Zum Hauptinhalt springen

Werbung

Motorsport •
Florin (13) fährt mit Räikkönen-Sohn in Kart-Serie

Zwischen Schule und dem Formel-1-Traum

Der Kart-Sport gilt als Einstieg in den Motorsport. Der 13-jährige Florin Eggenberger aus dem zürcherischen Dübendorf fährt in der Rotax Schweizer Meisterschaft und träumt von der Formel 1. Auf seinem Weg begleiten in bekannte Namen wie Dominique Aegerter und Kimi Räikkönen.

In der Werkstatt der Garage Fabian Eggenberger in Dübendorf ZH hängt ein Gebilde aus zusammengeschweissten Rohren. Es ist der Rahmen eines Rennkarts. Garagist Eggenberger baute ihn letzte Woche für seinen Sohn Florin wieder zusammen. Der 13-Jährige wurde zwei Wochen zuvor in Vesoul (F) von einem anderen Jungen von der Strecke gedrängt und knallte mit 70 km/h in die Reifenstapel.

Teure Karts

«Das gehört im Rennsport dazu, aber ich habe mir ausser ein paar blauen Flecken nichts gemacht», sagt Florin. Nur der Kart nahm Schaden und Papa Fabian musste unter anderem den verbogenen Rahmen wieder richten lassen. Es ist Florins erster grosser Crash, doch seine Motivation ist ungebrochen. «Ich will so schnell wie möglich wieder fahren!», sagte er. Sein Vater muss also den Kart reparieren. Ein neuer Kart? Keine Option. 6000 Franken würde ein neuer Rahmen kosten, der ganze Kart inklusive Motor kommt auf 10'000 bis 12'000 Franken.

Knapp zwei Wochen nach dem Crash hatte Florin am letzten Samstag seine Feuerprobe auf der Kart-Strecke Franciacorta, etwas ausserhalb von Brescia. Er sass beim Rennlauf zur italienischen Rotax-Meisterschaft wieder im Kart. Von Angst keine Spur: Er griff gleich wieder an.

In drei Wochen findet auf der gleichen Strecke der Schweizer Meisterschaftslauf statt. «Wir versuchen immer ein bis zweimal vor dem Rennen auf einer Strecke zu üben», erzählt Florin. Dabei handelt es sich nicht immer andere Rennen wie beim Gaststart am vergangenen Wochenende. Aber diese Trainingsfahrten mit anderen Jugendlichen bringen den erst 13-Jährigen massiv weiter.

Schule hat Priorität

«Wir sind aber nicht jedes Wochenende auf der Kart-Strecke», hält Vater Fabian Eggenberger fest, der früher selbst Rennen im Suzuki Swiss Cup gefahren ist. Aber: «Florin soll auch eine Kindheit haben.» Dazu gehören nicht nur rennfreie Wochenenden, sondern auch die Schule. «Auch wenn wir am Freitag noch an ein Rennen fahren, gehen wir erst, wenn die Schule vorbei ist. Und am Montagmorgen muss Florin pünktlich wieder um 6:30 Uhr aufstehen und zur Schule.»

Selbstverständlich ist das nicht. Andere Eltern seien da flexibler und würden ihre Sprösslinge für die Kart-Wochenenden entschuldigen. Oder sie bezahlen ihren Kindern einen Privatlehrer, damit sie gar nicht mehr zu Schule müssten, erzählt Eggenberger.

Teures Hobby

Dass Motorsport kein günstiges Hobby ist, ist kein Geheimnis. Und das fängt schon bei den Junioren an: «Eine Saison in der Rotax-Meisterschaft kostet uns etwa 35'000 Franken», gibt Eggenberger einen Einblick in die Kosten. Dabei gab es für Florin keinen neuen, sondern einen gebrauchten Rennkart.

Auch sonst betreiben die Eggenbergers wirtschaftlichen Kart-Sport: Verschiedene Bauteile sind teilweise aus zweiter Hand und es gibt nicht immer ganz neue Reifen zum Testen, wie bei anderen Nachwuchsfahrern. Das geht nicht spurlos an Florin vorbei. «Es nervt schon, wenn Jungs, die eigentlich schlechter fahren als ich, vor mir sind, weil sie immer das neuste und beste Material bekommen.»

Dabei fährt Florin noch in der günstigeren Schweizer Kart-Meisterschaft mit Einheitsmotoren. In der Autobau Schweizer Meisterschaft kostet die Saison mehr, unter anderem weil es verschiedene Motoren unterschiedlicher Preisklassen zur Auswahl gibt. 

Die Finanzen sind aber nicht der einzige Grund, wieso sich die Eggenbergers für die Rotax-Meisterschaft entschieden haben. «Es ist weltweit ein einheitliches Reglement. Deshalb können wir sehr einfach auch in anderen Meisterschaften Gastrennen bestreiten», erklärt Vater Fabian. «Und die Champions jeder Meisterschaft werden Ende Jahr zum Weltfinale eingeladen und fahren dort gegeneinander. Das ist eine einmalige Erfahrung für die Jungs.» Und die Teamchefs der Formel 4 schauen sich das Weltfinale mit Interesse an. Der Sieger hat für die nächste Saison ein Cockpit fast auf sicher.

Unter grosse Namen

Dass die Eggenbergers eine gute Wahl getroffen haben, zeigt der Name eines Jungen in der Einstiegs-Kategorie Micro, zwei Stufen unter Florin. Hier startet ein gewisser Robin Räikkönen, der Sohn von Formel-1-Weltmeister Kimi Räikkönen. 

Die Familie lebt seit 2009 in Baar ZG. Letzten Herbst kamen Gerüchte auf, die Räikkönens würden nach Como I ziehen, angeblich damit Robin in der italienischen Kart-Meisterschaft starten kann, wie bereits F1-Weltzmeister Max Verstappen und sein Titel-Rivale Charles Leclerc. Eine Bestätigung des Umzugs der Räikkönnens gibt es nicht und zumindest im Kart sind sie der Schweiz treu geblieben, denn Robin bestreitet diese Saison die Schweizer Meisterschaft, wo der 8-Jährige ganz nach dem Vater kommt. Er fährt von Sieg zu Sieg und führt die Meisterschaft mit 17 Punkten Vorsprung an.

Florin Eggenberger läuft es dieses Jahr noch nicht so gut. Er ist vom Alter her in die Kategorie Junior aufgestiegen und liegt aktuell auf Platz 11 von 17 Fahrern. «Alle Kids hier sind etwa gleich schnell», erklärt sein Vater. «Bei der Qualifikation des zweiten Rennens in Laghi (I) startet Florin auf dem 12. Platz. Wäre er aber 0,2 Sekunden schneller gewesen, wäre er als zweiter ins Rennen gegangen.» Deshalb muss Florin jetzt vermehrt Zweikämpfe üben. «Wenn alle gleich schnell sind, muss man sich durchsetzen können», erklärt Vater Fabian. «Zweikämpfe kann man eben nur in Rennen üben.»

Das Rennfieber packt zu

Wie der Vater hat also auch der Sprössling Benzin im Blut. Und das ganz ohne Druck, wie der Vater erzählt. So dauert es einen Moment, bevor das Rennfieber den Buben richtig packte. «Wir sind 2016 das erste Mal mit einem Mietkart gefahren. Kurz darauf kaufte ich einen alten Rennkart, mit dem fuhren wir ein paar Runden auf der Kartbahn in Wohlen. Danach sagte ich, es liege an ihm, ob wir weitermachen.» 

Etwa ein halbes Jahr blieb der Kart unberührt in einer Ecke der Garage stehen. Dann besuchten sie einen Sponsoren-Event von Töfffahrer Dominique Aegerter. «Es gab ein Spassrennen im Kart», erzählt Florin und noch heute glänzen seine Augen bei der Erinnerung daran. «Ich fuhr gegen Erwachsene und wurde problemlos Zweiter!» 

Seither geht es Schlag auf Schlag. 2020 startete Florin erstmals in der Rotax-Nachwuchsmeisterschaft Micro. Letztes Jahr war seine beste Saison und er fuhr in der Kategorie Mini auf Platz 4 in der Meisterschaft. In der Kategorie Junior soll es weiter nach vorne gehen. Das Fernziel ist klar: «Ich will wie mein Vorbild Lando Norris in der Formel 1 fahren.»

Leserreporter

Hast du etwas beobachtet?

Schicke uns deine Bilder und Videos! Bei unseren Lesern ist immer etwas los, doch unsere Reporterinnen und Reporter können nicht überall sein. Und hier kommst du ins Spiel: Hast du etwas beobachtet oder möchtest du uns etwas mitteilen, das nur du weisst? Schicke uns deine Bilder und Videos per WhatsApp unter 077 279 72 56 direkt in unsere Redaktion.

Werbung