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Viertelmillion Autolenkende trotzen der Umtauschpflicht
250’000 Schweizerinnen und Schweizer haben ihren blauen Führerausweis immer noch nicht umgetauscht, obwohl er seit November dieses Jahres nicht mehr gültig ist. Die Strassenverkehrsämter sind ratlos – die Polizei nimmt’s gelassen.
20 Franken kostet die Busse, die man bei einer Kontrolle fürs Fahren ohne Mitführen des Führerausweises kassiert. Die viertel Million Lenkenden, die nach wie vor mit ihrem blauen Führerausweis unterwegs sind, scheint das herzlich wenig zu beeindrucken: Obwohl «sblaue Permi» seit dem 1. November 2024 ungültig ist, haben sie es immer noch nicht ins Kreditkartenformat umgetauscht. Das zeigt die letzte Erhebung der statistischen Daten beim Bundesamt für Strassen ASTRA per Ende November 2024, wie die Vereinigung der Strassenverkehrsämter asa auf Anfrage von STREETLIFE mitteilt.
Endspurt vor der Deadline: 80'000 tauschen doch noch um
Immerhin: Von Ende August bis Ende Oktober haben rund 80'000 Personen das Kreditkartenformat beantragt – wenn auch auf den letzten Drücker: «Wie aus den verfügbaren Daten hervorgeht, haben viele Betroffene erst in den letzten Monaten vor Ablauf der Gültigkeit des blauen Führerausweises reagiert und den Umtausch in einen modernen Führerausweis im Kreditkartenformat eingeleitet», sagt asa-Mediensprecherin Monica Di Mattia.
Nicht umgetauscht, nicht gemeldet – aber auch nicht mehr gefahren
Warum trotzdem noch rund 250'000 blaue Führerausweise im Umlauf sind, kann sich die asa nicht so recht erklären. Da der blaue Führerausweis jedoch schon seit 20 Jahren nicht mehr ausgestellt wird, wäre es möglich, dass viele Besitzerinnen und Besitzer des veralteten Modells altersbedingt ohnehin nicht mehr mit dem Auto unterwegs sind. «Wir können nicht genau sagen, wie viele dieser Führerausweisbesitzerinnen und -Besitzer bewusst nicht auf den Umtauschaufruf reagiert haben, weil sie ohnehin nicht mehr aktiv am Verkehr teilnehmen, ohne dies dem Strassenverkehrsamt gemeldet zu haben. Wir gehen jedoch davon aus, dass diese Quote sehr hoch wäre, da praktisch alle Betroffenen über das Ablaufdatum entweder durch das zuständige Strassenverkehrsamt oder die Medien informiert wurden», so Di Mattia.
Polizei ist Umtausch wichtiger als Busse
Die Polizei sieht das Thema aktuell gelassen, wie eine kurze Umfrage von STREETLIFE zeigt. So scheint die 20-Franken-Busse bei einer Kontrolle ohnehin nicht im Vordergrund zu stehen. Diese könne zwar verhängt werden, doch: «Wichtig ist uns in solchen Fällen, dass der Führerausweis umgetauscht wird. Somit wird in der Regel ein Beanstandungsrapport ausgestellt, damit der Umtausch auch tatsächlich durchgeführt wird», sagt Roman Rüegg, Mediensprecher von der Kantonspolizei Graubünden. Mit dem Beanstandungsrapport erhalten die Betroffene bei einer Kontrolle eine entsprechende Frist gesetzt für den Umtausch.
Auch in anderen Kantonen wird schnell klar, dass das Thema keine Priorität hat. «Weil es hier um eine reine Formvorschrift geht, sehen wir keine Veranlassung, gezielte Kontrollen oder gar "Jagd" zu machen», stellt Bernhard Graser, Sprecher der Kantonspolizei Aargau klar. Vielmehr weise man Automobilisten, die noch den alten Führerausweis besitzen, im Sinne einer Ermahnung auf die Vorschrift hin.
Es dürfte also noch eine Weile dauern, bis die blauen Führerausweise ganz aus dem Verkehr gezogen und nur noch im Museum zu finden sind.

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