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«Das grösste Risiko liegt im Übersteuern»
Eis und Schnee, Winterjacke und Handschuhe: Sie können Autofahrerinnen und Autofahrer böse überraschen. STREETLIFE hat die wichtigsten Fahrtipps für den Winter von Chefinstruktor Stephan Roth.
Im Winter sind die Strassen tückischer als im Sommer: Nur mit dem Wechsel von Sommer- auf Winterreifen (STREETLIFE hat darüber berichtet) ist es nicht getan. Der Chefinstruktor des Driving Center Safenwil, Stephan Roth, erklärt, was beim Fahren im Winter besondere Schwierigkeiten verursachen kann.
Bevor es los geht
Wer morgens die Scheiben freikratzen muss, darf sich nicht mit einem Guckloch zufriedengeben. Denn: «Zum Autofahren benötigen Sie die Sicht durch alle Fenster», erinnert Fahrexperte Stephan Roth. Auch Lichter, Nummernschild und vorhandene Sensoren sollten gereinigt werden. «Ist ein Auto nicht von Schnee und Eis befreit oder hat der Lenkende keine freie rundum Sicht, so droht eine Anzeige», warnt beispielsweise die Kantonspolizei Bern.
Schnee auf dem Dach kann sich plötzlich lösen – mit unangenehmen Folgen. «Bei abruptem Bremsen fällt der gesamte Schnee vom Dach auf die Windschutzscheibe und dann wird’s dunkel», erklärt Fahrprofi Roth das Problem. Er rät sich beispielsweise mit einem Enteisungsspray oder Scheibenkratzer auszurüsten, um schnell gegen Schnee und Eis vorgehen zu können.
Pass auf, welche Kleidung du trägst
Es ist kalt und du greifst zur Daunenjacke. Doch vergiss nicht, sie im Auto wieder auszuziehen. «Dicke Jacken haben zur Folge, dass die Personen bei einem Unfall durch den Gurt nicht optimal geschützt sind», erklärt Chefinstrukteur Stephan Roth. Gerade bei Kindern gelte es besonders gut darauf zu achten, dass sie die Winterjacke ablegten. «Ist ein Kind zu dick eingepackt, wird es vom Kindersitz nicht gleich gut zurückgehalten wie sonst.»
Wer vor dem Einsteigen durch Schnee stampfte, sollte seine Schuhe gut abklopfen. «An den Sohlen klebender Schnee macht die Pedale nass und rutschig. Zudem bringt der Schnee zusätzliche Feuchtigkeit ins Fahrzeug, was die Scheiben beschlagen lässt», erinnert Roth. Auch bei Handschuhen ist Vorsicht geboten. «Wer gerne mit Handschuhen fahren möchte, sollte drauf achten, dass sie genügend Grip haben», so der Instruktor. Ansonsten bestehe ein erhöhtes Risiko, das Steuer aus den Händen zu verlieren.
Klare Sicht schaffen
In der trockenen Winterluft bilden sich schnell Striemen oder Schlieren auf der Windschutzscheibe und Matsch verschmutzt das Glas. Deshalb musst du auch im Winter oft von der Scheibenwischfunktion Geberauch machen. Und: «Das Scheibenwaschmittel sollte mit einem Frostschutz versehen sein, damit es in kalten Winternächten nicht einfriert», mahnt Stephan Roth.
Die Scheiben können aber auch von innen plötzlich durch eine dünne Eisschicht beschlagen werden. Durch nasse Kleidung und feuchte Haare zum Beispiel steigt die Feuchtigkeit im Wageninnern und die Scheiben beschlagen. «Hier hilft die AC-Funktion, sprich die Klimaanlage, denn mit ihr wird die Luft getrocknet», erklärt Stephan Roth. Umluft hingegen nütze nichts, da sie nur die feuchte Luft im Auto zirkulieren lasse.
Achtung in den Kurven
Im Winter haben viele Autofahrende Respekt vor Kurven – zu Recht. «Das grösste Risiko liegt im Übersteuern», so Stephan Roth. In diesem Fall bricht das Heck aus und das Fahrzeug droht sich zu drehen. Um dies zu korrigieren, müsste der Fahrer schnell und viel Gegenlenken, das ist aber nicht einfach und sei gerade deshalb auch besonders gefährlich, so Roth. Mit guten Reifen lasse sich das Risiko stark minimieren, weil das Heck so weniger leicht ausbrechen könne. Gut zu wissen: Kalter Schnee ist weniger rutschig, als wenn die weisse Pracht warm und matschig ist.
Für die Autolenker weniger schwierig zu korrigieren, sei ein Untersteuern des Fahrzeugs, erklärt der Experte Roth. Davon spricht man, wenn das Fahrzeug in der Kurve gerade aus oder in Richtung Kurvenrand rutscht. «In diesem Fall gilt es zu bremsen, bis die Räder wieder Grip haben, und dann das Fahrzeug wieder sanft Richtung Kurvenausfahrt zu lenken », erklärt der Chefinstruktor.
Drücke aufs Bremspedal
Grundsätzlich empfiehlt der Experte niedertouriges Fahren im Winter: «Ich rate mit dem höchstmöglichen Gang oder bei einem Automaten im D zu fahren.» Wenn nämlich in einem tiefen Gang viel Kraft auf die Räder übertragen werde, steige das Risiko, das sie auf dem Schnee durchdrehen, was wiederum zu einem unkontrollierten Rutschen führen könne, so der Experte.
«Bei Autos mit einem Antiblockiersystem ist es grundsätzlich immer richtig, bei einem Hindernis oder sonst einem Problem, zu bremsen», rät Stephan Roth. Denn dank ABS bleibe das Fahrzeug lenkbar. Und: «Hart bremsen, aber sanft lenken», sagt Fahrexperte Roth. So behalte der Fahrer während des Bremsvorgangs die Kontrolle über das Fahrzeug.
Eine Notbremsung kann bei winterlichen Strassenverhältnissen oft Schlimmeres verhindern. «Bremsen verschafft Zeit, um die Situation besser einzuschätzen», betont Roth und: «Die Fahrgeschwindigkeit verringert sich. Zudem wird ein möglicher Aufprall weniger heftig oder ganz verhindert.» Auch solle die Geschwindigkeit nicht durch das Schalten in niedrigere Gänge, sondern mit der Bremse reduziert werden, denn diese wirke – unabhängig vom Antrieb – gleichmässig auf alle vier Räder.
Gefährlich, auch mit ABS, ist Glatteis wie es sich an klaren und kühlen Wintermorgen gerne ausbildet. Auch Brücken sind hierfür anfällig. «Bei Glatteis hilft nur zu warten, bis der Schneeräumungsdienst die Strassen gesalzen hat», ist Roth überzeugt.
Wenn’s nicht mehr weiter geht
Was wenn das Auto im Schnee stecken bleibt? Roth gibt hier einen Tipp. «Die Traktionskontrolle, reduziert die Motorleistung. Aber genau die braucht es, um das Auto aus dem Schnee zu bekommen», erklärt Chefinstruktor Roth. Deshalb könne es helfen, die elektronische Antriebsschlupfregelung (ESP/ASR/TC) vorübergehend auszuschalten. Hilft das nichts, rät der Experte, das Auto herausziehen zu lassen. Nicht vergessen: Als Erstes die Warnblinker einschalten und ein Pannendreieck aufstellen, sobald das Auto stecken geblieben ist.

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