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Politik & Wirtschaft •
Schwyzer Politiker betroffen

«Behörden müssen proaktiv vor dem König der Schweiz warnen»

Er kauft herrenlose Wege und fordert von Anwohnenden Geld: Jonas Lauwiner, der selbsternannte «König der Schweiz», sorgt mit seinen Geschäftspraktiken landesweit für Diskussionen. Der Schwyzer Mitte-Kantonsrat Cédric Meyer hat die Auswirkungen selbst erlebt – und fordert mehr Schutz für Betroffene.

Jonas Lauwiner, in den Medien auch als «König von Burgdorf» oder «König der Schweiz» betitelt, baut sein «Imperium» weiter aus. Inzwischen hat er auch im Kanton Schwyz zugeschlagen. Entsprechend gross ist der Unmut in der Innerschweiz. Cédric Meyer, Kantonsrat der Mitte-Partei aus Galgenen SZ, ist selbst indirekt betroffen. In seiner Heimatgemeinde hat Lauwiner einen herrenlosen Weg erworben, der von Bekannten Meyers genutzt wird. «Plötzlich haben die Anwohner erfahren, dass Herr Lauwiner die Strasse übernommen hat – gerade als sie dabei waren, eine Flurgenossenschaft zu gründen», sagt der Kantonsrat gegenüber STREETLIFE. «Er kam ihnen quasi zuvor.»

Bislang sei zwar keine Rechnung gestellt worden, doch erste Verhandlungen liefen bereits, um die Strasse zurückzukaufen. Ohne Erfolg. Tatsächlich ist Lauwiners Modell überall gleich. Er sucht nach herrenlosen Strassen und Grundstücken – oft kleine Wege oder Parzellen, die niemandem offiziell gehören – und eignet sich diese auf legalem Weg an. Danach kontaktiert er Anrainer und verlangt Gebühren für die Nutzung oder bietet den Verkauf der Parzellen zu hohen Preisen an. Das sorgt schweizweit für Empörung.

Eine ernüchternde Antwort 

Meyer reichte daraufhin eine Anfrage an den Schwyzer Regierungsrat ein. Seine zentrale Frage: Was unternimmt die Regierung, um Anwohnerinnen und Anwohner vor solchen Praktiken zu schützen – und wie werden diese informiert, wenn Strassen herrenlos werden? Der Regierungsrat antwortete, dass es grundsätzlich Sache der Anrainer sei, den Status von Strassen und Wegen zu klären. Die Regierung verwies darauf, dass man Broschüren und Merkblätter herausgebe und die Bevölkerung damit ausreichend informiere. Von einer aktiven Benachrichtigung direkt durch das Grundbuchamt oder andere Behörden sehe man ab. Meyer zeigt sich enttäuscht: «Das reicht für mich nicht. Die Leute brauchen eine konkrete Information, wenn eine Strasse herrenlos wird – nicht erst dann, wenn sie verkauft wurde.» 

Rechtlich erlaubt – menschlich fragwürdig 

Meyer betont, dass das Vorgehen Lauwiners zwar gesetzlich erlaubt ist: «Er macht nichts Illegales.» Aber: «Menschlich ist es für mich nicht in Ordnung, auf diese Weise Geld zu verdienen.» Auch der Unterhalt der Strassen sei ein Thema: «Wenn jemand die Strassen übernimmt, müsste er sie auch unterhalten. Doch oft wird dieser Unterhalt kaum oder gar nicht gemacht – dafür werden den Anwohnenden hohe Gebühren verrechnet.» Zusätzlich ärgerlich: Eine «Audienz beim König» ist schwierig: «Er ist kaum erreichbar.» Persönlich hatte Meyer noch keinen direkten Kontakt zu Lauwiner – ein Bekannter habe jedoch das Gespräch gesucht. «Der Auftritt war eher skurril. Nicht kooperativ, eher merkwürdig», erzählt der Mitte-Politiker.

Für Meyer ist klar: Die Behörden müssen handeln. Seine Forderung: Das Grundbuchamt oder andere zuständige Stellen sollen betroffene Anrainer proaktiv informieren, sobald eine Strasse herrenlos wird. «Nur so haben die Leute eine Chance, rechtzeitig zu reagieren und zum Beispiel eine Flur- oder Strassengenossenschaft zu gründen.» Die bisherigen Informationsmassnahmen des Kantons hält Meyer für ungenügend: «Broschüren genügen nicht. Wenn sich Leute so bereichern können, kann das sogar den sozialen Frieden gefährden.» 

Lauwiner-Modell könnte Schule machen 

Die Berichte, die Meyer aus dem Kanton Schwyz und anderen Regionen kennt, zeichnen alle ein ähnliches Bild: Lauwiner tritt nicht kooperativ auf, verlangt viel Geld und leistet wenig Gegenwert. «Die Anwohner fühlen sich überrumpelt. Sie wissen oft nicht, dass eine Strasse herrenlos war – bis es zu spät ist.» Dass das Geschäftsmodell Nachahmer finden könnte, beunruhigt Meyer zusätzlich: «Es ist ein einfaches Geschäft, um schnell Geld zu machen. Ich fürchte, das könnte Schule machen.» 

Meyer bleibt dabei: Lauwiners Vorgehen ist aus seiner Sicht unethisch. «Ich könnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, so Geld zu verdienen. Es passt einfach nicht zum sozialen Zusammenleben in unseren Gemeinden.» Eine Gefahr sieht er auch darin, dass solche Praktiken das Vertrauen in den Rechtsstaat untergraben könnten.  

Dabei will er nicht tatenlos zusehen. «Wir müssen die Leute sensibilisieren und aufrufen, rechtzeitig Genossenschaften zu gründen. Das ist momentan die einzige wirksame Massnahme, um sich zu schützen.» Auf politischer Ebene prüft Meyer weitere Schritte: «Das Thema ist heiss – und ich bleibe dran.» 

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