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Motorsport •
Zeiten in der «Grünen Hölle»

Die Rekorde auf der Nürburgring-Nordschleife

21 Kilometer, 290 Höhenmeter und 73 Kurven. Das ist die legendäre Nordschleife. Seit 1927 lockt die «Grüne Hölle» Fahrer, Fans und Autohersteller in die deutsche Eifel und gilt als eine der anspruchsvollsten Rennstrecken der Welt. Vor allem die Hersteller wollen mit Rundenrekorden zeigen, wie schnell und gut ihre Sportversionen sind. Hier kommen die 13 schnellsten Autos auf der Nürburgring-Nordschleife.

Ein Rundenrekord auf dem Nürburgring gilt als Gütesiegel für Sportwagen. Kein Wunder brüsten sich Hersteller sportlicher Autos gerne mit der schnellsten Fahrt durch die 20,832 Kilometer lange Wald-Achterbahn mit 73 Kurven. Jahrelang publizierten Hersteller und Tuner eher unkontrolliert ihre Rundenzeiten auf der Nordschleife. Während Hersteller zwar einen Notar beizogen, um ihre Zeit bestätigen zu lassen, blieben bei vielen anderen Rundenzeiten die Rahmenbedingungen oft unklar.

2019 nahm der Nürburgring das Zepter in die Hand und bietet offizielle Rekordversuche an. Seither ist die genaue Streckenlänge sowie die Standorte der Zeitnahme festgelegt. Die Runde startet und endet bei der Start- und Ziellinie in Sektor T13. Die Autos müssen eine vollständige Runde mit fliegendem Start fahren und haben dabei die ganze Strecke für sich. Der Nürburgring stellt dafür eine geeichte Zeitmessung zur Verfügung und lässt die erzielte Zeit notariell beglaubigen. Schliesslich überprüft eine unabhängige Organisation die Fahrzeuge auf ihren Serienzustand. Auch die Fahrerin oder der Fahrer werden vor Rekordversuch untersucht. STREETLIFE präsentiert die 13 schnellsten Autos auf der Nürburgring-Nordschleife.

13. Der schnellste Serien-Transporter – 10:08,000 min

In der beliebten britischen TV-Sendung «Top Gear» nimmt die deutsche Rennfahrerin Sabine Schmitz (1969-2021) 2004 den Moderator Jeremy Clarkson (63) auf den Arm. Als dieser in einem Jaguar S-Type eine persönliche Bestzeit aufstellt, behauptet Schmitz, diese Zeit in einem Transporter unterbieten zu können. Wenig überraschend organisiert «Top Gear» für die nächste Staffel einen Ford Transit, Baujahr 2004, fast im Serienzustand für Schmitz. Nach einem ersten Versuch werden Sitze und Ersatzrad ausgebaut. Daraufhin legt die Deutsche die Nordschleife in 10:08 Minuten zurück – und das bei Verkehr, da Top Gear den Nürburgring für den Versuch nicht exklusiv mietet. Schmitz ist zwar knapp langsamer als Clarkson, fährt aber eine bis heute gültige Rekordzeit für den schnellsten Transporter heraus. 

Nur modifizierte Transporter konnten bisher die Zeit von Schmitz unterbieten. 2013 umrundet ein getunter VW T5 die «Grüne Hölle» in 9:22 Minuten. 2018 ist ein VW T6 zwar 9:58 Minuten schnell, doch für die Fahrt wurde der Innenraum des Transporters praktisch entkernt. Der britische Rennfahrer hat die Zeit im Werbevideo für seine Sponsor zudem selber gestoppt.

12. Der schnellste Serien-Kleinwagen – 8:14,930 min

Mit dem GR Yaris löst Toyota das Versprechen von CEO Akio Toyoda ein: «No more boring cars!» – keine langweiligen Autos mehr. Der Kleinwagen holt 261 PS (192 kW) aus drei Zylinder und bringt sie über alle vier Räder auf die Strasse. Obwohl sich Toyota selber nicht an der Jagd nach Rekordzeiten beteiligt, darf sich der GR Yaris mit 8:14,93 Minuten schnellster Kleinwagen nennen. Die Zeit stammt allerdings nicht aus einem offiziellen Rekordversuch, weshalb der Nürburgring sie auch nicht bestätigt. Das Fachmagazin «Sportauto» fährt die Zeit im Rahmen eines jährlichen Testtages heraus.

Vielerorts im Netz wird noch der Renault Clio R.S. 220 Trophy (220 PS, 162 kW) mit 8:23 Minuten als schnellster Kleinwagen geführt. Auch diese Zeit wurde im «Sportauto»-Test erzielt, aber im Jahr 2016 bevor der Nürburgring die Rekorde verifizierte.

11. Der schnellste Fronttriebler – 7:44,881 min

Erst diesen Frühling holt sich Honda diesen Rekord zurück. Seit mehreren Jahren duellieren sich die Japaner mit Renault um die Krone des schnellsten Fronttrieblers. Zuletzt war Honda so schnell, dass Renault extra eine noch schärfere Kleinserie, den Megan R.S. Trophy-R, lancieren musste, um den Japanern den Rekord abzujagen. Umsonst! Der jüngst lancierte und 325 PS (239 kW) starke Honda Civic Type R absolviert die Nordschleife am 24. März in 7:44,881 Minuten. Damit gilt er wieder als schnellstes Auto mit Frontantrieb.

10. Der schnellste Kompaktwagen – 7:40,748 min

Auf den schnellsten Kompaktwagen fehlen dem Honda noch vier Sekunden. Diese Ehre gebührt dem Audi RS3. Der Kompakt-Sportler mit den vier Ringen im Kühlergrill hat allerdings einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Allradantrieb. Damit beschleunigt der RS3 früher und schneller aus den 73 Kurven. Das Resultat: Eine Bestzeit von 7:40,748 Minuten.

9. Der schnellste SUV – 7:38,925 min

Besonders aktiv engagiert sich Porsche auf der Nordschleife. Die traditionsreiche Sportwagenmarke aus Zuffenhausen (D) hält gleich mehrere Rekorde in der «Grüne Hölle» – darunter den wichtigste, aber dazu später. Den ersten, und damit «langsamsten», Rekord sichert sich Porsche mit dem Cayenne. Als besonders windschlüpfriges Coupé gilt die Topversion Turbo GT von 2021 mit 640 PS (471 kW) als schnellster SUV. Seine Zeit: 7:38,925 Minuten.

8. Der schnellste Kombi – 7:35,060 min

Lange mussten die Fans sportlicher BMW aus dem Hause M auf einen Kombi verzichten. Doch seit diesem Jahr haben die Münchner der Konkurrenz von Audi mit dem RS4 Avant und Mercedes mit dem AMG C63 T-Modell etwas entgegenzusetzen. Der M3 Touring lässt mit seinen 510 PS (375 kW) die Konkurrenz gleich im ersten Anlauf hinter sich stehen. Mit einer Zeit von 7:35,060 min sichert sich BMW den Titel schnellster Kombi auf der Nürburgring-Nordschleife.

7. Das schnellste Serien-Elektroauto – 7:25,231 min

 

Seit 2021 buhlen Tesla und Porsche um den Rekord des schnellsten Serien-Elektroautos. Zuerst holt sich Porsches Stromer Taycan, die Krone. Als die 1020 PS (750 kW) starke Plaid-Version des Model S diesen Rundenrekord unterbietet, entwickelt die Sportwagenmarke ein Performance-Kit und holt sich den Rekord zurück. Doch das kann Tesla auch. Die Amerikaner verpassen ihrem Model S ein neues Track-Paket (18'240 Fr. Aufpreis in der Schweiz) und damit sichert sich der Elektro-Pionier die Nürburgring-Krone zurück. Mit neuen Reifen, Keramik-Bremsen und Software-Update umrundet der Tesla die Nordschleife in 7:25,231 Minuten.

6. Die schnellste Serien-Limousine – 7:20,207 min

BMWs Rekord-Kombi besitzt schon die richtigen Speed-Gene. So holt sich das Schwesternmodell M4 CSL mit dem gleichen Reihensechszylinder und einer Zeit von 7:20,207 Minuten den Rekord als schnellste Limousine in der «Grünen Hölle». Kleiner Vorteil: die besonders scharfe CSL-Version ist durch Karbonteile leichter und ihr Motor 40 PS stärker.

Wieso heisst es «Grüne Hölle»

Die Nürburgring-Nordschleife ist mit ihrer Länge von 20,832 Kilometern, den 290 Höhenmetern, 73 Kurven und der Streckenführung durch die Wälder der Eifel schon eindrücklich genug. Doch der Spitzname die «Grüne Hölle» schüchtert zusätzlich ein. Der Name geht auf den Formel-1-Piloten und Weltmeister Jackie Stewart zurück.

Beim Anflug für das F1-Rennen von 1968 blickte der Schotte aus dem Flugzeug auf den Nürburgring und sagte zu seinem Fahrerkollegen Graham Hill: «Das wird eine grüne Hölle dieses Wochenende.» (Original: «It’s going to be the green hell this weekend.») Stewart liess sich von den eigenen Worten nicht verunsichern. Unter widrigsten Bedingungen mit Regen und Nebel gewann er das Rennen überlegen mit über vier Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten.

5. Der schnellste Formel-1-Bolide – 7:06,400 min

Auch ein Schweizer hat sich in die Rekordliste eingetragen. Clay Regazzoni (1939-2006) hält seit 1975 den Streckenrekord für die Formel 1. In seinem Ferrari 312T fährt er im Grossen Preis von Deutschland die schnellste Rennrunde mit 7:06,400 Minuten. Leider fiel Regazzoni nach neun Runden wegen eines Motorschadens aus.

Sein Teamkollege und spätere Weltmeister Nikki Lauda hat die Strecke in der Qualifikation sogar in weniger als sieben Minuten zurückgelegt. Er hat die Pole Position mit einer Zeit von 6:58,700 Minuten herausgefahren. Sie gilt bis heute als schnellste Zeit für die 22,835 Kilometer lange ursprüngliche Nordschleife, die 1982 umgebaut und verkürzt wurde. Als offizielle Streckenrekorde gelten allerdings nur Zeiten, die unter Rennbedingungen herausgefahren werden und so gebührt diese Ehre dem Schweizer Clay Regazzoni.

4. Der schnellste Handschalter – 7:01,300 min

Seit 2017 geniesst der amerikanische Sportwagen Dodge Viper den Ruhestand. Doch bevor er sich in die Pension verabschiedete, hat er auf dem Nürburgring noch einen Rekord aufgestellt, der wahrscheinlich für die Ewigkeit gilt. Denn im US-Sportler bändigt man den 649 PS (477 kW) starken V10-Motor über eine Handschaltung. Das macht die Viper mit 7:01,3 Minuten zum schnellsten Handschalter auf der Nordschleife. Gleichzeitig ist der Zweisitzer der schnellste Amerikaner auf dem Nürburgring.

3. Das schnellste Serienauto – 6:35,183 min

Dieser Mercedes hat indirekt Clay Regazzoni den Formel-1-Rekord weggeschnappt. Denn der AMG One ist nichts anderes als ein F1-Bolide mit Strassen-Zulassung. Mercedes verwandelt den Weltmeister-Rennwagen von Lewis Hamilton (38) 2016 in einen Supersportwagen. Im Vergleich zum Weltmeisterauto erhält der Formel-1-Hybrid-Antrieb nochmals eine ordentliche Leistungsspritze. Mit zusätzlichen Elektromotoren ist der Mercedes-AMG One 1063 PS (782 kW) stark. Mit einer Zeit von 6:35,183 Minuten gilt er somit als schnellstes Serienauto auf der Nordschleife.

2. Das schnellste Elektroauto – 6:05,336 min

Im Jahr 2019 startet bei VW mit dem ID.3 das Elektrozeitalter. Um ordentlich die Werbetrommel für die Elektromobilität zu rühren, entwickelt der deutsche Autobauer auch einen Elektro-Rennwagen. Der ID. R soll mit Rekorden das Potenzial der neuen Antriebstechnologie aufzeigen. Beim Bergrennen von Pikes Peak in den USA ist der 680 PS (500 kW) starker Stromer der absolut schnellste, aber auf der Nordschleife reicht die Zeit von 6:05,336 Minuten für den Titel als schnellstes Elektroauto.

1. Der Schnellste – 5:19,546 min

Die absolut schnellste Zeit auf dem Nürburgring stellt am 29. Juni 2018 ein Porsche Prototypen-Rennwagen auf. Der 1160 PS (853 kW) starke 919 Hybrid Evo wurde für das legendäre 24-Stunden-Rennen in Le Mans (F) entwickelten. Der Porsche mit dem deutschen Rennfahrer Timo Bernhard (42) umrundet als erster Rennwagen die 21 Kilometer lange Strecke in unter sechs Minuten. Mit seiner Zeit von 5:19,546 Minuten unterbietet er den bis damals gültigen Streckenrekord von 1983 um 51,58 Sekunden.

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