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Politik & Wirtschaft •
MyPorsche-App verärgert Kunden

Abofalle oder Normalfall?

Ein Käufer aus dem Grossraum Zürich leistet sich 2021 einen neuen Porsche Taycan 4S. Nach drei Jahren werden zusätzliche Jahresgebühren für die MyPorsche-App fällig, obwohl der Taycan rund 140'000 Franken gekostet hat. Kleinlich oder normal?

Ferdy M.* wohnt und arbeitet im Grossraum Zürich. Er arbeitet in der Versicherungsbranche. Bei der Wahl seiner Autos geht er keine extremen Risiken ein. Sein erstes Auto war ein kompakter Audi, welchen er beinahe 10 Jahre lang fuhr. Sein zweites Auto war ein Audi der Oberklasse. Später kam noch ein Audi Q7 dazu. 2021 entschloss sich Ferdy M., zusätzlich ein Elektrofahrzeug zu kaufen. Der an Elektrotechnik interessierte Versicherungsexperte bestellte sich bei einem Porsche-Händler aus der Region Zürich für rund 140'000 Franken einen neuen Porsche Taycan 4S. Als sein Porsche ausgeliefert wurde, freute er sich über den drehmomentgewaltigen Vorwärtsschub und die hohe Verarbeitungsqualität seines ersten Porsches.

Mit der App MyPorsche alles im Blick

Als Taycan-Fahrer lässt sich Ferdy M. von den Berichten über den massiven Wertverlust seines Autos nicht gross beeindrucken. 140'000 Franken sind zwar eine stolze Summe, aber er plant, auch dieses Fahrzeug mindestens 10 Jahre lang zu fahren. Bis im Jahre 2031 werden im Automarkt die Karten wieder völlig neu verteilt sein. Sein Fazit nach drei Jahren Porsche Taycan 4S: Ein gutes Fahrzeug. Für Ferdy M. ist es zur täglichen Gewohnheit geworden, auf seinem Smartphone einen kurzen Blick in die App MyPorsche zu werfen, um sich über den Fahrzeugstatus seines Taycans zu informieren. In erster Linie interessiert ihn der Batteriestatus und die Restreichweite. Auch häufig nutzt er die App MyPorsche, um die Klimatisierung des Taycan vorab zu steuern. Und regelmässig wirft er einen Blick in die Trip-Daten seiner Fahrten.

Keine Verbindung – die App lässt sich nicht öffnen

Um die App MyPorsche nutzen zu können, benötige Ferdy M. einen Porsche ID Account. Beim Kauf seines Taycan hatte er sich online registriert, seinen neuen Porsche hinzugefügt und die App freigeschaltet. Nun sind drei Jahre ins Land gezogen. Der Versicherungsexperte entschliesst sich spontan, am Freitagabend in die Berge zu fahren und will kurz auf seinem Smartphone den Batteriestatus prüfen. Die App MyPorsche stellt keine Verbindung zu seinem Auto her. Alle weiteren Verbindungsversuche scheitern. Immerhin: Auf den Startknopf reagiert der Porsche Taycan 4S positiv und lässt sich auch problemlos in die Berge lenken. Nach dem Wochenende will sich Ferdy M. bei seinem Porsche-Händler Rat holen, doch der sagt gleich, man müsse sich entweder direkt an Porsche Schweiz wenden oder ansonsten das Smartphone bei geöffneter App schütteln, um die Direkthilfefunktion zu aktiveren.

Plötzlich sind Abogebühren fällig 

Tatsächlich, das Schütteln bringt Fredy M. eine Stufe weiter. Die Leute von MyPorsche melden sich telefonisch. Die Abogebühr der App sei abgelaufen. Die Nutzung der ersten drei Jahre seien im Kaufpreis inbegriffen gewesen. Jetzt koste die App ab sofort 279 Franken jährlich. Ist Fredy M. in eine Abofalle geraten? Er fragt sich konsterniert, ob im Kaufpreis von 140'000 Franken bei seinem Taycan 4S die dazugehörige Serviceapp nicht inbegriffen ist. Die Antwort ist klar: Es handelt sich nicht um eine Abofalle. Nach einer Käufer-Schonfrist von drei Jahren werden alle Taycan-Fahrer zusätzlich zur Kasse gebeten. Dies wird in den ausführlichen Nutzungsbedingungen der App kommuniziert und muss beim Freischalten bestätigt werden.

Zusatzkosten verärgern Kunden

Juristisch handelt Porsche korrekt. Trotzdem müssen sich die süddeutschen Autohbauer fragen, ob das zusätzliche Einstreichen von App-Gebüren bei den hohen Porsche-Neuwagenpreisen nicht sehr kleinlich wirkt. Fredy M. verzichtet ab sofort auf die Nutzung seiner MyPorsche-App – aus Prinzip. Der langjährige Kunde der Volkswagen-Gruppe fühlt sich wegen den Zusatzkosten für die App abgezockt.

* Name der Redaktion bekannt.


Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.

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