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Der Nissan Z verfügt über eine antike Diebstahlsicherung
Die Autowelt dreht sich nicht um die Schweiz. Viele Modelle schaffen es nicht bis zu uns. Dazu gehört bislang der Nissan Z. Doch seit diesem Sommer gibt es den Kult-Sportwagen hierzulande doch offiziell zu kaufen. Wie schneidet ein Auto im STREETLIFE-Schnell-Check ab, das nicht für Europa gebaut wurde?
Paparazzi-Faktor
Selten zieht ein graues Auto so viele Blicke auf sich wie der Nissan Z. Kein Wunder, wenn es eines von nur einer Handvoll Exemplaren in der Schweiz ist. Aber der japanische Sportwagen ist nicht etwa selten, weil er so teuer ist, sondern weil er eigentlich gar nie für die Schweiz vorgesehen war. Nissan entwickelte ihn vor allem für die USA und Japan. Eine Gruppe Auto-Enthusiasten wollte den Kultwagen trotzdem zu uns bringen (STREETLIFE berichtete) und absolvierte in diesem Jahr alle nötigen Tests, damit der Wagen eine offizielle Zulassung für die Schweiz erhält.
Genau dieses Modell, welches die nötigen Untersuchungen durchlief, teste ich jetzt. Ein besonderes Fahrzeug, welches sich auf jeden Fall im Scheinwerferlicht sonnen darf. Aber auch wenn man von diesen besonderen Umständen absieht, ist der Z ein schöner und gelungener Sportwagen: Die lange Motorhaube geht in eine flache Windschutzscheibe über und das Dach fällt schon nach kürzester Zeit wieder ab und endet in einem kompakten Heck. Statt auf ein Leuchtenband wie fast alle anderen setzt Nissan auf einen schwarzen Balken unter der Heckklappe, in welchen die Heckleuchten integriert sind. Dieses Alleinstellungsmerkmal schafft einen Wiedererkennungswert.
Planeten-Rettungs-Faktor
Bei vielen Autos, die in der Schweiz nicht angeboten werden, ist es vielleicht besser so. Denn nicht in allen Ländern gelten die gleich hohen Sicherheitsanforderungen wie hier. Beim Z lag es hingegen an den strengen hiesigen Umweltbestimmungen. Diese bewegen viele Hersteller, kleine Sportwagen in Europa nicht mehr anzubieten. Das trifft vor allem das untere bis mittlere Preissegment, in welchem auch die Leistungsdaten noch eher moderat ausfallen. Hier lässt sich eine CO₂-Busse nicht auf den Kaufpreis abwälzen, aber jedes verkaufte Modell katapultiert den Flotten-CO₂-Ausstoss in die Höhe.
Ist der Z also eine Dreckschleuder? Sicher nicht. Er braucht vielleicht etwas mehr als andere Fahrzeuge. Aber ein Verbrauch von 9,8 Litern geht für ein Auto in dieser Kategorie in Ordnung. Abgesehen davon sind solche Sportwagen in der Regel Zweitwagen, die im Jahr nur wenige hundert Kilometer an Sonnentagen gefahren werden.
Nerd-Faktor
Im Zentrum des Z findet sich sozusagen eine antike Diebstahlsicherung: die 6-Gang-Handschaltung. Damit können je länger, desto weniger Autolenkende umgehen. Und interessanterweise wird sie ausserhalb Europas kaum noch angeboten und verschwindet auch hier immer mehr. Aber die Japaner haben ein Flair dafür und bieten sie gerade in sportlichen Fahrzeugen noch an. Zu Recht: Denn hier hat die Handschaltung immer noch viele Fans. Auf Wunsch und ohne Aufpreis gibt es den Z aber auch mit 9-Gang-Automatik.
Auch sonst kommt der Nissan-Sportwagen ohne Schnickschnack aus. Selbst die Handbremse ist noch mechanisch. Es gibt zwar einen Touchscreen, aber kein Navi. Dafür muss ich das Smartphone mit dem Kabel verbinden. Die digitalen Armaturen bieten drei Layouts an. Auf dem Armaturenbrett thronen in der Mitte, wie in den Vorgängern, noch drei analoge Anzeigen für den Druck des Turbos, die Drehzahl des Turbos und die Batteriespannung.
Harassen-Faktor
Zugegeben, viel mehr bietet der Z im Innern auch nicht. Das Platzangebot ist eher bescheiden. Aber niemand kauft den Zweiplätzer als Familienauto oder für den Umzug. Es gibt einen Becherhalter, zwei Ablagefächer hinter den Sitzen und einen Kofferraum mit einem Ladevolumen von 241 Litern. Ein paar Getränke und Snacks für einen Apéro lassen sich damit problemlos transportieren – oder eine Reisetasche für ein langes Wochenende zu zweit.
Monza-Faktor
Die wahre Berufung des Nissan Z ist das Fahren an sich. Ich lege meine Hand auf den Schalthebel, um den ersten Gang einzulegen, und spüre schon die Vibrationen des V6-Turbomotors. Sie haben etwas Beruhigendes für mich. Ich lege den Gang ein und lasse die Kupplung kommen. Die Antriebswelle überträgt 405 PS (299 kW) und 475 Nm maximales Drehmoment an die Hinterräder, während der V6 aus der Auspuffanlage bollert. Ich halte mich innerorts zurück, schalte früh hoch und halte die Tourenzahl tief, um die Anwohner nicht zu stören.
Auf der Landstrasse lasse ich den Z dann von der Leine. Ich schalte schnell durch die Gänge. Die Schaltwege sind kurz und präzise geführt. Vor der nächsten Kurve trete ich die Kupplung, um runterzuschalten, was von einem Fauchen des Motors begleitet wird. Das ist der Rev-Match. Er gibt automatisch Zwischengas, um die Drehzahl für den nächsten Gang anzupassen. Cool!
Vor Begeisterung bin ich etwas zu früh und zu schnell am Gas, das Heck bricht aus! Keine Tragödie, ich fange es mit Gegenlenken leicht wieder auf. Mit dem Heckantrieb hat der Z Drifter-Gene, ohne grundsätzlich aber ein nervöses Heck zu haben. Ich empfinde nur pure Freude.
Check-Bilanz
Es ist schade, dass der Z nicht für Europa und vor allem die Schweiz gebaut wurde. Auf unseren Alpenpässen befindet er sich mehr in seinem Element als auf einem geraden US-amerikanischen Highway. Umso mehr ist es zu schätzen, dass sich jemand die Mühe machte, den Nissan Z doch für die Schweiz zuzulassen und zu importieren. In Anbetracht der Tatsache, dass wir hier von einem Kleinimporteur sprechen, der die CO₂-Emissionen auch nicht mit E-Autos kompensieren kann, geht auch der Preis ab 68'900 Franken mehr als in Ordnung. Beim Design und der Ausstattung beschränkt der Nissan Z sich auf das Nötigste, womit nichts vom Fahren ablenkt, und das macht in diesem Auto richtig Spass.
Nissan Z «Performance»: Fakten
- Antrieb: 3,0-l-V6-Turbo-Benziner mit 405 PS (299 kW), 457 Nm@1600/min
- Antrieb: 6-Gang-Handschaltung, Heck
- Fahrleistung: 0-100 km/h in 4,7 s, Höchstgeschwindigkeit 250 km/h
- Verbrauch: Werk / Test: 9,8 / 12,5 l/100 km, 226 / 288 g CO₂/km, Energieeffizienz G
- Masse: Länge/Breite/Höhe: 4,38 m / 1,85 m / 1,57 m
- Laderaum: Kofferraum 241 l
- Leergewicht: 1604 kg
- Preis: ab 71’900 Fr., (Basis: «Sport»: 68’900 Fr.)
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