CO₂/km
- Länge/Breite/Höhe: 5,06 m / 2,05 m / 1,87 m
- Laderaum: Kofferraum 1050 bis 2335 Liter
- Leergewicht: 2810 Kilogramm
- Preis: ab 209'000 Fr.
Power verpufft
Und Kritik? Der Luxus-Riese ist mit 224'712 Franken inklusive Sonderausstattung sehr teuer, liegt für diese Fahrzeugklasse aber im Rahmen. Weitere Kritik richtete sich nicht gegen das Auto, sondern die Antriebstechnologie bei Plug-in-Hybriden. Auf dem Papier hat die Kombination aus Sechszylinder-Turbobenziner und Elektromotor 510 PS (375 kW) Systemleistung. Diese verpufft wie bei den meisten Plug-ins, weil praktisch nie beide Antriebe für Vortrieb sorgen. Gerade beim Anfahren im Hybrid-Modus muss der Benziner oftmals allein die Trägheit überwinden und das braucht viel Power bei 2,8 Tonnen Leergewicht. Dabei könnte der Elektromotor gut mithelfen und mit seinem Drehmoment das Turboloch überbrücken. Wir hoffen, dass die Leistungssteigerung bei neueren Plug-in-Modellen auf 550 PS (405 kW) hier eine spürbare Abhilfe schafft.
Einmal unterwegs gleitet der Range Rover souverän dahin – egal ob mit Benzin oder elektrisch. Die Werksreichweite von 109 Kilometer schafft er nicht ganz, aber zwischen 70 und 80 Kilometer sind rein elektrisch möglich, was für die meisten Pendler reicht, um den Alltag elektrisch zu bewältigen. Wer oft lädt, kann den Verbrauch senken. Leider hatten wir nur selten eine Lademöglichkeit, weshalb sich unser Testverbrauch auf 8,2 Liter beläuft. In Anbetracht der Grösse und der luxuriösen Ausstattung des Range Rover ist das allerdings ein guter Wert. Zum Vergleich: das ist im Rahmen des Werkverbrauchs der Diesel-Versionen. Und die Benziner ohne Elektro-Unterstützung verbrauchen über zehn Liter.
Fazit
Der Range Rover gehörte bei seiner Lancierung 1970 zu den Wegbereitern der SUV. Die Idee: Ein Geländewagen mit mehr Komfort. 50 Jahre später bietet die fünfte Generation nicht nur Komfort fürs Gelände und die Strasse, sondern puren Luxus. Ein Beispiel: Die Armlehne im Fond ist nicht nur elektrisch und bietet einen Touchscreen für zahlreiche Komfort-Features, sondern kommt auch mit Sektglashaltern und herausnehmbarem Schminkspiegel. Die Luftfederung entkoppelt uns von der Umwelt und wiegt uns in eine andere Welt.

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