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Wieder befahrbar

A13 – STREETLIFE zeigt das geflickte Autobahnstück

Verkehrsminister Albert Rösti hatte es versprochen: «Wir werden den Juli nicht ausschöpfen.» Und er hielt Wort. Nur zwei Wochen nach der Unwetter-Katastrophe ist die A13 wieder einspurig befahrbar. STREETLIFE nahm das geflickte Teilstück, kurz vor Freigabe, in Augenschein.

Der Zeitpunkt könnte nicht passender sein. In grossen Teilen der Schweiz starten dieses Wochenende die Schulsommerferien. Viele Familien zieht es dann wieder in den Süden. Was ohnehin schon jedes Jahr lange Staus verursacht, drohte in diesem Jahr zum gewaltigen Chaos zu werden.

Quasi in letzter Sekunde, am Freitagmorgen, konnte das nun verhindert werden: «Die A13 steht dem Verkehr seit 5 Uhr vollumfänglich zur Verfügung. Sie ist zwischen Thusis und Mesocco durchgehend eine Gebirgsautostrasse mit je einer Fahrspur pro Richtung», sagt Jürg Röthlisberger, Direktor des Bundesamts für Strassen ASTRA auf Anfrage.

Nur Stunden vor der Freigabe nahm STEETLIFE das Teilstück am Unglücksort bei Lostallo GR in Augenschein. «Wenn man bedenkt, dass hier nur zwei Wochen gebaut wurde, ist das schon extrem beeindruckend», sagt STREETLIFE-Reporter Salvatore Iuliano. «Die Strasse entspricht absolut dem Standard, wie ich ihn aus der Schweiz kenne. Ich stelle keinen Unterschied fest.»

Geringe Kapazitätseinbussen erwartet

Das betroffene Teilstück ist derzeit nur einspurig befahrbar. Dort, wo vor der Unwetter-Katastrophe am 21. Juni die zweite Autobahnspur durchführte, klafft noch immer eine gewaltige Lücke. Das Fundament ist zwar schon aufgeschüttet und der Bach wieder in seinem Bachbett, der Strassenaufbau dürfte auf dieser Seite aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Für den Verkehrsfluss sieht ASTRA-Direktor Röthlisberger trotzdem keine Probleme. Auch, weil die Autobahn etwa 1,5 Kilometer weiter südlich nun vierspurig sei. «Wir erwarten deshalb höchstens geringe Kapazitätseinbussen im Bereich der Baustelle wegen Spurverschwenkungen und Überleitungen», erklärt er weiter. Auf dem neuen Teilstück liegt das Tempolimit zwischen 60 und 80 km/h.

Wie stabil ist die Konstruktion aber tatsächlich? Stabiler als zuvor, sagt ASTRA-Direktor Röthlisberger. «Im Rahmen der Wiederaufbauarbeiten wurde auch das Ufer und der Damm so weit angepasst, dass die A13 nun besser als vor dem Ereignis gestützt ist.» 

Die schnellen Autobahnbauer im Misox sorgen über die Landesgrenzen hinaus für Begeisterung. So schreibt die Bild von einem Autobahn-Wunder, der Südkurier von einem Schweizer Kniff und SWR von einem Rekordtempo. Ganz billig war die Turboreparatur aber nicht. «Wir können die Gesamtkosten noch nicht beziffern, für die bis jetzt ausgeführten Arbeiten schätzen wir einen Aufwand von rund 5 bis 7 Millionen Franken», so Röthlisberger. Die Gelder dafür stammen aus dem Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds NAF.

Wie aber genau gelang den Autobauern das schnelle Wunderwerk? Das Bundesamt für Strassen fuhr mit schwerem Geschütz auf. 30 Bauarbeiter und 10 Grossbagger standen im Einsatz. Felsbrocken, die zu gross für die Bagger waren, wurden weggesprengt. Die Autobahnbauer arbeiteten im Zweischichtenbetrieb, auch am Wochenende. Der wahre Trick ist aber der hier: Für den Damm wurde das vom Bach abgelagerte Material kurzerhand wiederverwendet, was den langwierigen Transport von ausserhalb vermied.

Lokales Gewerbe mit massiven Umsatzeinbussen

Auch die Bewohner im Misox freuen sich, dass die Autobahn wieder offen ist. So auch Restaurantbetreiber Sergio Alberto Carmeiro: «In den letzten zwei Wochen ist der Umsatz bei mir um 75 Prozent eingebrochen. Im Sommer leben wir vom Tourismus und wenn der nicht kommt, ist das für uns schwer. Ich bin froh, ist die Strasse jetzt wieder offen. Leider ändert das nichts an meinem Verlust.»

Postbotin Diana Furger will so schnell aber nicht wieder zurück auf die Autobahn. «Ich habe keine Angst. Aber wenn ich daran denke, dort vorbeizufahren, ist da doch ein ungutes Gefühl. In den nächsten Tagen fahre ich jetzt erstmal noch auf der Kantonsstrasse.»

Das ist auch im Sinn des ASTRA. Für das anstehende erste grosse Reisewochenende empfiehlt die Behörde die A13 nämlich noch nicht als Alternative zur Gotthardroute. ASTRA-Direktor Röthlisberger: «Wir wollen zuerst beobachten, wie der Verkehr läuft. Erst wenn klar ist, dass alles problemlos funktioniert, werden wir diese Empfehlung aussprechen.»

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