Werbung
Bestechungsskandal in Zürcher Strassenverkehrsamt
Ein Verkehrsexperte am Zürcher Strassenverkehrsamt Bassersdorf lässt sich über Monate bestechen. Er winkt Prüflinge durch die praktische Führerprüfung. Wie sich jetzt zeigt, handelte er nicht alleine. Vielmehr ermöglichte ein ganzes Netzwerk die Korruptionsaffäre.
Der Fall beschäftigt aktuell die Zürcher Justizbehörden. Die zuständige Staatsanwaltschaft hat gegen den Hauptbeschuldigte formell Anklage erhoben. Dabei handelt es sich um den Verkehrsexperten Mark Russi (Name geändert). Der 33-Jährige schaffte es zwei Jahre lang, Führerprüfungen zu manipulieren. Dafür steckte er viel Geld in die eigene Tasche, wie die nzz.ch schreibt.
Doch Russi handelte nicht alleine. Ein ganzes Netzwerk an Mittätern machte den Bestechungsskandal am Strassenverkehrsamt Bassersdorf erst möglich. Insgesamt sind laut Angaben der Zürcher Staatsanwaltschaft bisher 12 Strafbefehle wegen des Vorwurfs der Bestechung ausgestellt worden, fünf weitere Strafuntersuchungen laufen.
1500 bis 3500 Franken pro Prüfling
Der Fall kam erst im November 2021 ins Rollen. Damals entdeckten Mitarbeitende des Strassenverkehrsamtes Unregelmässigkeiten. Abrupt wird das Arbeitsverhältnis von Russi sowie von zwei weiteren Mitarbeitenden beendet. Das Amt reichte Strafanzeige ein. Die Untersuchungen sind mittlerweile zu einem grossen Teil abgeschlossen. Die Ergebnisse zeigen auf, wie die Beschuldigten ihr Netzwerk aufzogen.
So nahm der Verkehrsexperte über Mittelsmänner mit Prüflingen Kontakt auf, die bereits durch die praktische Autoprüfung geflogen waren. Er sicherte zu, dass er sie gegen Geldzahlungen durch den Test winken würde. Es ging um Summen von 1500 bis 3500 Franken. So steht es in den bereits mit einem Strafbefehl abgeschlossenen Strafverfahren. Bei den zahlungswilligen Personen soll es sich hauptsächlich um junge Männer mit Migrationshintergrund gehandelt haben. Es ist von total 70 Fällen die Rede.
Mittäter im Strassenverkehrsamt
Damit Russi die Prüfungsteilnehmenden aber auch wirklich zugewiesen bekam, brauchte er Komplizen im Amt. Denn normalerweise erfolgt die Zuweisung nach dem Zufallsprinzip. Und tatsächlich fand er zwei Kollegen, die mitspielten. Auch gegen sie hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Sie sind wie Russi geständig, die Verfahren werden im abgekürzten Verfahren durchgeführt.
Wie die NZZ schreibt, fordert die Staatsanwaltschaft für Russi eine bedingte Freiheitsstrafe von 24 Monaten sowie eine Busse von 500 Franken. Bei den Mitbeschuldigten, die ebenfalls im Strassenverkehrsamt arbeiteten, ist es jeweils eine bedingte Freiheitsstrafe von 12 Monaten. Zudem müssen sie, wie auch Russi, eine Ersatzforderung bezahlen.
Wann es zum Prozess kommt, ist derzeit noch offen. Das betroffene Strassenverkehrsamt hat zwischenzeitlich reagiert. Es seien Massnahmen getroffen worden, damit solche Vorfälle nicht mehr möglich sind. Welche das sind, lässt das Amt aus verständlichen Gründen offen.
Werbung