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Fakten •
Rechtsverkehr in der Schweiz

Deshalb fahren wir nicht links

Auf Schweizer Strassen gilt Rechtsverkehr. Doch warum ist das so? Wieso machen wir es nicht wie die Briten und fahren links aneinander vorbei? STREETLIFE zeigt dir die historischen Hintergründe.

Beim Rechtsverkehr macht es die Schweiz wie die Mehrheit. Von 221 Ländern – gemäss Liste der Kfz-Länderkennzeichen – fährt der Verkehr lediglich in 69 Staaten auf der linken Seite. Prominente Vertreter sind: Grossbritannien, Australien oder Indien. Kurz: In früheren britischen Kolonien wird in der Regel links gefahren. 

Das europäische Festland hingegen ist grundsätzlich rechts unterwegs. Aber war das schon immer so? Nein, nicht wirklich. Schaut man in die Geschichtsbücher wird klar: Bis in die Neuzeit galt eher links als das Nonplusultra.

Das hat gemäss Historikern und Archäologen einen einfachen Grund: 90 Prozent der Menschen sind Rechtshänder. Und daraus lassen sich Verhaltensweisen ableiten. Ein paar Beispiele gefällig? Führt man als Ritter sein Schwert rechts, reitet man logischerweise links. Sonst ist der Angriff auf den Gegner eher schwierig. Und bringt man sein Vieh an der rechten Hand zur Tränke oder auf die Weide, geht man links davon. Und zwar am Strassenrand, damit man in der Mitte der Strasse nicht unter ein Fuhrwerk kommt. Das führte dazu, dass sich im Mittelalter Kutschen in Europa vor allem links kreuzten.

Sogar der Papst setzte in dieser Zeit auf Linksverkehr. 1300 erliess Bonifatius VIII. eine Anordnung, dass sich auf der Engelsbrücke in Rom die Pilger gefälligst auf der linken Seite aufzuhalten hätten.

Mit Napoleon änderte sich alles

Im Paris der Revolutionszeit (um 1789) waren berittene Gespanne verbreitet. Das sind Kutschen ohne Kutscher, die aber von Pferden mit Reitern gezogen werden. Das Steuern der Tiere war für Reiter auf der rechten Strassenseite einfacher. Paris erliess eine entsprechende Regelung. Napoleon Bonaparte (1769 - 1821) übernahm sie zunächst für seine Militärfahrzeuge, dann für ganz Frankreich. Mit seinen Feldzügen brachte er den Rechtsverkehr ins restliche Europa. Und zwar nachhaltig. Auch nach der Niederlage bei Waterloo und seinem Gang ins Exil wechselte lediglich Österreich zurück zum Linksverkehr. 

Mit verschiedenen Verträgen 1927 wurde der Rechtsverkehr für ganz Kontinentaleuropa verabschiedet. Mit ein paar Ausnahmen: Erst unter Adolf Hitler verabschiedete sich Österreich endgültig vom Linksverkehr (1941). Und 1967 stellte mit Schweden schliesslich das letzte kontinentaleuropäische Land um.

Warum fahren die Briten noch immer links?

«Weil wir es halt so machen», ist wohl die gängigste Antwort. Wohl auch deshalb, weil keiner mehr so genau weiss, warum eigentlich. Sicher ist: 1835 entschied sich England verbrieft für den Linksverkehr. Und das schloss die Kolonien natürlich mit ein.

Eine verbreitete Theorie ist: In der damaligen Zeit kreuzten sich Aristokraten zu Fuss in der Regel links, während sie die rechte Seite eher dem Pöbel überliessen. Gut möglich, dass sich das auch auf die Strassen übertrug. Zu Beginn waren Kutschen-Fahrten für einfache Leute kaum erschwinglich. Sind Autofahrende in Grossbritannien heute also immer noch etwas versnobt unterwegs?

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