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STREETLIFE-Leser warnt vor Auto-Masche in Italien

«Der Betrüger wurde richtig aggressiv»

Die Vorfreude auf seine Korsika-Ferien ist bei Dieter Studer aus Winterthur gross. Letzten Freitag fährt er mit seiner Lebenspartnerin im Auto über die Grenze nach Italien. Das erste Etappen-Ziel ist die Fähre in Livorno. Doch dort wird er von einem Betrüger ins Visier genommen.

«Es kam völlig unerwartet», beschreibt Studer den bedrohlichen Vorfall. «Wir fuhren gerade die Strecke in Richtung Autofähre, da bemerkte ich, wie ein Mann etwas gegen meinen Wagen wirft.» Dieser folgt Studer im Auto, betätigt wiederholt die Lichthupe. Der Winterthurer hält an, steigt aus, spricht mit dem Verfolger. «Er behauptete vehement, ich hätte seinen Seitenspiegel beschädigt. Er forderte mich auf, sofort für die Reparatur zu bezahlen.»

Studer beschreibt die Situation als hektisch. «Der Betrüger wurde richtig aggressiv», was sehr überfordernd und beängstigend sein könne, wie er weitererzählt. Dem Psychologen gelingt es, ruhig zu bleiben. Als er schliesslich das Fahrzeug des Mannes fotografiert, kriegt es dieser mit der Angst zu tun – und verschwindet.

Steckt die Mafia dahinter?

Der Vorfall ist längst kein Einzelfall. Die Betrugsmasche, die besonders in Italien verbreitet ist, hat einen Namen: der Seitenspiegel-Trick. Besonders häufig tritt sie rund um die Verlade-Stationen der Autofähren in Erscheinung. Mit Beginn der Sommerreisezeit steigt die Zahl der Betrugsversuche wieder deutlich an. Vollendete Straftaten melden die italienischen Polizeikorps bereits von den Strecken zu den Fähren nach Elba, Sizilien und Sardinien. Die Täter verlangen von ihren Opfern in der Regel 150 bis 350 Franken.

Die italienischen Behörden versuchen gegen die Betrüger rigoros vorzugehen. Manchmal auch mit Schützenhilfe der Täter selbst.

  • Im April klickten für zwei Seitenspiegel-Betrüger aus Neapel die Handschellen, als sie ihren Trick ausgerechnet bei zwei Polizisten in Zivil anwenden wollten, berichtet das Online-Portal Il Mattino.
     
  • Im Mai wird ein 27-jähriger Sizilianer wegen mehrfacher Tatbegehung zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt.
     
  • Und vor einer Woche verhafteten Polizisten in Portici-Ercolano bei Neapel einen 29-Jährigen in flagranti.

Der Kampf gegen die Betrugsmasche sei aber schwierig, erklärt die italienische Polizei. Kaum sei ein Betrüger aus dem Verkehr gezogen worden, stünde schon der nächste da. Die Behörden gehen davon aus, dass hinter der Betrugsmasche das organisierte Verbrechen steckt. Wer in eine solche Situation gerät, soll daher unbedingt die Polizei rufen. Das schrecke die Täter ab und treibt sie in die Flucht.

Dieter Studer ist mittlerweile sicher auf Korsika angekommen und geniesst seine Ferien. Der Vorfall ärgert den Psychologen aber noch immer. «Die Masche ist so dreist, weil sie gezielt auf die Schwächen der potenziellen Opfer abzielt. Wer kennt das nicht: Man ist in einem fremden Land, kennt die Regeln nicht genau, fühlt sich unsicher. Ein Gefühl, dass dann dazu führt, dass man lieber bezahlt, um ja nicht in Schwierigkeiten zu geraten.»

Auch diese Betrugsmaschen gibt es

Der Seitenspiegeltrick ist nicht die einzige Gefahr, die Schweizer Autofahrerinnen und Autofahrern im nahen Ausland auf dem Weg in oder während den Ferien droht. Hier die Liste der bekanntesten Betrugsmaschen:

Der Pannen-Trick

Diese Masche ist vor allem in Spanien verbreitet. Besonders häufig wird sie auf der Autobahn nach Barcelona und Valencia angewendet. Die Täter lauern auf Rastplätzen. Haben sie ein mögliches Opfer ausgemacht, sprechen sie es an und sagen: «Sie haben einen Schaden an ihrem Hinterreifen» oder «Aus dem Auspuff raucht es merkwürdig.» Schauen die Fahrzeuglenkenden nach, klauen die Ganoven Handtaschen, Rucksäcke und Portemonnaies aus dem Wagen. Ein Komplize wartete bereits mit laufendem Motor. Der Täter springt rein und die beiden brausen davon.

Tipp: Lassen Sie nie die Türe offen. Schliessen Sie das Fahrzeug immer ab, wenn Sie sich von ihren Wertsachen entfernen.

Das Abfischen des Funkschlüssel-Signals

Ist der Koffer weg, dann sind die Ferien gelaufen. Doch das stört die Diebe nicht. In Italien, Frankreich, Spanien und Portugal klauen sie Koffer und Wertgegenstände direkt aus dem Kofferraum. Mit Vorliebe machen sie das rund um Sehenswürdigkeiten, die von Touristen auf der Durchreise besucht werden. Die Diebe nutzen hier vor allem die Sicherheitslücken bei Funkschlüsseln. Sie manipulieren das Signal und können so problemlos ins unverschlossene Auto eindringen.

Tipp: Keine Wertsachen im Auto lassen. Autotüren von Hand versperren und den Wagen immer im Auge behalten.

Der Reifenstecher-Trick

Diese Masche tritt in Spanien, Italien, Slowenien und Ungarn auf. An einem Lichtsignal oder an einer Raststätte schlitzen die Diebe unbemerkt einen Reifen auf. Sie fahren dem Wagen nach und weisen dann die Fahrzeuglenkenden auf den «Platten» hin. Schaut der Betroffene nach, klauen sie die Wertsachen aus dem Auto und brausen davon.

Tipp: Kontrollieren Sie die Reifen nach jedem Stopp. Besonders auch das Ventil, das wird oft manipuliert. Wenn Sie angesprochen werden, schliessen sie die Autotüren oder bleiben sie bei ihren Wertsachen stehen.

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