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Anwohner besorgt: «Zebrastreifen auf Schulweg wird entfernt»
Kurt Hauser ist Anwohner der Käferholzstrasse in Zürich-Affoltern und wehrt sich gegen die Entfernung der Fussgängerstreifen für die geplante Velovorzugsroute. Er fürchtet um die Sicherheit der Schulkinder im Quartier.
Nach dem Ja zur Initiative «Sichere Velorouten für Zürich» im Herbst 2020 macht sich die Stadt Zürich an die Planung und Umsetzung diverser Velovorzugsrouten. Für die Velo-First-Strategie müssen jedoch einige Änderungen an den Strassen vorgenommen werden.
Eine solche Anpassung betrifft die Käferholzstrasse in Zürich-Affoltern. Konkret den Abschnitt Wehntalerstrasse bis zum Krematorium. Dieser Strassenabschnitt wird komplett umgebaut. Das zeigt der Blick in die Planungsauflage der Stadt vom März 2022: Rechtsvortritte werden aufgehoben, Fussgängerstreifen entfernt und teilweise durch Vertikalversätze ersetzt. Auch mehrere Parkplätze an den Strassenrändern werden abgebaut, mehrheitlich solche der blauen Zone, da dort neu der grüne Velostreifen durchführen soll. Ausserdem wird die bestehende Tempo-30-Zone verlängert.
«Sie halten jetzt schon nicht für Fussgänger»
Die geplanten Anpassungen verärgern Kurt Hauser. Besorgt ist der Anwohner besonders um die Sicherheit der Schulkinder im Quartier: «Aktuell nutzen viele Primarschulkinder den Fussgängerstreifen vor unserem Haus bei der Anton-Higgi-Strasse, um ins Schulhaus Kügeliloo zu gelangen», berichtet er. «Ich frage mich, wie sie künftig die Strasse sicher überqueren werden, wenn alle Fussgängerstreifen entfernt werden.»
Von der Küche aus habe Hauser, der selber auch Grossvater von Enkeln im Primarschulalter ist, schon mehrere heikle Situationen beobachtet. Insbesondere, was den Veloverkehr auf der Strasse anbelangt: «Einige halten jetzt schon nicht an für Fussgänger. Mit der Velovorzugsroute bauen sie dann erst richtig Tempo auf, auch wegen dem Gefälle der Strasse. Ich habe das Gefühl, dass die parkierten Autos die Velofahrer wenigstens ein bisschen gebremst haben. Da sie nun entfernt werden, schiessen einige Velos vermutlich noch schneller die Strasse hinunter.»
Kurt Hauser hat seine Bedenken bereits in mehreren Briefen gegenüber dem Tiefbauamt der Stadt Zürich geäussert. «Die Antworten waren für mich aber nicht zufriedenstellend. Dank Tempo 30 könne man die Strasse danach überall überqueren, daher brauche es den Fussgängerstreifen vor unserem Haus nicht mehr, hiess es. Erklären Sie das mal Schulkindern, die von der Polizei lernen, dass man dazu den Fussgängerstreifen nutzen soll.»
«Velos werden wegen Einengungen abbremsen»
Auf Anfrage von STREETLIFE bestätigt die Dienstabteilung Verkehr der Stadt Zürich: An der Anton-Higgi-Strasse ist künftig kein Fussgängerstreifen und auch kein Vertikalversatz vorgesehen. «Schülerinnen und Schüler sowie andere Personen, die weniger sicher sind, können eine der geplanten Trottoirnasen nutzen», sagt Kommunikationsbeauftragte Nadja Häberli.
Eine solche werde es an dieser Stelle auch geben. Dabei werde der Weg über die Strasse von etwa 6 auf 4 Meter verkürzt. «Durch die vorgelagerte Position der Trottoirnase und den von Parkplätzen freigeräumten Strassenraum haben Fussgängerinnen und Fussgänger eine sehr gute Sicht auf die Strasse und werden auch von den anderen Verkehrsteilnehmenden gut gesehen. Weiter werden die Einengungen an den Trottoirnasen Fahrzeuge und Velos zum Abbremsen veranlassen.»
Kurt Hauser überzeugt das nicht: «Ein paar Velofahrer verhalten sich jetzt schon so, als ob sie einen Freifahrschein gegenüber allen anderen Verkehrsteilnehmenden hätten. Ich frage mich, ob es für sie bei Fehlverhalten auch Konsequenzen haben wird.»
Kontrollen und Anpassungen sind möglich
«Sollte sich zeigen, dass häufig zu schnell gefahren wird, wird die Stadt in einem ersten Schritt Geschwindigkeitskontrollen durchführen und die Übertretungen ahnden», so Nadja Häberli. Das Projekt sei zudem mit dem Fachlehrer für Verkehr der Schulen Kügeliloo und Käferholz abgestimmt worden.
Er zeige den Primarschulkindern, wie sie ihren Schulweg gefahrlos bewältigen können und kenne damit die Situation vor Ort gut. «Bei der Anton-Higgi-Strasse werden die Kinder die Querung über die Trottoirnase üben», erklärt Häberli weiter. Nach Umsetzung des Projekts werde der Fachlehrer dann eine Rückmeldung zur Sicherheit dieser Querungsstelle geben. «Sollte sich zeigen, dass weitere bauliche Massnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit in der Käferholzstrasse notwendig sind, werden diese selbstverständlich nachgerüstet.»
Obwohl er die Offenheit für Anpassungen im Nachhinein begrüsse, bleibt es für Kurt Hauser unverständlich, wieso man den Fussgängerstreifen nicht einfach bestehen lässt: «Ich finde es einfach nicht richtig, wenn man an einer solchen Strasse den schwächsten Verkehrsteilnehmenden diese Sicherheit nimmt – nur, damit die Velofahrenden schneller von A nach B kommen.»

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