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Benötigt Autobahn A1 bald durchgehend 8 Spuren?
Als Nationalrat Erich Hess mit seiner Motion den durchgehenden Ausbau der Autobahn A1 auf mindestens sechs Spuren forderte, griff die Grüne Marionna Schlatter zum leicht modifizierten Bibelzitat: «Wer Strassen sät, wird Verkehr ernten.»
«Autobahn A1 auf sechs Spuren ausbauen.» So lautete der unmissverständliche Titel der Motion des Berner Nationalrats Erich Hess. Der SVP-Politiker wollte den Bundesrat damit beauftragen, die Autobahn A1 auf den Streckenabschnitten Bern-Zürich und Lausanne-Genf auf mindestens sechs Spuren auszubauen. Weshalb Hess im Motionstext das Wort «mindestens» verwendet, ist naheliegend: Die Chancen sind gross, dass neue, sechsspurige Autobahnabschnitte bereits bei ihrer Eröffnungsfeier hoffnungslos überlastet sein werden.
Allein dieses Jahr 240'000 mehr Menschen
In der soeben zu Ende gegangenen Session hatte der Bundesrat bestätigt, dass allein 2023 vermutlich 240'000 Menschen zusätzlich in die Schweiz immigrieren werden. Diese Zahl sprengt alle bisherigen Befürchtungen. Somit wäre es eigentlich naheliegend, die Schweizer Hauptschlagader die Autobahn A1 auf mindestens acht Spuren auszubauen. Und zwar durchgehend, wie es Hess fordert. Denn auch die Schienen sind bereits hoffnungslos überlastet. Wer mit dem Zug ab 16.00 Uhr von Bern nach Zürich pendeln will, der muss sich die Zugabteile mit tausenden von Bundesbeamten teilen.
Massive Staus
Als nun die Motion Hess beraten wurde, argumentierte der 42-jährige SVP-Nationalrat vor allem mit volkswirtschaftlichen Fakten: Staustunden kosten Milliarden. Die A1 sei chronisch überlastet. Und jeder Unfall führe zu massiven Verkehrsstaus. Selbst Pannenfahrzeuge sorgen für Verkehrszusammenbrüche. Zwischen Wiggertal und Härkingen sei die A1 mittlerweile auf sechs Spuren ausgebaut worden. Und der weitere Ausbau bis Luterbach sei in Planung. Trotzdem bleibe die A1 chronisch überlastet.
Welsche Mobilitätsexperten
Die einschlägig bekannten Gegner:Innen des Individualverkehrs brachten sich während der Debatte sogleich in Stellung. Marionna Schlatter von den Grünen griff zum leicht modifizierten Bibelzitat: «Wer Strassen sät, wird Verkehr ernten.» Schlatter meinte, für den Bundesrat gelte das Naturgesetz, mehr Autos benötigen mehr Strassen.
Wenn sich weitsichtige Verkehrspolitiker über die zukünftige Infrastruktur der Schweiz den Kopf zerbrechen, mischt sich meistens auch die Genferin Isabelle Pasquier-Eichenberger in die Debatte ein. Die Nationalrätin der Grünen störte sich daran, dass der Bundesrat die Motion-Hess zur Annahme vorgeschlagen hat. Wortreich zitierte sie welsche Mobilitätsexperten vom Eidgenössischen Polytechnikum in Lausanne, welche erneut auf die CO2-Neutralität hingewiesen haben. Zudem forderte Frau Pasquier-Eichenberger in linksgrüner Manier eine Zwangsreduktion der zurückgelegten Kilometer um 60 Prozent.
Betroffene Bevölkerung
Bundesrat Albert Rösti blieb in der Debatte sachlich und gelassen. Er höre eben nicht nur auf welsche Mobilitätsexperten, sondern vor allem auch auf die Bevölkerung, welche an der Achse Bern-Zürich lebe und leide, wenn sich der Ausweichverkehr zunehmend durch ihre Gemeinden zwänge. Rösti gab zudem Motionär Hess unmissverständlich zu verstehen, dass der Bundesrat unabhängig vom Ausgang der nachfolgenden Abstimmung auf entsprechende Vorgaben reagieren werde und sowieso mit weiteren, strategischen Entwicklungsprogrammen kommen werde. Danach wurde über das Geschäft mit der Nummer 23.3346/27226 abgestimmt. 94 Mitglieder des Nationalrates stimmten der Annahme der Motion Hess zu. 87 stimmten dagegen.

Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.
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