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Politik & Wirtschaft •
Kenny’s Autocenter

«Das Käfeli ist sympathisch und ehrlich gemeint»

Ein Barista bei einem Autohändler ist wohl einmalig. Aber zu Kenny’s Autocenter passt es. Kenny Eichenberger wurde mit seinem «Käfeli» schweizweit berühmt. Wie dieses Konzept ein Erfolg wurde und wieso er und sein Sohn Marc an den persönlichen Autokauf vor Ort glauben, erzählen die beiden im Doppelinterview mit STREETLIFE.

Habe ich Halluzinationen? Ich sehe einen grossen Ausstellungsraum voller neuer Autos. Aber in meine Nase steigt nicht der Geruch von Leder, Benzin und Gummi, sondern jener von frisch gekochtem Kaffee. Aber meine Sinne täuschen mich nicht. Im Zentrum des Ausstellungsraums befindet sich zwischen all den Autos eine Kaffeebar. An einer grossen, professionellen Kaffeemaschine hantiert ein Barista. Er malt Kaffeebohnen, montiert Kolben oder schäumt Milch auf.

So gehört sich das hier: «Zuerst ein Käfeli. Dann ihr Auto.» Nach diesem Motto bedient Kenny’s Autocenter seine Kunden seit bald 50 Jahren. Das Konzept machte den Zürcher Mercedes-Händler schweizweit bekannt. Heute hat Gründer Kenny Eichenberger das Geschäft an seinen Sohn Marc übergeben. Dieser hat während der Pandemie eine alte Fabrikhalle in Dietlikon ZH in den neuen Hauptsitz von Kenny’s Autocenter verwandelt – einen der modernsten Showrooms der Schweiz. Im Gespräch mit STREETLIFE schauen Vater und Sohn zurück und in die Zukunft des Autohandels in der Schweiz.

Kenny Eichenberger, hätten Sie gedacht, dass Ihr «Käfeli» so einschlägt?

Kenny Eichenberger: Nein, nein. Die Idee ist von meiner Frau. Als wir vor einigen Jahren noch in Dällikon waren mit dem Geschäft, kam sie mit dem Velo und den Kindern vorbei. Ich sagte damals schon immer: «Willsch es feins Käfeli?», obwohl sie nie einen Kaffee getrunken hat. Aber eines Tages sagte sie: Mach’ doch einen Werbespruch daraus. Das war 1987, und so ist das entstanden.

Wie erklären Sie sich den grossen Erfolg?

Weil es normal und sympathisch ist – und vor allem: Es ist immer ehrlich gemeint. Bei einer Werbung ist es wichtig, dass sie direkt und ehrlich ist. Ich habe damit begonnen, weil ich gerne Kaffee trinke. Wir gingen nach Costa Rica, wo wir die Bohnen herhaben, und haben dort einen Werbefilm gedreht. Marc hat das verbessert und beschäftigt jetzt sogar einen Barista. Aber wir haben schon immer gesagt: Kommen Sie vorbei und nehmen Sie «es feins Käfeli» mit uns.

Marc Eichenberger: Wichtig ist, dass wir den Kaffee leben. Wir predigen ihn nicht nur, sondern wir schauen auch, dass wir einen möglichst guten Kaffee anbieten, weil wir ihn selbst gerne geniessen.

Kenny Eichenberger: Sollen wir erzählen, dass wir die Besten sind? Das stimmt nicht. Wir sind die Grössten? Nein, sind wir auch nicht. Deshalb sagen wir lieber, kommen sie auf ein «feins Käfeli» vorbei. Es ist ehrlich, direkt, und es freut mich, dass der Spruch ein solcher Brand geworden ist. Wenn ich im Flugzeug sitze, sagt die Crew: Jetzt freuen wir uns, dass wir Ihnen ein «Käfeli» servieren können. Das ist schön.

2016 haben Sie die Geschäftsführung Ihrem Sohn übergeben. Wie stolz sind Sie darauf, was er seither erreicht hat?

Kenny Eichenberger: Das lässt sich nicht in Worte fassen. Meine Frau und ich, wir sind sehr, sehr, sehr stolz. Es ist ein grosser Schatten, aus dem er heraustreten musste, und er macht es richtig gut.

Wann wussten Sie, dass der richtige Zeitpunkt für die Übergabe gekommen ist?

Kenny Eichenberger: Das war intuitiv. Wir hatten damals noch die Smart-Center unter dem Namen Keto. Marc hat dort einen Aktienanteil abgekauft und die Geschäftsführung übernommen. Irgendwann fand er, wir sollten Kenny’s und die damaligen Smart-Center zusammenführen. Da habe ich für mich gemerkt: Jetzt ist der Moment gekommen. Die beiden Unternehmen mit ihren verschiedenen Philosophien zusammenzuführen, war keine leichte Aufgabe. Ich entschied, dass Marc das übernehmen sollte. Er hat das souverän gemacht, und seither führt er alle Betriebe.

Wie war es für Sie in die Fussstapfen Ihres Vaters zu treten?

Marc Eichenberger: In meiner Jugend wollte ich nicht ins Geschäft einsteigen. Alle sagten immer, mein Weg sei sowieso vorgezeichnet, weil ich später einfach das Geschäft von meinem Vater übernehmen könnte. Deshalb wollte ich meinen eigenen Weg gehen. So habe ich eine Lehre als Informatiker absolviert und neben meinem Betriebswirtschaftsstudium ein Start-up gegründet.

Inwiefern war Smart damals schon eine moderne Marke?

Marc Eichenberger: Das hat schon mit dem Smart-Turm angefangen. Derjenige in Wallisellen war der erste. Heute ist er der Letzte, der noch steht. Er ist ein Wahrzeichen für eine innovative Marke, für die Idee von Nicolas Hayek. Schliesslich waren wir 2001 mit Smart der erste Hersteller mit einem Online-Shop. Wir waren damals schon Vorreiter, leider war die Nachfrage nicht da.

Heute ist die Digitalisierung nicht mehr wegzudenken. Wie schätzen Sie die Zukunft des Autohandels im Digital-Zeitalter ein?

Kenny Eichenberger: Wir haben bei unserer Herbstausstellung kürzlich an einem Wochenende über 80 Autos in zwei Tagen verkauft. Für mich zeigt das: Die Mehrheit der Kunden informiert sich zwar zu Hause im Internet. Aber am Ende wollen sie sich ins Auto hineinsetzen und eine Probefahrt machen. Dann wollen sie dem Verkäufer in die Augen schauen und vor Ort bestellen. Genau diesen Weg gehen wir.

Wie steht die nächste Generation dazu?

Marc Eichenberger: Ich habe keine Angst, dass in der Schweiz der persönliche Kontakt verloren geht. Sonst hätten wir unseren neuen Flagship-Store in Dietlikon so nicht gebaut. Gleichzeitig glaube ich aber, dass wir online «state of the art» sein und mit hybriden Lösungen das Ganze verbinden müssen. Sprich, wir müssen den Kunden online möglichst gut abholen; er muss hierherkommen und möglichst einfache Prozesse vorfinden. Er soll nicht noch unzählige Dokumente unterschreiben müssen, sondern so einfach wie möglich den Vertrag abschliessen können. Die Kunden wollen den Kontakt, sie wollen das Auto fahren, und sie wollen den Bezug zu ihrer Garage.

Könnte das auch eine Generationenfrage sein?

Marc Eichenberger: Die Generation Z kenne ich nicht so gut wie die Millennials. Aber hier lösen sich die Trends immer wieder ab. Am Ende ist es immer noch ein Auto, und ich glaube nicht, dass es jemand bestellt, ohne es vorher gefahren zu sein oder zumindest darin gesessen zu sein. Das sehe ich bei der jüngeren Generation. Sie will vorbeikommen. Wie das bei jenen sein wird, die jetzt erst die Autoprüfung machen, wird sich zeigen. Aber vorerst wird der persönliche Kontakt in der Schweiz wichtig bleiben.

Was macht Sie da so sicher?

Marc Eichenberger: Der Kauf eines neuen Autos ist für die meisten eine der grössten Anschaffungen, daher ist viel Vertrauen erforderlich, das online oder digital nicht so leicht aufgebaut werden kann. Zudem ist der Kauf erst der Anfang. Es geht weiter über den Reifenwechsel, de Servicetermin, Kundenevents bis hin zum nächsten Modell. Wir wollen dem Kunden ein Erlebnis bieten, ihn an uns binden und es gut haben mit dem Kunden. Dieser Kontakt zum Kunden ist unsere Stärke.

Der Automarkt befindet sich aktuell in einem Tief. Von den Herstellern hört man rigorose Sparmassnahmen. Wie nehmen Sie die Situation im Kontakt mit den Kunden wahr?

Marc Eichenberger: Wir sind in vielen Belangen an die Hersteller gebunden. Und unser Hersteller hat klar gesagt, er will in den Luxus-Bereich gehen. Das ist von unserer Seite her nicht komplett falsch. Aber wenn man so drastisch mit Prämien aufhört und die Preise hochsetzt, wie die deutschen Hersteller, wird es irgendwann schwierig, Autos zu verkaufen. Zum Glück hat sich das bei Mercedes geändert und wir haben wieder sehr wettbewerbsfähige Angebote. Ausserdem zeigte unsere Herbstausstellung, dass mit den richtigen Konditionen und einem konkurrenzfähigen Angebot auch die Nachfrage da ist. Es ist nicht so, dass die Welt untergeht – zumindest nicht in der Schweiz.

Wie wichtig sind Ausstellungen in der heutigen Zeit noch?

Marc Eichenberger: Wir brauchten einen guten September, sonst hätten wir ein Problem. Also sind wir mit dieser Ausstellung «all-in» gegangen, indem wir viel Werbung und starke Verkaufsförderung gemacht haben. Die Verkäufe geben uns recht. Es hat sich gelohnt. Und das ist auch ein gutes Zeichen für die Zukunft.

Kenny Eichenberger: Wir hatten noch nie so viele Leute an einer Ausstellung. Das ist für uns auch nicht selbstverständlich. Der Kunde weiss: Bei Kenny’s Autocenter ist er willkommen. Die Menschen kommen nicht nur zum Kaufen. Sie wissen: Sie sind auch willkommen, wenn sie nur hallo sagen.

Im Dezember vor zwei Jahren haben Sie das neue Autozentrum in Dietlikon eröffnet. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Marc Eichenberger: Bis jetzt sehr positiv. Der Bau wäre für mehr gemacht, als wir im Moment leisten. Aber das braucht auch seine Zeit. Wichtig ist, dass es den Kunden gefällt. Und das tut es – bis sie die Werkstattrechnung sehen. (lacht)

Kenny Eichenberger: Deshalb haben wir überall Sitzmöglichkeiten. Wenn sie die Rechnung sehen, können sie sich hinsetzen und ein «feins Käfeli» geniessen. Das richtet sie wieder auf. Spass beiseite: Wir haben Richtpreise von Mercedes und können gar nicht viel machen, weil alles fix hinterlegt ist und von der 4-Jahres-Garantie oder dem kostenlosen Mercedes-Service-Paket übernommen wird. Und was Ihre Frage betrifft: Der Betrieb hier in Dietlikon ist sensationell. Mit dem Neubau hatte ich nichts zu tun. Das haben Marc und sein Team gemacht.

Nicht einmal beim Kaffee haben Sie mitgeredet?

Kenny Eichenberger: Gar nicht. Dieser Bau war seine Doktorarbeit, wenn man so will, und er hat mit Bravour bestanden. Ich bin raus – und ich hätte nicht gedacht, dass mir das so leichtfällt. Ab und zu darf ich noch vorbeikommen und ein «feins Käfeli» nehmen. (lacht)

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