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Total verrückt! •
Riesiger und sauberer Spassmacher

Dieser Schweizer Monstertruck ist weltweit einzigartig

So gross wie ein LKW. So stark wie ein Sportwagen. Und absolut einzigartig in der Welt. Das ist der Schweizer Monstertruck. Seit elf Jahren bringt er Menschen aus ganz Europa zum Grinsen – dabei darf er gar nicht auf ist die Strasse.

Roggwil im Kanton Bern liegt zwar fast an der Aare, gehört aber nicht zu den Tourismus-Hotspots der Schweiz. Trotzdem hat die 4000-Seelen-Gemeinde in den letzten Jahren Menschen aus Ostdeutschland, Oberösterreich oder Paris angelockt. Der Grund ist 3,3 Meter hoch, 3,6 Meter breit und fünf Tonnen schwer: der Schweizer Monstertruck «Monster Force».

Erfunden wurde das monströse Gefährt in den USA. Ein Pick-up oder Geländewagen wird mit riesigen Rädern modifiziert. 1979 hatte der erste Monstertruck seinen öffentlichen Auftritt. Schnell entwickelten sich Stuntshows daraus, in welchen Monstertrucks über Erdhügel springen und über andere Fahrzeuge rollen. Aber wie kommt so ein Monstertruck in die Schweiz und ausgerechnet nach Roggwil?

Die Idee entstand am anderen Ende der Welt

Alles fängt über den Jahreswechsel 2010 und 2011 an. Der Zürcher Polizist Ändu Urech war in Neuseeland im Urlaub und stiess dort auf einen alten Farmer. «Er hatte sich einen ausrangierten Monstertruck aus den USA organisiert und liess Besucher damit fahren.» Das wollte sich Urech nicht entgehen lassen. «Der Bauer sass auf einem klapprigen Camping-Stuhl neben mir und gab mir Anweisungen, wie ich zu fahren habe.»

Die Realisation

Zurück in der Schweiz war für Urech klar, er wollte es dem Bauern gleichtun. Doch wie sollte er das umsetzen? Abgesehen von praktischen Fragen, wie sich das realisieren oder finanzieren liesse, war das Wo eine der wichtigsten Fragen. Aus seinem Bekanntenkreis erhielt Urech den entscheidenden Tipp. Der heutige Webmaster des Monstertrucks-Teams besuchte Techno-Partys im Industriegebiet von Roggwil. «Dort gab es noch freie Flächen und er meinte, das wäre perfekt für meine Monstertruck-Piste.» Also rief Ändu Urech an und bekam einen Ort, um den Monstertruck von der Leine zu lassen.

Den Truck zu organisieren, hielt einige Überraschungen bereit, erinnert sich Urech. «Ich wollte wie der Neuseeländer ein ausrangiertes Modell kaufen und anpassen.» Dafür kontaktierte er die Monster Truck Association in den USA, die ihn an ein Verbandsmitglied in England weiterleitete. Die schlechte Nachricht: «Was ich wollte, gab es nicht. Die offiziellen Monstertrucks haben nur einen Platz und keinen Platz für weitere Sitze.» Der Polizist wollte aber einen festinstallierten Instruktoren-Sitz neben dem Piloten-Sitz sowie zwei Passagiere-Sitze für Gäste. «Der Engländer meinte aber, er könne das bauen und so habe ich bei ihm unser Monster bestellt.»

Der Umbau

Der Monstertruck kam fertig montiert aus England. Nach den ersten Fahrten mussten Urech und sein Bruder, der zeitweise als Mechaniker an Bord war, mit Schrecken feststellen, der Monstertruck funktionierte einwandfrei, war aber für ihre Pläne doch völlig ungeeignet. «Die US-Trucks werden für kurze Action-Shows gebaut. Sie fahren maximal fünf Minuten.» So lang fuhr der Truck auch, aber danach überhitzte der Motor, die elektrischen Kabel lösten sich und andere Verschleisserscheinungen traten auf. «Wir brauchten aber etwas für die Ewigkeit», erzählt Urech. «Bei uns sollte der Monstertruck den ganzen Tag in Betrieb sein, damit möglichst viele Interessierte einsteigen können.»

Also mussten sie den ganzen Monstertruck nochmal umbauen. Die Stromverkabelung wurde erneuert, ein neues Kühlsystem eingebaut, robustere Federn montiert und der V8-Motor mit neun Litern Hubraum beschnitten. «Er hatte einen Supercharger und leistete 1200 PS. Das war zu viel Power für die Laien, die wir fahren lassen wollten. Ganz abgesehen vom Verschleiss und Unterhalt.». Also kam der Supercharger weg. Jetzt leistet der Motor noch 800 PS – mehr als genug.

Der Betrieb

Drei Jahre dauerte die Realisierung und seit elf Jahren bieten Urech und sein Team von «Monster Truck Rides Switzerland» MTRS die Möglichkeit in der Schweiz selbst Monstertruck zu fahren. «Das gibt es nicht einmal in den USA», sagt Urech stolz. Er hatte mit zwei Helfern angefangen. Seither verstärken einige ehemalige Kunden das MTRS-Team, welches heute 14 Personen umfasst. Die Truppe stemmte bis Ende Januar das spannende Programm: Jeden zweiten Sonntag konnten bis zu 15 Personen mit dem Monstertruck fahren – die Termine waren immer ausgebucht.
 

Die Ungewissheit

Weil das Gelände anderweitig genutzt wird, musste Urech den Fahrbetrieb einstellen. Ein neues Gelände für eine Fahrpiste zu finden, gestaltet sich aber als schwierig. «Es scheitert immer an der Bewilligung von Seiten der Behörden. Die meisten Gemeindevertreter reagieren schockiert, wenn sie hören, was wir vorhaben.» Dabei fährt der Monster Truck seit letztem Herbst mit CO2-neutralem synthetischem Treibstoff. Bei gleichen Leistungsdaten stösst der Motor 60 bis 80 Prozent weniger Emissionen aus. Das war für den Polizisten eine Herzensangelegenheit: «Ich will aus dem Umweltsünder einen Umwelt-Botschafter machen.»

Mit einem stehenden Monstertruck wird das schwierig. Er hat die Hoffnung zwar noch nicht ganz aufgeben, doch langsam macht sich Pessimismus breit. Dieses Jahr konzentriert er sich deshalb darauf, den Truck an Events auszustellen, wie zuletzt an der Man’s World in Zürich Oerlikon. Im Sommer wird der Monstertruck am Trucker Treffen in Interlaken BE sowie am Truckerfestival Zürich in Wetzikon sein, wo er auch gefahren werden kann. Das ist Urech wichtig, denn fahrend bringt das Monster Freude ins Leben der Menschen. Und sie können Wünsche von kranken Kindern für die Stiftung Kinderhilfe Sternschnuppe erfüllen. «Ein krebskranker Junge wurde aus Oberösterreich für eine Fahrt mit unserem Monstertruck eingeflogen», erinnert sich Urech. «Seine Mutter sagte, sie hätte ihr Kind das erste Mal seit drei Jahren lachen gesehen. Dafür machen wir das. Diese Emotionen sind unsere Bezahlung.»

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