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Politik & Wirtschaft •
Andreas Burgener über E-Mobilität

«Der Bundesrat muss nochmal über die Bücher»

Von Batterietechnik über Ladeinfrastruktur bis hin zu E-Fahrzeugen in der Logistik – an der Schweizer Konferenz Elektromobilität drehte sich alles um die Zukunft auf den Strassen. Zudem wurde an diesem ersten nationalen Branchentreff der Goldene Stecker 2023 vergeben – unter anderem von Andreas Burgener, Direktor Auto-Schweiz. Wie für ihn die Mobilität von morgen aussieht und was er von der Schweizer Politik in Sachen E-Mobilität fordert, verrät er im Interview.

Herr Burgener, wie sieht die Schweizer Mobilität von morgen aus und was braucht es noch alles bis dahin?

Die Antriebe der Zukunft werden strombasiert sein. Neben der Elektromobilität, die gerade bei Personenwagen einen Grossteil ausmachen wird, benötigen auch die Herstellung von Wasserstoff oder synthetischen Treibstoffen zusätzliche Mengen an Elektrizität. Der Zubau dieser CO2-armen Stromproduktion plus die Verteilung über die Netze ist eine zentrale Herausforderung, nicht nur für die Schweiz. Dazu kommt der notwendige massive Ausbau an Ladeinfrastruktur in Wohnüberbauungen, am Arbeitsplatz und unterwegs. Laden muss so einfach werden wie Tanken – oder sogar noch einfacher.

Wo ist die Politik in diesem Zusammenhang gefordert?

Sie muss die Rahmenbedingungen für die zusätzliche CO2-arme Stromproduktion und den nötigen Netzausbau sowie den Bau der Ladeinfrastruktur schaffen. Gleichzeitig darf der weitere Hochlauf der Elektromobilität nicht behindert werden, wie etwa mit der ab 2024 geplanten Abschaffung der Befreiung von Elektrofahrzeugen bei der Automobilsteuer, die beim Import fällig wird. Hier waren sich viele Konferenzteilnehmer einig, dass der Bundesrat nochmal über die Bücher gehen und das Projekt zurückstellen muss. So viel sollte der Regierung die Erreichung der eigenen Klimaziele im Verkehrssektor wert sein.

Wo steht die Schweiz im internationalen Vergleich?

Noch steht die Schweiz recht gut da, aber sie fällt zurück. Kein Wunder, denn andere europäische Länder fördern weiterhin den Kauf elektrisch angetriebener Fahrzeuge, was die Schweiz nie getan hat. Nun kommen wir aber an den Punkt, wo wir mit Elektroautos in den Massenmarkt eindringen müssen und viele Kundinnen und Kunden angesichts der derzeit noch höheren Anschaffungskosten von E-Fahrzeugen zurückhaltend sind. Da sich die Nutzung eines Elektroautos auf lange Sicht auch finanziell auszahlt, sollte die Schweiz anderweitig aktiv werden: Unterstützung beim Bau von Ladeinfrastruktur, besonders in Mehrfamilienhäusern, eine Energiepolitik, welche günstige Strompreise ermöglicht, und ein vorläufiger Verzicht auf zusätzliche Belastungen für E-Mobilisten und ihre Fahrzeuge.

Noch steht die Schweiz recht gut da, aber sie fällt zurück.

Andreas Burgener, Direktor von Auto Schweiz
Was macht die Schweiz, um die Herstellungsprozesse von Autobatterien zu verbessern?

Viele Forscherinnen und Forscher arbeiten daran, die Produktion von Batterien zu optimieren. So benötigen diese immer weniger seltene und teure Rohstoffe, andererseits werden die Akkus günstiger und zunehmend leistungsfähiger. An Schweizer Hochschulen gibt es diverse Projekte zu diesem Thema, auch das wurde an der Schweizer Konferenz Elektromobilität aufgezeigt.

Wie zufrieden sind Sie mit der ersten Ausgabe dieses Branchentreffens?

Die erste Durchführung der Konferenz, gemeinsam mit dem Verband der Schweizerischen Elektrizitätsunternehmen VSE und Swiss eMobility, war in meinen Augen ein voller Erfolg. Die sektorübergreifende Betrachtung der Elektromobilität kam bei den Teilnehmenden hervorragend an. So schaffen wir Verständnis für die gegenseitigen Herausforderungen und finden neue Lösungen und Kooperationsansätze. Denn wir können die Defossilisierung des Strassenverkehrs nur gemeinsam schaffen.

Was für ein Auto fahren Sie?

Eine blaue, batterieelektrische Limousine, mit der ich extrem energieeffizient unterwegs bin. Mein derzeitiger durchschnittlicher Energieverbrauch liegt unter 16 Kilowattstunden pro 100 Kilometer – umgerechnet in den Energiegehalt von Benzin sind das nicht einmal zwei Liter. Geladen wird Schweizer Wasserstrom und bald Solarenergie vom hauseigenen Dach, die Photovoltaikanlage ist bestellt.

Goldener Stecker 2023

In den ersten fünf Monaten dieses Jahres machten E-Autos beinahe 30 Prozent aller neu eingelöster Fahrzeuge im Kanton Zug aus. Um die Stromer auf Kantonsgebiet laden zu können, stehen pro 10'000 Einwohnerinnen und Einwohnern 19 öffentlich zugängliche Stromtankstellen zur Verfügung. Für die Direktoren von Auto Schweiz, Swiss eMobility und dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE genug Gründe, um den Kanton mit dem Goldenen Stecker 2023 auszuzeichnen. Der Preis wird jährlich an eine kantonale, städtische oder kommunale Behörde vergeben, die sich für die Entwicklung der Elektromobilität einsetzt.

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