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Kommt der Tesla Cybertruck doch in die Schweiz?
Kaum ein Auto hat in den letzten Jahren mehr polarisiert als der Tesla Cybertruck. Jetzt ist er in der Schweiz. Für ein paar kurze Tage zeigt Tesla seinen metallenen Elektro-Pick-up in ausgewählten Städten. STREETLIFE konnte ihn sich in Zürich vorab anschauen.
Vor mir an der Strassenecke drücken sich zwei Herren in massgeschneiderten Anzügen an einem Schaufenster die Nase platt. So, wie es sonst Kinder tun. Im Stau vor der Ampel sehe ich aus dem Auto nur eine waagrechte rote LED-Leuchte und darunter eine silberne Platte.
Es ist das Heck des Cybertrucks, der dort prominent im Showroom des Tesla Stores Zürich steht. Genau in der Ecke Pelikanstrasse und Nüschelerstrasse, wo täglich Hunderte von Personen vorbeigehen, präsentiert der amerikanische Elektropionier noch bis am Samstag seinen umstrittenen Pick-up. Nur, wie kommt der Cybertruck hierher? Wieso zeigt ihn Tesla? Wird er jetzt doch in der Schweiz verkauft?
Keine Zulassung für Europa?
Genau diese Fragen stellen sich seit Wochen die europäischen Tesla-Fans. Seit Mai tourt der Cybertruck durch Europa. Nach Stationen in Deutschland und Österreich hält er nun in der Schweiz. Und überall, wo der monströse Wagen steht, ist der Andrang gewaltig. Wie aktuell in Zürich. Die nächsten Stationen sind Bern, danach Lausanne.
Ist die aktuelle Tour tatsächlich der Auftakt für den Verkauf in Europa, würde für hiesige Tesla-Fans ein Traum in Erfüllung gehen. Doch die Realität dürfte eine andere sein: Das Bundesamt für Strassen ASTRA bestätigte gegenüber STREETLIFE schon im Februar, dass es aktuell keine Bewilligung für den Cybertruck gibt. Die Chancen, dass sich das ändert, sind gering. Die zugelassene Prüfstelle Dynamic Test Center DTC schätzt, der Elektro-Pick-up sei zu gross, zu schwer und zu unsicher, um die europäischen Zulassungsbestimmungen zu erfüllen. Doch wie wirkt der Tesla Cybertruck, wenn man direkt vor ihm steht?
Der erste Eindruck
Die Daten versprechen ein wuchtiges Fahrzeug: 5,68 Meter lang, 1,79 Meter hoch und 2,2 Meter breit. Viele sprechen gar von einem monströsen Gefährt. Stimmt für mich nicht ganz. Obwohl ich mit 1,67 m nicht gerade gross bin, wirkt der Cybertruck vor mir nicht mehr so mächtig. Ja, er ist gross: Die Rückspiegel sind fast auf Höhe meines Kopfes und der rund 1,1 Meter lange Scheibenwischer sieht so aus, als könnte ich damit Zaunpfähle in den Boden schlagen. Aber: Das Model Y gegenüber wirkt im Vergleich nicht wie ein Zwergenauto und entspricht von der Grösse her etwa dem Durchschnittsfahrzeug auf Schweizer Strassen. Ich kann mir den Cybertruck auf unseren Strassen vorstellen, vergleichbar mit einem grossen Lieferwagen.
Die zwei grössten Knackpunkte beim Cybertruck sind die Abmessungen und das Leergewicht. Mit über zwei Metern ist auf Autobahnen die Überholspur in Baustellen tabu, da dort ein Fahrverbot für Fahrzeuge mit über zwei Metern Breite gilt. Weiter passt er von der Länge und der Breite nicht in unsere Parkplätze. Das Leergewicht von 3,1 Tonnen beschränkt die Zuladung auf 400 Kilogramm oder der Pick-up kann nicht mit dem PKW-Führerschein (Kategorie B) gefahren werden. Denn mit diesem darf man sich nur ans Steuer von Fahrzeugen setzen, die das Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen nicht übersteigen. Schon bei vier Passagieren reicht es im Cybertruck also nicht fürs Gepäck, oder man braucht den LKW-Ausweis.
Innen präsentiert sich der Cybertruck gewohnt minimalistisch für Tesla. Ein grosser Touchscreen mit 18,5 Zoll Bildschirmdiagonale dient der Bedienung von allem. Für ein so grosses Auto wirkt das Lenkrad sehr klein und ist breiter als hoch. Einen zweiten Touchscreen mit 9,4 Zoll gibt es für die Rücksitze. Dort haben Erwachsene genügend Platz für die Beine und auch für den Kopf unter dem Panoramaglasdach.
Kommt er oder doch nicht?
Bei der entscheidenden Frage lässt Tesla die Schweizer Fans weiter zappeln. Laut Tesla, die Verantwortlichen vor Ort dürfen nicht zitiert werden, liegt der Fokus aktuell darauf, Bestellungen aus Nordamerika abzuarbeiten. Was danach kommt, sei noch nicht final entschieden.
Deshalb habe man sich auch noch keine Gedanken darüber gemacht, ob der Pick-up hier überhaupt eine Zulassung erhalte. Diese Frage werde geklärt, wenn Tesla sich dazu entscheide, den Cybertruck in Europa zu verkaufen. Damit konfrontiet, dass der Cybertruck in Europa gar keine Bewilligung erhalten werde, heisst es von Seiten Tesla lapidar: «Das gehört ins Reich der Spekulationen.»
Für die Kunden
Also will Tesla den Puls der europäischen Kundschaft fühlen? Lohnt sich der Aufwand und würde sich Cybertruck verkaufen? Laut Tesla ist das nicht der Grund, wieso sie den Pick-up auf eine Roadshow durch Europa geschickt haben. Vielmehr reagiert der E-Auto-Bauer auf das grosse Interesse der hiesigen Kunden. Es habe so viele Anfragen gegeben, dass die Fans in Europa den Cybertruck nun zumindest einmal aus der Nähe ansehen können. Aber nur anschauen, nicht anfassen. So ist hineinsitzen verboten. Das ist vielleicht auch besser so: Denn der Metalllook sieht zwar cool aus, aber die Ränder sind scharf und ich musste aufpassen, dass ich mir an der Türkante nicht die Hand aufschnitt.
Tesla Cybertruck «Cyberbeast»: Fakten
- 3 Elektromotoren: 820 PS (625 kW), 1396 Nm@1/min
- Antrieb: 1-Gang-Automatik, 4x4
- Batterie: 123 kWh = 547 km Reichweite oder 1 Haus drei Tage mit Stromversorgen
- Fahrleistung: 0-100 km/h in 2.7 s, Höchstgeschwindigkeit 210 km/h
- Masse: Länge/Breite/Höhe: 5,68 m / 2,20 m / 1,79 m
- Laderaum: hinten/vorne 3423 / 200 l
- Leergewicht: 3104 kg, Anhängelast: 4990 kg
- Preis: wird in der Schweiz nicht angeboten (USA: ab umgerechnet ca. 88'000 Fr., Basis: ab umgerechnet ca. 52'000 Fr.)

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