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China überflutet den Automarkt – Attacke auf Europa
Die Autohersteller haben in den letzten zwei Jahren deutlich mehr Autos produziert, als verkauft. Die weltweite Überproduktion sorgt für einen harten, spannenden Wettbewerb.
Auto Schweiz schlägt diese Woche Alarm: Noch nie wurden in der Schweiz seit der Jahrtausendwende weniger Neufahrzeuge verkauft als im ersten Quartal 2025. Weniger als 53'000 Neufahrzeuge fanden den Weg zu ihren Besitzern. Und mit der vom Bundesrat diese Woche in Kraft gesetzten CO2-Verordnung mit den Strafzahlungen von bis zu einer halben Milliarde Franken blässt den Autoimporteuren nun definitiv ein härterer Wind ins Gesicht. Die CO2-Strafen treiben die Neupreise der Autos vermutlich in die Höhe und schwächen damit den Markt zu einem besonders empfindlichen Zeitpunkt. Dem Automarkt droht, von der Pflegeabteilung auf die Intensivstation verlegt werden zu müssen. Für zusätzliche Dramatik sorgt die weltweite Überproduktion der Autohersteller.
Traumrabatte?
In der aktuellen Phase der schleppenden Autoverkäufe hoffen nun Schnäppchenjäger auf die Gunst der Stunde. Gewähren die Autohändler bald Traumrabatte, um ihre aufgestauten Neuwagen loszuwerden? Wer hofft, einen Neuwagen halb geschenkt zu bekommen, wird vermutlich enttäuscht werden. Zwar winken tatsächlich bei einigen Automarken Rabatte, aber die Autohersteller werden voraussichtlich ihre Produktionen drosseln, um die angestauten Fahrzeugbestände wieder abzubauen. Wie gross ist die aktuelle Fahrzeug-Überproduktion?
Massive Lagerbestände
Noch liegen die Zahlen der weltweiten Autoproduktionen 2024 nicht vor. Aber bereits der Blick auf die 2023er-Zahlen lässt aufhorchen. Gemäss dem Verband der Automobilindustrie (VDA) wurde die globale Produktion von 2023 um 7,4 Millionen Autos auf insgesamt 79,5 Millionen Autos hochgeschraubt. Das wäre im Grunde genommen eine gute Nachricht. Leider bedeuten die aktuellen Produktionszahlen auch eine massive Steigerung der Lagerbestände. Mindestens 4 Millionen Neuwagen standen schon Ende 2023 auf Abstellplätzen oder in Lagerhallen und warteten auf Käufer.
Attacke von BYD, Geely & Co
In Europa wurden gleich viele Fahrzeuge produziert als neu zugelassen: 13 Millionen. Aber sehr viele importierte Autos aus Japan, Südkorea und China strömen zusätzlich ins Marktangebot und sorgen in Europa für ein Überangebot. Chinas Binnenmarkt verfügt über gigantische Dimensionen von 26 Millionen produzierten Autos (2023). Nun wird die Produktion in China 2024 noch um mindestens 10 Prozent gesteigert. Gleichzeitig sacken die Neuzulassungen in den Keller. 2024 fanden schätzungsweise rund 7 Millionen chinesische Autos keine Käufer. BYD, Geely & Co werden alles versuchen, um ihre Autos in Europa abzusetzen.
Trump tobt
Auch Japan, antriebstechnologisch die weitsichtigste Autonation der Welt, leidet an einer Überkapazität: Acht Millionen Autos wurden 2023 im Land der aufgehenden Sonne produziert und nur 4 Millionen zugelassen. Weltweit einzigartig stellt sich die Situation in den USA dar. 10 Millionen Autos wurden 2023 gebaut aber 15 Millionen neu zugelassen. Das bedeutet, dass 5 Millionen Autos importiert wurden. Kein Wunder, tobt Präsident Trump und versucht nun, mit Straffzöllen das amerikanische Handelsdefizit zu verkleinern. Trump will die ausländischen Autohersteller zwingen, ihre Produktionsstätten vermehrt nach Amerika zu verlegen. BMW beispielsweise lässt in South Carolina ihre SUVs vom Band rollen. Nun wird sich zeigen, ob sich Trump mit seinen Strafzöllen nicht ins eigene Knie schiesst.
Fazit
Die Autohersteller aus Europa, China und Japan haben ihre Produktion zu stark hochgefahren und damit für ein massives Überangebot gesorgt. Zusätzlich sorgen die CO2-Strafzölle der Klimapolitik sowie die Handelskriege zwischen China, Europa und Amerika für eine herausfordernde Zukunft im Automarkt.

Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.
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