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Fakten •
Internationaler Führerschein

Der Fahrausweis, der keiner ist

Er wird häufig missverstanden, missbraucht oder einfach ignoriert – obwohl er auf einer Reise ins Ausland ungeheuer nützlich sein kann, um Bussen zu vermeiden oder Kontrollen ohne Umtriebe zu meistern: STREETLIFE beantwortet zehn häufige Fragen zum Thema Internationaler Führerschein.

Der Internationale Führerschein wurde ersonnen, weil der nationale Führerausweis nicht automatisch im Ausland gilt: Dazu muss ihn das andere Land anerkennen. Damit es das tut, muss die ausländische Behörde ihn aber lesen und dabei die Ausweiskategorien verstehen können. Auf der Basis von drei internationalen und vielen binationalen Abkommen entstand daraus der Internationale Führerschein – der anders als der nationale Führerausweis auch bei uns offiziell den Namen Führerschein trägt. 

Das häufigste Missverständnis zum Internationalen Führerschein klären wir gleich vorab auf: Für sich allein ist der Internationale Führerschein kein Führerausweis. Er gilt nur in Verbindung mit einem gültigen nationalen Führerausweis und ist quasi dessen Übersetzung, sowohl sprachlich als auch in Sachen Ausweiskategorien. Je nach Land ist er mal keine Pflicht, mal empfohlen und mal Pflicht.

1. Was ist der Internationale Führerschein?

Der Internationale Führerschein ist ein Zusatzdokument zum nationalen Führerausweis. Er gilt nur, wenn dazu der gültige «normale» Führerausweis vorgelegt wird. Der standardisierte Internationale Führerschein dient Behörden im Ausland zur Prüfung, ob man die notwendige Fahrtberechtigung hat.

2. Wo bekomme ich den Internationalen Führerschein?

Der Internationale Führerschein kostet je nach Kanton meistens 15 bis 45 Franken Gebührund ist in der Regel bei Strassenverkehrsämtern zu haben. Bestellen kann man ihn oft online. Für «alte» blaue Papier-Führerausweise (laufen im Oktober 2024 ab, siehe Box) wird der Internationale Führerschein nicht mehr ausgestellt, dazu muss man zuvor auf den Führerausweis im Kreditkartenformat wechseln. Übrigens: Auch sonst wird dringend empfohlen, für Auslandsreisen auf den Plastik-Führerausweis zu wechseln, weil das blaue Papierdokument bei Ordnungshütern in der Ferne oft auf Skepsis stösst.

3. Wie lange gilt der Internationale Führerschein

Der Internationale Führerschein ist jeweils drei Jahre lang gültig. Verlängert werden kann er nicht, er muss stets neu ausgestellt werden. Ausgestellt wird er nur an Inhabende nationaler Führerausweise.

4. Gilt der Internationale Führerschein in der Schweiz?

Nein. Im Inland ist nur der nationale Führerausweis massgeblich.

5. Ist der Internationale Führerschein überall im Ausland anerkannt?

Fast. Das Gros der Länder dieser Welt erkennt ihn an. Manche Staaten jedoch erkennen ausländische Führerscheine selbst mit dem Internationalen Schein nicht an: In China zum Beispiel muss man eine Genehmigung einholen, dass der Schweizer Ausweis dort vorübergehend gilt. Es geht noch krasser: In Nordkorea oder Myanmar (ehemals Burma) etwa darf man als Ausländer generell nicht ans Steuer.

6. Wo geht es im Ausland ohne Internationalen Führerschein?

In Europa fast überall. In den 27 Ländern der EU (Ausnahme: empfohlen in Litauen), den Efta-Staaten (ausser der Schweiz sind das Island, Liechtenstein und Norwegen) sowie einigen weiteren Ländern wie Grossbritannien genügt der Schweizer Fahrausweis. Sobald man die EU verlässt, sollte man sich erst schlau machen. Empfohlen ist der Internationale Führerschein zum Beispiel in Staaten wie in Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Serbien oder Belarus (Weissrussland). Dasselbe gilt in zahlreichen Staaten ausserhalb Europas: In den USA etwa ist der internationale Schein keine nationale Pflicht, wohl aber dürfen ihn einzelne Bundesstaaten wie Alaska oder Washington bei Kontrollen verlangen.

7. Wo ist der Internationale Führerschein Pflicht?

Das variiert, deshalb bitte vor der Reise schlau machen. Es gibt beispielsweise beim TCS sehr nützliche Länderübersichten, aber massgebend sind offizielle Auskünfte (z.B. Infos auf Seiten der Botschaften) – und selbst die widersprechen sich gerne; im Zweifel lieber «mit». Grob vereinfacht: In Afrika und Asien und Mittelamerika ist er meist Pflicht, in Südamerika oft, in Nordamerika nur empfohlen. Aber eben: Wer vor Ort wegen fehlendem Internationalen Ausweis gebüsst wird, wird dieser Busse kaum entkommen, selbst wenn er offiziell dort nicht Pflicht ist. Ihn mitzunehmen, erspart also Umtriebe. 

8. Brauche ich teils im Ausland weitere Dokumente?

Ja. In einigen Ländern erspart der Internationale Führerschein nicht, den nationalen Führerausweis amtlich beglaubigt in die Landessprache übersetzen zu lassen, etwa in Japan oder Saudi-Arabien.

9. Was droht ohne den internationalen Schein?

Das variiert nach Land. Ist der Internationale Schein vorgeschrieben (oder wird verlangt, obwohl nicht Vorschrift), drohen Busse fürs Nichtmitführen und zeitraubende Umtriebe zur Klärung, ob man eine Fahrerlaubnis hat. Je nach örtlicher Rechtslage kann beides passieren: In den meisten Ländern wird man weiterfahren dürfen, in anderen ist es Fahren ohne Führerausweis mit entsprechenden Folgen. 

10. Mein Führerausweis wurde entzogen. Darf ich mit dem internationalen Ausweis fahren?

Natürlich nicht, weder im In- noch Ausland! Wie erwähnt, ist der Internationale Führerscheinnur gültig zusammen mit dem gültigen nationalen Führerausweis. Und der Entzug des Führerausweises gilt immer absolut: Wurde in der Schweiz ein Fahrverbot ausgesprochen, gilt das auch dann, wenn man zufällig einfach noch ein weiteres Dokument herumliegen hat, das sich Führerschein nennt.

 

Blauer Führerausweis läuft 2024 ab

Bereits heute sollte man im Ausland besser den problemloser akzeptierten, weil fälschungssichereren Führerausweis im Kreditkartenformat nutzen. Mit dem «alten» blauen Führerausweis bekommt man zudem keinen Internationalen Führerschein mehr. Aus gutem Grund: Bis 31. Oktober 2024 muss man den Papier- gegen den 2003 eingeführten Plastik-Führerausweis eingetauscht haben. Denn ab 1. November 2024 ist «der Blaue» nicht mehr gültig. Dadurch verliert man zwar nicht die Fahrerlaubnis, bezahlt aber mit dem «Blauen» Busse für Nichtmitführen des Führerausweises und riskiert Umtriebe.

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