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Ricardo statt Strassenverkehrsamt

Kann ich mit meinem Nummernschild reich werden?

Auktionen von Nummernschildern brachten den Kantonen unlängst enorme Summen ein. Aber auch Private können ihre Kennzeichen auf Plattformen wie Ricardo versteigern – allerdings nur unter gewissen Bedingungen.

Der Kanton Zürich macht immer wieder Schlagzeilen damit – Onlineauktionen von Kontrollschildern. Zuletzt engagierten sich sogar zwei Zürcher Politiker dafür. Dabei wurden die Schilder «ZH 58» und «ZH 76» versteigert. Bei den Zahlen handelt es sich um den Jahrgang von Regierungsrat Mario Fehr und Regierungspräsidentin Natalie Rickli. Fehr gewann, denn sein Schild wurde für 90'000 Franken versteigert, das von Rickli für 60'000. Enorme Beträge. Stellt sich die Frage, ob eigentlich jede und jeder, der oder die eine attraktive Nummer hat, diese auch verkaufen kann. Und: Wie sehr lohnt sich das?

Lohnt sich eine private Versteigerung?

Die drei Top-Auktionen auf der bekannten Autktionsplattform Ricardo beliefen sich im vergangenen Jahr auf 17'000, 14'747 und 13'999 Franken. Das sind stattliche Summen für ein Schild. «Es handelte sich jeweils um 4-stellige Nummern aus dem Kanton Zug», sagt Ricardo-Sprecherin Mojca Fuks auf Anfrage von STREETLIFE. Welche Zahlenabfolgen es genau waren, gibt der Onlinedienst aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht bekannt.

 

Was war mit Schild «ZG 10» von Krypto-König Niklas Nikolajsen?

Der Gründer von Bitcoin Suisse, Niklas Nikoljasen, wollte vor einem halben Jahr sein Nummernschild «ZG 10» versteigern, um die Rekord-Auktion des Schilds «ZH 24» zu überbieten. Seine auf Ricardo gestartete Auktion erreichte den Betrag von 375'000 Franken. Doch dann wurde sie gestoppt, weil es Probleme mit den AGBs der Plattform gab. Das Inserat musste erneut erstellt werden. Schliesslich wurde das Schild nicht über Ricardo verkauft.

Beobachtet man die laufenden Auktionen auf Ricardo, lässt sich erkennen: Viele laufen aus, ohne dass auch nur ein Gebot abgegeben worden wäre. Dennoch wurden aufs Jahr gesehen 208 Nummernschilder über die Auktionsplattform verkauft. «Es sind vorwiegend Autokennzeichen aus den Kantonen Zug, Baselland, Graubünden, Thurgau und St. Gallen», so Fuks.

Darf ich mein Schild überhaupt verkaufen?

Grundsätzlich ja. Allerdings ist die Übergabe von Kontrollschildern kantonal geregelt. In manchen Kantonen darf ein Kennzeichen einer anderen Person, die im gleichen Kanton wohnt, weitergereicht werden. In anderen geht das nur unter engen Verwandten oder Partnern. In wieder anderen können drei- bis vierstellige Kennzeichen nur in enger Verwandtschaft, der Rest an alle Kantonsanwohnende übergeben werden.

STREETLIFE hat bei den Strassenverkehrsämtern der Deutschschweizer Kantone nachgefragt, was wo gilt. Mehr dazu hier. Die Auktionsplattform Ricardo hat zudem eine kleine Hilfestellung eingebaut. So können bei der Eingabe eines Inserats nur Kantone angewählt werden, in denen eine Übertragung möglich ist.

Zürich zählt nicht zu diesen Kantonen. Hier dürfen Schilder nur an die nächsten Verwandten oder an den Partner weitergereicht werden. Das hindert allerdings den Kanton nicht daran, selbst Schilder zu versteigern. Dabei bereichert sich aber keine einzelne Person, der Erlös fliesst in die Staatskasse. Die hohen Summen lassen derweil aufhorchen. Spitzenreiter ist das Schild «ZH 24». Dieses wurde vom Kanton auf dessen Onlineplattform im Sommer 2024 versteigert. Die Nummer brachte Zürich 299'000 Franken ein.

Achtung bei noch aktiven Schildern

Neben den kantonalen Voraussetzungen für eine Schilder-Übergabe gelten auch die Regeln der Auktionsplattform selbst. Will heissen: «Gemäss den Bestimmungen unserer Verbotsliste dürfen auf Ricardo keine Nummernschilder verkauft werden, die noch im Verkehr sind», sagt Sprecherin Fuks.

Nahm die Anzahl Versteigerungen über die Jahre zu? Aufgrund einer Änderung im Angebots-Tracking kann die Plattform nur die letzten zwei Jahre vergleichen. «In dieser Zeit hat sich das Angebot von Autokennzeichen auf Ricardo stabil gezeigt», so Mojca Fuks.

Schliesslich regelt es das Strassenverkehrsamt

Zudem braucht es für eine Schilder-Übertragung das Strassenverkehrsamt des jeweiligen Kantons. «Die Kantone Bern oder Zug erlauben den direkten Verkauf von Nummernschildern – also auch über tutti.ch oder Ricardo. Die offizielle Vergabe geschieht dann jedoch immer über das Strassenverkehrsamt», so Fuks. Das ergibt auch Sinn, denn in der Schweiz ist jeder Fahrzeughalter verpflichtet, sein Fahrzeug einzulösen und zu versichern. Um die Anforderungen und Gebühren im eigenen Wohnkanton ausfindig zu machen, empfiehlt sich ein Besuch beim Strassenverkehrsamt – oder dessen Website.

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