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Das sind die marodesten Tunnel der Schweiz
In der Schweiz gibt es mehrere Tunnel, die stark beschädigt sind. Betroffen sind auch Hotspots, die täglich von mehreren zehn- oder gar hunderttausenden Autos durchquert werden. Das sind die aktuellen Herkulesaufgaben des Bundesamts für Strassen ASTRA.
Sie haben Risse, Schäden an der Tragstruktur oder entsprechen nicht mehr den neusten Sicherheitsstandards: Sechs Tunnel in der Schweiz weisen laut dem Bundesamt für Strassen ASTRA einen massiven Sanierungsbedarf auf.
Tückisches Gestein drückt auf Tunnelstruktur
Eines der Sorgenkinder im Schweizer Nationalstrassennetz ist der 1970 eröffnete Belchen-Tunnel auf der A2 zwischen Basel und Egerkingen. Was viele Autofahrer nicht wissen: Der Tunnel führt mitten durchs Juragebirge – und genau dort lauert ein tückisches Gestein namens Gipskeuper. Kommt dieses mit Wasser in Kontakt, quillt es auf und drückt auf die Tunnelstruktur. Im Tunnel findet daher aktuell eine Monster-Sanierung für 350 Millionen Franken statt. Laut ASTRA werden die Arbeiten von 2024 bis 2035 andauern.
Die umfassende Sanierung ist also bereits voll im Gange. Doch wie funktioniert das bei einem Tunnel, den durchschnittlich 55'000 Fahrzeuge pro Tag durchqueren? Damit der Verkehr weiterhin rollen kann, wurde der Sanierungstunnel Belchen (STB) gebaut – eine zweispurige Tunnelröhre. «Dieser wurde letzten Sommer in Betrieb genommen. Anschliessend hat die Totalsanierung der ersten der beiden alten Röhre begonnen», so ASTRA-Mediensprecherin Martina Wirth.
Nach 40 Jahren Sanierung nötig
Ein weiteres Mega-Projekt ist der A2-Schwarzwaldtunnel in Basel-Stadt auf der Osttangente. Die 6 Kilometer lange Strecke führt vom Tunnel Schweizerhalle bis zur deutschen Grenze. Nach einer Betriebsdauer von über 40 Jahren wird der Abschnitt nun in verschiedenen Etappen für rund 285 Millionen Franken saniert. Die Arbeiten starteten 2014 und sollen bis 2029 abgeschlossen sein. Dabei werden zum Beispiel Belagsverformungen ausgebessert, der Lärmschutz erhöht und Schäden am Beton repariert.
Auch in der Westschweiz wird geflickt
Noch ein Sanierungsprojekt befindet sich mitten im Weinbaugebiet und auf einem der ältesten und am stärksten befahrenen Autobahnnetze der Schweiz: Der 1974 in Betrieb genommene Abschnitt Lausanne - Vevey der Autobahn A9. Teil der Sanierung sind die Unterhaltsarbeiten im Flonzaley-Tunnel. Kostenpunkt des gesamten Projekts «Vennes-Chexbres»: 850 Millionen Franken.
Gleich drei Tunnel auf dem Julierpass
Gleich drei Tunnel mit Sanierungsbedarf befinden sich alle auf der Julierstrasse (N29): Solis, Passmal und Crap Ses. «In den Tunnel Solis und Passmal haben wir bereits einige notwendige Bauarbeiten durchgeführt, unter anderem auch zu Gunsten der Verkehrssicherheit. Beispielsweise die Installation einer neuen Beleuchtung, ein neuer Deckbelag und ein neuer Anstrich der Wände. Diese Arbeiten dienen als Überbrückung bis zur Gesamtsanierung», erklärt Martina Wirth.
Einsturzgefahr kein Thema
Trotz Schäden an der Tragstruktur besteht laut ASTRA jedoch bei keinem der Projekte Einsturzgefahr: «Die Tragfähigkeit ist nicht beeinträchtigt.» Das ASTRA unterscheidet bei ihren zwischen verschiedenen 5 Zustandsklassen. Alle genannten Tunnel-Projekte wurden in die Klasse 4 eingeordnet und müssen mittelfristig saniert werden. Dabei ist die Sicherheit jedoch nicht beeinträchtigt.
Auch Klasse 5 kam bereits vor: Ende 2023 ordnete das ASTRA die Betriebs- und Sicherheitsausrüstung der Tunnel Neuenhof und Baregg A1 als alarmierend ein. Betroffen seien elektromechanische Anlagen wie Lüftungen, Beleuchtungen, Signalisation und Kabelanlagen, die derzeit für rund 60 Millionen Franken erneuert werden.
Strassennetz in gutem Zustand
Das ASTRA investierte 2023 rund 1,2 Milliarden Franken in den Unterhalt der Nationalstrassen. Dieser Beitrag liegt deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre und unterstreicht die zunehmende Bedeutung, die das ASTRA dieser Aufgabe zumisst. Davon entfielen 47 Prozent auf den Unterhalt der Fahrbahnen, 19 Prozent auf die Kunstbauten, 14 Prozent auf die Tunnel sowie 20 Prozent auf den Unterhalt der Betriebs- und Sicherheitsausrüstungen (BSA).
Gemäss dem Netzzustandsbericht 2023 befinden sich mehr als drei Viertel der Tunnel in gutem oder akzeptablem Zustand (Zustandsklasse 1 und 2) und 19 Prozent müssen verstärkter überwacht werden. Die sechs erwähnten Tunnel mit Zustandsklasse 4 machen lediglich 3 Prozent der gesamten Tunnel auf dem Nationalstrassennetz aus.

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