Zum Hauptinhalt springen

Werbung

News •
Staustunden übertreffen bereits Vorjahresergebnis

2023 gibt es so viel Stau wie nie zuvor

Auf Schweizer Strassen geht es zäh voran. So zäh wie noch nie in der Schweizer Verkehrsgeschichte. Auf dem Nationalstrassennetz lagen Ende Oktober die gezählten Staustunden bei satten 40'587. Droht der Verkehrskollaps schneller als gedacht?

Täglich wälzen sich die Blechlawinen durch die Agglomeration hin zu den Schweizer Ballungszentren. Der Verkehr kommt nur im Schritttempo voran, die Autos stehen Stossstange an Stossstange. Wer mal wieder zu spät am Arbeitsplatz ankommt und sich beklagt, es werde von Tag zu Tag schlimmer, hat damit nicht unrecht.

Im Gegenteil: Jeder Verkehrsteilnehmende, der aktuell im Stau steht, schreibt Verkehrsgeschichte. Denn noch nie gab es auf dem Nationalstrassennetz so viel Stau wie in den letzten Wochen. Das belegen Zahlen, die der Schweizerische Nutzfahrzeugverband ASTAG monatlich auf seiner Webseite publiziert. Konkret bildet die ASTAG mittels einer Grafik die angefallenen Staustunden auf dem Strassennetz ab. «Die ASTAG stützt sich auf offizielle Staustatistiken des Bundes und von viasuisse», bestätigt André Kirchhofer, ASTAG-Vizedirektor auf Anfrage von STREETLIFE.

Die aktuellste Statistik reicht von Januar bis Oktober 2023. Rechnet man die monatlichen Staustunden zusammen, ergibt das ein Total von: 40'587 Stunden.

Die an sich schon beeindruckende Zahl wird noch eindrücklicher, vergleicht man sie mit dem Vorjahresergebnis. Hier zeigt sich: Zwei Monate vor Silvester übertrifft das laufende Jahr bereits das Jahresergebnis 2022. Dieses lag bei 39'729 Staustunden. Dabei galt 2022 bereits als Rekordjahr.

Die stark ansteigenden Staustunden erklärt Kirchhofer mit diesen Punkten: «Wie alle Statistiken des Bundes bestätigen, gibt es generell eine Zunahme der Verkehrs- und Transportleistungen. Beim Personenverkehr wächst Freizeitmobilität am meisten. Im Güterverkehr ist es unter anderem E-Commerce, also mehr Bestellungen online, die zu einer Zunahme führen.»

Längst verpufft ist damit der Corona-Effekt. In den Jahren 2020, 2021 und noch zu Beginn 2022 sorgten Lockdowns und der wachsende Anteil an Homeoffice-Tätigkeit für eine Beruhigung auf dem Strassennetz. Pandemie-Massnahmen sind aktuell kein Thema, doch der Anteil der Beschäftigten die zuhause arbeiten, bleibt beständig hoch.

Gemäss Zahlen des Bundesamtes für Statistik lag er 2022 bei 37,1 Prozent. Wer regelmässig mit dem Auto zur Arbeit fährt, merkt das vor allem am Montag und Freitag. An diesen Tagen läuft der Verkehr – im Vergleich zu den restlichen Wochentagen – in der Regel flüssiger. 

Die Hoffnung der Verkehrsplaner, der gestiegene Homeoffice-Anteil führe zu einer Abnahme des motorisierten Individualverkehrs, bleibt Wunschdenken. Das gilt auch für die viel proklamierte Verkehrswende der links-grünen Politiker.

Geht es um die individuelle Mobilität, bleibt das Auto das wichtigste Verkehrsmittel. Und gewinnt sogar noch an Bedeutung, wie eine Umfrage der ETH Zürich in Zusammenarbeit mit der Universität Basel zeigt. Dort heisst es im Zusammenhang mit Homeoffice-Arbeit: «Konkret wählen weniger Probanden ein ÖV-Abo und mehr setzen ausschliesslich auf das Auto (der Anteil der Velos verändert sich nicht signifikant).» Und weiter: «Als Konsequenz davon steigt der Auto-Anteil des Modalsplits mit jedem zusätzlichen Homeoffice-Tag, und zwar auf Kosten des öffentlichen Verkehrs.»

Kann der Verkehrskollaps abgewendet werden?

Dass es dringenden Handlungsbedarf gibt, darüber ist sich eine Mehrheit im Parlament einig. Sowohl National- und Ständerat stimmten im laufenden Jahr der Finanzierung von fünf Autobahnprojekten in der Höhe von 5,3 Milliarden Franken zu. Der Ausbau der Strecken soll bis 2030 realisiert werden und in Bern, St. Gallen, Basel, Schaffhausen sowie Genf eine Stau-Entlastung bringen.

Die fünf Autobahnausbau-Projekte

  • Verbreiterung der Autobahn zwischen Wankdorf BE und Kirchberg BE, A1
  • Bau einer dritten Röhre des Rosenbergtunnels in St. Gallen, A1
  • Bau eines neuen Rheintunnels in Basel, A2
  • Bau einer zweiten Röhre des Fäsenstaubtunnels in Schaffhausen, A4
  • Verbreiterung der Autobahn zwischen Le Vengeron VD und Nyon VD, A1

    Der damit aufgehende dünne Silberstreifen am Horizont droht aber bereits wieder hinter Wolken zu verschwinden. Gegen die Projekte haben der Verkehrsclub der Schweiz (VCS) und der Verkehrsverband Umverkehr ein Referendum angekündigt. Sie wollen, dass das Volk über den Autobahnausbau abstimmen kann. Die ohnehin schon späte Lösung rückt damit noch weiter in die Ferne.

    Werbung