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Neuer Look spaltet Fans

Italo-Designguru will Audi stärken

Audis neues Elektrocoupé präsentiert die zukünftige Designsprache der Marke mit den vier Ringen. Der erste Wurf des neuen Audi-Chefdesigners erinnert stark an den Audi TT und an Jaguars aufsehenerregenden Type 00.

Diese Woche präsentierte Audis neuer Chefdesigner Massimo Frascella sein Konzeptauto C. Frascellas Vorname «Massimo» bedeutet «der Grösste» oder «der Bedeutendste». Dementsprechend selbstbewusst kommentierte Audis neuer Designguru seine erste Konzeptstudie: «Wir wollen mit unserer Designphilosophie unsere Marke stärken, sodass sie Begehrlichkeiten weckt und kulturelle Relevanz entfaltet.» Frascellas Konzeptauto C soll die zukünftige Audi-Designsprache visualisieren, welche auf dem Leitgedanken «Strive for clarity» basiert. Das Streben nach Klarheit. Der erste Eindruck des neuen Audis: Der neue Look vermittelt einen maximal cleanen, sehr elitären und hochästhetischen Eindruck.

Elitärer Mischling

Audis Konzeptauto C wirkt wie ein elitärer Mischling. Der englische Vater: Jaguars aufsehenerregender Type 00. Die deutsche Mutter: Audis Kult-Sportcoupé TT. Kein Wunder, erinnert Frascellas Konzeptauto C stark an Audis erfolgreichen TT, denn der Italiener outete sich als grosser Fan dieses Autos. Als der Audi TT erstmals in Italien zu sehen war, habe er einen Tag lang Ferien genommen und stundenlang die Formen dieses Autos studiert. Der TT scheint sich tief in Frascellas Designgedächtnis eingeprägt zu haben. Wobei man bei der Linienführung auch den deutschen Onkel Audi R8 im neuen Konzeptauto C wiedererkennen kann. Trotz Lob des Designs: Die stark reduzierte, ruhige Formensprache des neuen Designcoupés wirkt eigenartig zurückhaltend.

Designer des Defender

Zwar machten sich diese Woche bereits einige englische Autofreaks über den schwarzen Kühlergrill lustig, welcher stark an den Schnauz eines deutschen Diktators erinnere. Aber mehrheitlich zollten die weltweiten Kommentare Audis neuem Designvorbild grossen Respekt. Und weil dem Konzeptauto C eine Ähnlichkeiten mit Jaguars spektakulärer Studie Type 00 nicht abzusprechen ist, wurde auch Frascellas früherer Arbeitgeber zum Thema. Tatsächlich war der Italiener 12 Jahre bei den britischen Autoherstellern Jaguar und Land Rover angestellt – die letzten drei Jahre als Chefdesigner beider Marken. Der neue Defender, eines der aktuell schönsten Autos, trägt Frascellas Designsignatur. Und vermutlich verantwortete der Italiener auch die Formensprache des neuen Jaguar Type 00.

Porsche überholen

Im Vergleich zur spektakulären Dimension der gigantischen Motorhaube des Vaters Jaguar Type 00 wirkt die Front des neuen Audis fast ein wenig knubbelig. Schlussendlich soll Audis Konzeptauto C bereits in zwei Jahren als Nachfolger des TT vom Band laufen. Voraussichtlich nutzt Audis neues Sportcoupé dieselbe Konzernplattform und die identische Technik des neuen Batterieporsche 718, dessen Start sich massiv verzögert. Vielleicht feiert Audis diese Woche präsentiertes Elektrocoupé noch vor dem Porsche 718 seine Premiere. Vielleicht lohnt sich ein möglichst früher Produktionsstart gar nicht, denn bei Sportwagen und SUVs hält sich die Begeisterung für den Batterieantrieb aktuell noch in sehr engen Grenzen.

Fazit: Wunderschön, aber sehr elitär.

Massimo Frascella Streben nach einer maximal reduzierten, klaren Formensprache hat sich gelohnt. Mit seinem neuen Audi Konzeptauto C präsentiert er diese Woche der Autowelt ein skulpturales, ästhetisches und zeitloses Sportcoupé. Die wunderschöne Karosserie und das reduzierte Interieur mit seinen taktilen Schaltanlagen und hochwertigen Materialien erinnert fast schon an Zen-Buddhismus. Der typische Käufer des neuen Audi Elektrocoupés ist vermutlich ein Gallerist für moderne Kunst. Ob sich das elitäre Design auch für ein breiteres Zielpublikum eignet, wird sich herausstellen. Ob Audis neue Designphilosophie auch beim aktuellen Zielpublikum von Audi A3 oder A4 Begehrlichkeiten wecken kann, bezweifle ich persönlich.


Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.

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