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Politik & Wirtschaft •
Neuer Wohnmobiltrend

Die neuen Offroad-Camper

Auf Europas Camping- und Stellplätzen sind immer mehr bullige Offroad-Camperbusse zu sehen. Viele Hersteller von Wohnmobilen bieten neu solche Allradler an. Planen die Offroadcamper alle die Durchquerung der Sahara?

Spätestens seit Corona hat sich das Reisen im Wohnmobil zum Megatrend entwickelt. Immer mehr Menschen begeistern sich für das temporäre Nomadentum auf vier Rädern. Besonders beliebt bei vielen Campern sind die Kastenwagen. Solche Camperbusse im Bereich von 6 Meter Länge, oft mit Aufstelldach und Kompaktbadezimmer, sind die aktuellen Platzhirsche auf den Camping- und Stellplätzen Europas.

Die Allrad-Camper

Jetzt setzt sich plötzlich ein neuer, zusätzlicher Trend durch: Die bulligen Offroad-Camperbusse kommen. Wer ohne klobige, allradangetriebene Stollenpneus vorfährt, scheint plötzlich out zu sein. Um den neuen Trend nicht zu verpassen, erweitern immer mehr Hersteller ihre Fahrzeugpallette mit hochbeinigen Allrad-Campern. Unter den Basisfahrzeugen scheint der Mercedes Sprinter 4x4 der absolute Star zu sein. Aber auch Fiat-Ducato oder Ford-Transit mit Allradantrieb eignen sich als Basis für die Campingreise hinaus in die Wüste.

Robuste Expeditionsfahrzeuge

Herbst 2024. Der Campingplatz in Sanremo liegt direkt am Meer. Die beiden Frontreihen am Meer sind bis auf den letzten Platz besetzt. Und gleich drei bullige Hymer Grand Canyon S Crossover sind auf den vordersten Plätzen parkiert. Die schwarzen und grauen Allradcamper auf ihren grobstolligen Pneus wirken wie Expeditionsfahrzeuge. Mit diesen drei Crossovers würde man sich in Roland Emmerichs Katastrophenfilm «The Day After Tomorrow» glaubwürdig durch die Endzeit retten.

Ab 130'000 Franken

Auf dem Campingplatz in Sanremo kommt die Aussenwirkung der Abenteuerfahrzeuge voll zum Tragen. Ständig werden die hochbeinigen Offroader von den anderen Campern bestaunt. So ein imposanter Allradler kostet über 130'000 Franken und verspricht gemäss Werbung des Herstellers Hymer einiges: «Hier ist das Abenteuer bereits eingebaut». Oder: «Für alle, die Unabhängigkeit und Freiheit suchen: Bis zu 10 Tage autark verreisen – das ist eine neue Dimension von Freiheit». Plötzlich wirken Camper, welche normale Strassen bevorzugen, wie biedere Billigreisende.

Aufbruch Richtung Himalaya

Worin liegt die Faszination dieser trendigen Offroad-Camperbusse? Sind solche Crossovercamper tatsächlich auf der Durchreise Richtung Sahara. Führen ihre Routen mitten in den Himalaya? Oder handelt es sich bei diesen Käufern von Allradfahrzeugen um überängstliche Doomsday Preppers? Als in Sanremo am nächsten Morgen tatsächlich ein vierter Allrad-Hymer direkt neben uns auf seinen Stellplatz fährt, will ich mehr über diese Abenteuercamper zu erfahren.

Ideal auf Italiens Strassen

Das freundliche Ehepaar kommt direkt aus Frankfurt und sucht für eine Woche etwas Wärme am Meer. Der Mann zeigt mir einen knapp drei Millimeter langen Riss in seiner Frontscheibe. Dieser Mikroriss beunruhigt ihn sehr – bereits hat er seinem Händler angerufen, welcher zuhause die Frontscheibe sofort auswechseln wird. Auf Naturstrassen sei er bisher noch nicht gefahren, bei den vielen Schlaglöchern auf Italiens Strassen sei aber ein Offroader grundsätzlich sinnvoll.

Optisch überzeugend

Am selben Tag komme ich noch mit den Besitzern eines anderen Offroad-Hymers ins Gespräch. Das dynamische, deutsche Rentnerpaar plant, über Kroatien nach Albanien und später nach Griechenland zu reisen. Da seien auch einige Passagen auf unbefestigten Strassen denkbar. Ganz offen geben sie aber zu, dass ihnen ihr robuster Camperbuss vor allem optisch sehr gut gefalle. 


Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.

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