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Motorsport •
Scherer gewinnt Le Mans mit gebrochenem Fuss

«Der Sieg ist wichtiger als meine Gesundheit»

Sein Traum ist ihm wichtiger als jegliche Schmerzen. Fabio Scherer fährt Langstreckenrennen und will die Weltmeisterschaft gewinnen. Beim 24-Stunden-Rennen im französischen Le Mans liess er sich auch von einem gebrochenen Fuss nicht aufhalten. Gegenüber STREETLIFE verrät er, wie schnell er wieder im Rennauto sitzen will.

«Der Fuss geht etwas unter», gesteht Rennfahrer Fabio Scherer über die Woche nach dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Es gilt als eines der härtesten Autorennen der Welt und für den 24-jährigen Schweizer war es das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Scherer fährt die letzten Runden mit gebrochenem Fuss – und gewinnt die zweithöchste Kategorie.

 

Und wer während eines Autorennens keinen Gedanken an eine Verletzung verschwendet, tut das auch in der Woche danach nicht. Auf die Frage, wie es ihm gehe, antwortet er mit «immer noch überwältigt». Die Glückwünsche und Gratulationen würden kein Ende nehmen. Zum Fuss verliert er kein Wort und räumt erst auf Nachfrage ein, dass es dem Fuss nicht so gut gehe. Selbst sein 24. Geburtstag ging am Dienstag, 13. Juni, unter. «Wir haben den Sieg in Le Mans gefeiert», erzählt Scherer. «Aber dieses Rennen bei dessen 100 Jahr Jubiläum zu gewinnen und dann noch als Erster überhaupt mit einem gebrochenen Fuss… das ist das grösste Geburtstagsgeschenk überhaupt!»

Training und Arbeit als wäre nichts gewesen

Am Dienstag war Scherer auch schon wieder im Fitnessraum und trainierte. Was sagen die Ärzte? «Ich trainiere ja nur den Oberkörper. Da brauche ich den Fuss nicht», sagt der Engelberger. Einen Tag später versucht er auch schon wieder in der Sägerei der Familien zu arbeiten. Beim Versuch blieb es nicht etwa wegen der Verletzung, sondern weil immer wieder Leute vorbeikamen, um mit ihm zu sprechen und ihm zu gratulieren – obwohl sie eigentlich gar kein Holz brauchten.

Fragezeichen bei der Ärztin

Ganz vernachlässigt hat Scherer seine Verletzung allerdings nicht. Am Montag nach der Rückkehr aus Frankreich ging er in die Notfallaufnahme. Die Ärztin habe die Welt nicht mehr verstanden. «Wieso kommen Sie erst jetzt, wenn der Unfall schon am Samstag war, fragte sie mich», erzählt Scherer. Seine Antwort, er hätte ein Rennen zu Ende fahren müssen, steigerte die Verwirrung der Ärztin nur noch. «Ob meine Gesundheit nicht wichtiger sei, fragte sie. Für mich klar nein. Es ging um das wichtigste Autorennen der Welt!»

Die Ärztin liess den linken Fuss röntgen. Diagnose: Der Mittelfussknochen ist angebrochen. Wie es um die Bänder steht, soll eine Magnetresonanztomografie (MRT) zeigen, sobald die Schwellung abgeklungen ist. Mit der Anweisung, den Fuss zu schonen, konnte Scherer das Spital verlassen – und geht zum ersten Mal in seinem Leben an Krücken.

Rennfahrerrezept: Eis, Akupunktur und Adrenalin

Offen bleibt, ob der 24-jährige die Verletzung schlimmer gemacht hat, weil er das Rennen zu Ende gefahren ist. «Nachdem mir die Corvette über den Fuss gefahren ist, habe ich den Fuss keinem Arzt gezeigt», gesteht Scherer. «Ich wollte einfach fahren und die Ärzte hätten es mir untersagt.» Aber sein polnisches Team Inter Europol hat die Strategie umgestellt. Über Nacht und am Sonntag fuhren Scherers Teamkollegen Jakub Śmiechowski (PL) und Albert Costa (E). «Sie haben meinen nächsten Stint so lange wie möglich hinausgezögert.» Gleichzeitig hat das Team Scherer mit Eis und Akupunktur wieder aufgepäppelt. Beides hatte den schönen Effekt, dass dem Schweizer die Ehre zuteilwurde, die letzte Etappe und damit auch ins Ziel zu fahren. «Die ersten paar Runden schmerzte es, aber danach spürte ich wegen des Adrenalins nichts mehr.»

Zurück ins Rennauto

Und wer sich direkt nach der Verletzung nicht davon abhalten lässt, am Rennen teilzunehmen, wird auch beim nächsten WM-Lauf starten. «In drei Wochen ist das 6-Stunden-Rennen in Monza (9. Juli, Anm. d. Red.). Da will ich wieder fahren!», sagt Scherer zuversichtlich. Auch gegen den Willen der Ärzte? «Ich lebe meinen Traum! Und kein Schmerz ist gross genug, um diesen zu unterbrechen!» Deshalb hat der Engelberger schon wieder begonnen, den Fuss zu mobilisieren und die Beweglichkeit zu trainieren. Motivierend kommt hinzu, dass sein Team in dessen Kategorie LMP2 aktuell auf dem zweiten Platz in der Langstrecken-Weltmeisterschaft liegt. Mit nur vier Punkten Rückstand arbeitet Scherer also fleissig an seinem nächsten Ziel – dem WM-Titel!

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