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Arrivederci, Amore!

Assistenzsysteme machen Kult-Italiener den Garaus

Nach 17 Jahren Erfolgsgeschichte wird der Fiat 500 mit Verbrenner eingestellt. Nicht etwa, weil ihn niemand mehr will. Vielmehr, weil der Klassiker vor der Moderne kapituliert.

Für viele ist er der Inbegriff eines City-Flitzers: Klein, wendig, sparsam, praktisch – der Fiat 500 ist wie gemacht für enge Platzverhältnisse und Parkplätze, in die eigentlich nur halbe Autos reinpassen. Noch mehr steht der Cinquecento jedoch für Italianità. Der kleine Fiat ist wie kaum ein anderes Auto Sinnbild für das mediterrane Lebensgefühl, für dolce Vita und bella Italia. Das machte ihn zum Erfolgstypen – in Italien, aber auch in der Schweiz. Vor allem bei Frauen kommt der kleine Flitzer seit Jahrzehnten besonders gut an.

Nun aber schlägt bald das letzte Stündchen des Kult-Italieners. Ab Juli wird der Fiat 500 mit Verbrennermotor nicht mehr weiter produziert. Der Grund: Die Investitionen, mit denen der Cinquecento an die ab Anfang Juli geltenden Bestimmungen für alle Neuwagen im EU-Raum angepasst werden könnte, waren dem Hersteller zu teuer. Diese neuen Regeln fordern unter anderem, dass die Datensicherheit gewährleistet ist und alle neuen Fahrzeuge eine erweiterte Sicherheitsausstattung mit Notfall-Spurhalteassistent sowie Rückfahr- und Geschwindigkeitsassistent ausweisen können. Das lohnt sich für den italienischen City-Flitzer offenbar nicht, zumal Fiat mit dem elektrischen 500e bereits eine zeitgemässe Option anbietet.

Tradition geht zu Ende

E-Modelle hin oder her – das Aus des klassischen 500 ist das Ende einer Ära. Am 4. Juli 2007 stellte Fiat den damals neuen 500 vor, exakt 50 Jahre nach der Vorstellung des Nuova 500, der zwischen 1957 und 1977 produziert wurde. Dieser drei Meter lange Toppolino lief 3,7 Millionen Mal vom Band und wurde trotz seinen engen Platzverhältnissen zum Liebling all jener, deren Herz für Italien schlägt. Auch die Neuauflage übertraf 2007 alle Erwartungen, die Produktionszahlen im polnischen Tychy-Werk mussten bald erhöht werden. 

Kein Wunder: Retro-Elemente wie die runden Scheinwerfer, die kleinen Räder machten den 500er zum Kult-Italiener. Auch im Inneren versprühte der Flitzer einen klassischen Charme. Das zweifarbige Armaturenbrett etwa erinnerten an den Klassiker aus früheren Zeiten. Beim Antrieb indes war der 500 nicht retro, sondern mit Frontantrieb ausgestattet und dem Motor vorne platziert. Bei der Motorenauswahl reichte die Kraft von 69 bis zu 105 PS. Und wie beim Vorgänger sorgten sportliche Abarth-Versionen (bis 190 PS) für Fahrspass. Wobei der 500 sicher kein Sport-, dafür eher ein Geniesserauto ist. Dolce vita eben.

Sondermodelle statt Innovationen



Auch für Technikfreaks war der Cinquecento nie etwas. Statt Innovationen veröffentlichte Fiat lieber immer neue Sondermodelle, von denen es heute weit über 20 gibt. Viele von ihnen sind als Sammlerobjekte begehrt. Ganz ohne Neuerungen kamen die Modelle aber nicht aus. Bei Star und Rockstar (2019) stand die Einbindung von Smartphones im Mittelpunkt. Auch als Modell für Designer macht der klassische 500 nicht selten eine gute Figur: Die Sondereditionen Fiat 500 by Diesel (2008), Fiat 500 by Gucci (2011) sowie Fiat 500 GQ (2013) waren Kollaborationen mit bekannten Designhäusern. Andere, wie etwa der Fiat 500 Riva (2016) oder der Fiat 500 Dolce Vita (2019), betonten mit ihrem Stil Italianità und mediterrane Lebensfreude. 

Zum Abschluss seiner Karriere blickt der Cinquecento noch einmal zurück auf seine Geschichte. Die Sonderedition «Collezione 1957» kommt in einer exklusiven zweifarbigen Lackierung in Weiss und Grün sowie mit einem beigen Verdeck daher und ist damit eine Hommage an den Klassiker Nuova 500. Das auf 1’957 Exemplare limitierte Sondermodell ist auch in der Schweiz zu haben. Die Preise bewegen sich aktuell um die 25'000 Franken herum – ein Wert, der in den kommenden Jahren sicher eher steigen als sinken dürfte.

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