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Politik & Wirtschaft •
Mercedes mit BMW-Motoren?

Die Autowelt in Aufregung– wenn Erzrivalen plötzlich Partner werden

Das Gerücht von Mercedes geplantem Motoreneinkauf beim Erzrivalen BMW schlug ein wie eine Bombe. Für manche Mercedes-Fahrer wäre ein BMW-Antrieb eine Erniedrigung.

Eine Spekulation liess die Autowelt aufhorchen: Das deutsche «Manager Magazin» berichtete am 21. August über einen spektakulären Plan des Mercedes-Chefs Ola Källenius. Der schwedische Topmanager will offenbar Vierzylindermotoren des Erzrivalen BMW in seine Mercedes-Autos einbauen. Da Gerüchte selten aus dem Nichts entstehen, nahmen Automagazine und Boulevardmedien die spektakuläre Nachricht sofort auf. Und tatsächlich löste diese unbestätigte Meldung bei vielen treuen Mercedesfahrer Nervosität aus. Für manche überzeugte Kunden des süddeutschen Premium-Autoherstellers wäre die Transplantation von BMW-Motoren eine Erniedrigung. Mercedes mit BMW-Antrieb wäre fast so schlimm als Ferrari mit Lamborghini-Motoren. Wird Mercedes durch den möglichen Einkauf von Fremdmotoren zum ehrenlosen Autohersteller?

Schlimmer als Ferrari mit Lamborghini-Motoren

Die Frage, ob den süddeutschen Managern und Ingenieuren von Mercedes jeglicher Stolz abhandengekommen sein könnte, erübrigt sich. Denn wirtschaftlich machen Joint Ventures unter Autokonzernen Sinn. Für Mercedes gehört der Einkauf von fremden Motoren schon seit vielen Jahren zum Normalfall. Beispiele: Der Motor, welcher den neuen Mercedes CLA antreibt, wird nicht selbst produziert, sondern in China. Der aufstrebende Geely-Autokonzern liefert diesen 1,5-Liter-Benzin-Vierzylinder. Und Renaults bewährter Dieselmotor R9M, welcher im Renault Mégane oder im Nissan Qashqai steckt, ist auch in der Mercedes C-Klasse verbaut. Sogar Renaults sparsamere Dieselmotoren, welche in vielen Dacia-Modellen stecken, sind baugleich in der A-Klasse zu finden.

Plante BMW weitsichtiger?

Solange in den Autos von Mercedes Geely- oder Renault-Triebwerke für Power sorgen, scheint in der Community alles OK zu sein. Erst wenn in der edlen Schwabenkarosse ein bayrischer BMW-Hightechmotor eingepflanzt werden soll, herrscht helle Aufregung. Zum ewigen Wettkampf unter den beiden rivalisierenden Autoherstellern Mercedes-Benz und BMW gehört auch die Motoren-Disziplin. Und da haben die Südschwaben von Mercedes im Gegensatz zu den Bayern von BMW weniger weitsichtig geplant. Mercedes ist in Kadavergehorsam der linksgrünen Klimapolitik gefolgt und hat stärker auf die Elektromobilität gesetzt, während sich der süddeutsche Mitbewerber aus München mit seiner antriebsoffenen Strategie alle Optionen offengehalten hat. Ergebnis: Mercedes ist bei den Motoren zunehmend abhängig von anderen Autoherstellern.

Schlacht um Autozukunft

Schlussendlich werden in der westlichen Autowelt nur wenige, global agierende Autokonzerne überleben. Immer mehr Automarken basieren auf den identischen Konzernplattformen und werden mit baugleichen Motoren angetrieben. Einzig die Aussen- und Innendesigns unterscheiden sich aus Marketinggründen. 2024 tauchten Mercedes und BMW nicht mehr auf der Top-10-Liste der meistverkauften Fahrzeuge auf (Quelle: F&I Tools). Zwar gehören beide deutschen Premiumhersteller noch zu den Top-10 beim Jahresumsatz (5. Mercedes-Gruppe, 154 Mrd. USD und 6. BMW-Gruppe, 150 Mrd. USD (Quelle: Marketstatistics)). In der bevorstehenden, gigantischen Schlacht um die Autozukunft ist Källenius Suche nach neuen Synergien keine schlechte Idee.


Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.

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