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Strom, E-Fuels, Wasserstoff oder doch weiter mit Benzin?

Womit fährt die Zukunft?

Bereits elektrisch wagen, auf Wasserstoff warten oder vorerst beim Benziner bleiben und auf E-Fuels hoffen? Zum Jahreswechsel fasst STREETLIFE zusammen, wie es um die Antriebsdebatte steht – und traut sich eine Prognose, womit wir in ein bis zwei Jahrzehnten Auto fahren.

Bereits elektrisch wagen, auf Wasserstoff warten oder vorerst beim Diesel bleiben? Autokauf ist Vertrauens-, heute aber auch Verwirrungssache. Jeden Tag prasseln widersprüchliche News auf uns ein, welcher Antrieb die Zukunft ist. Einigkeit herrscht hitzigen Detaildebatten zum Trotz über eins: In den letzten 30 Jahren hat sich der globale Energiebedarf verdoppelt, bis 2040 soll er ein weiteres Viertel zulegen.

Das geht allein mit endlicher fossiler Energie weder ökologisch noch ökonomisch gut. Die Politik setzt wegen des Klimas auf die Energiewende. Und die Autobauer, weil sonst ihr Businessmodell wankt: Nur grün hat das Auto Zukunft. STREETLIFE fasst zusammen, wie es um die Zukunft von Strom, Sprit, Wasserstoff, E-Fuels und Gas steht.

Elektroantrieb: Zukunft unter Starkstrom

Die Zuwachsraten schwächeln jüngst, aber der Trend bleibt klar: Offenen Fragen zum Trotz wird die Autowelt elektrisch. Mit jedem Modellwechsel schrumpft die Verbrennerpalette, es wird elektrifiziert, also hybridisiert, reine E-Autos legen zu. Von zehn Neuwagen sind heute vier Hybride, drei Benziner, zwei elektrisch, nur einer dieselt. Warum Elektro? E-Motoren sind unschlagbar energieeffizient. Fragen wie Energiebilanz, Recycling oder Akku-Rohstoffmangel lichten sich langsam. Problematisch: Es muss mehr Strom her, und bitte grün.

Gut zu wissen

Im Winterstau geht E-Autos beim Heizen Strom nicht schneller aus als Benzinern der Sprit.

Die Prognose

Politik und Autobauer sind am Punkt vorbei, an dem ein Schwenk zurück drin läge. Das Gros der Neuwagen dürfte vielleicht doch etwas später als 2035, aber mittelfristig wohl rein elektrisch laufen.

Benzin und Diesel: Totgesagte leben länger

Ob es uns gefällt oder nicht: Benziner (seit 1886) und Diesel (im Personenwagen seit 1936) sind zwar zu hoch effizienten Maschinen gereift. Und werden uns vermutlich länger als gedacht begleiten, weil der Umbau des Energiesystems eine Mammutaufgabe ist. Aber die Politik (siehe Box zum EU-Verbrennerverbot unten) und die Hersteller haben das Aus im Auge. Bereits im Sterben liegt der Diesel: Die teure Abgasreinigung killt ihn schon in preisgünstigeren Autos. Und beim Benziner geht schon heute fast nichts mehr ohne Hybridisierung.

Gut zu wissen

Ehe sich ab etwa 1910 Benzin durchsetzte, waren E-Autos genau so populär wie Verbrenner.

Die Prognose

Der Benziner wird uns noch Jahrzehnte begleiten, aber als Neuwagen ab 2035 oder ein wenig später langsam verschwinden. Diesel im Personenwagen geht bereits dahin und könnte früher aussterben.

E-Fuels: Das ganz grosse Fragezeichen

Die Zauberworte Synfuel oder E-Fuel machen allen Hoffnung, die Sprit statt Strom im Blut haben. Doch die Hoffnung könnte auch trügen: Synthetische Treibstoffe sind zwar vom EU-Verbrennerverbot ausgenommen. Und ja, Porsche zum Beispiel will ab 2027 jährlich 550 Millionen Liter herstellen. Das wären aber 0,01 Prozent des Weltbedarfs. Noch ist die Menge tief und der Preis hoch (fünf Franken pro Liter). Und E-Fuels sind auch umstritten, weil die Erzeugung energieintensiv ist und sie CO2 enthalten («nur» CO2-neutral, nicht CO2-frei).

Gut zu wissen

Neue Verbrenner müssen laut EU ab 2035 abschalten, tankt man fossilen Sprit statt E-Fuel.

Die Prognose

Dank der EU-Ausnahme kommen E-Fuels. Ob früh genug zur Verbrennerrettung, das bleibt abzuwarten. Denkbar wäre: 2035 ist das Gros der Neuwagen elektrisch, ein paar sind Verbrenner für E-Fuels.

Wasserstoff: Die Hoffnung braucht Zeit

Wasserstoff, kurz H2, ist gerade «in». Nur geht in Visionen und Jubelfeiern zu H2-Tankstellen (jetzt 16 in der Schweiz) unter: Der Weg ist toll, aber weit. Als Energiespeicher (z.B. für Solarstrom) dürfte H2 bedeutend werden. Doch seine Erzeugung braucht enorm viel Energie, und noch fehlt die Infrastruktur. Im Auto wird H2 kaum verbrannt, weil das technisch aufwendig ist. Realistischer ist die Brennstoffzelle, um chemisch Strom zu erzeugen; doch geht viel Energie zur Umwandlung verloren. Ist Strom knapp, sind Akkus da effizienter.

Gut zu wissen

Brennstoffzellenautos sind E-Autos, nur mit der Zelle statt einem Akku als Energielieferant.

Die Prognose

Wasserstoff kommt als Energiespeicher und im LKW-Fernverkehr. Gibt es genug grünen H2, könnten gerade grosse E-Autos optional zum Akku eine Brennstoffzelle tragen. Aber es dauert. Abwarten.

Biogas: Die oft vergessene Alternative

Alle sprechen von E-Fuels. Oft wird übersehen, dass es Biosprit eigentlich längst gibt. Zwar steht der Antrieb mit fossilem Erd- oder Flüssiggas auf der Streichliste, weshalb zum Beispiel inzwischen kein neues Auto mehr hierzulande ab Werk mit einem Erdgas-Antrieb (CNG) zu haben ist. Auch CNG-Tankstellen sterben. Schade, denn die fast CO2-neutralen Brüder Biogas/Bio-LNG/LBG sind erprobt, befeuern recht viele LKW und könnten den Fuhrpark mit Sprit aus Biomasse grüner machen. Nur: Die Politik hat das Wort «Gas» völlig gestrichen.

Gut zu wissen

In der Schweiz beträgt der Biogas-Anteil im Tankstellen-CNG bereits heute über 25 Prozent.

Die Prognose

Derzeit geht Biogas unter, obwohl es als Energiespeicher wie für Mobilität taugt. Sollte die EU eine Verbrennerverbot-Ausnahme machen, könnte es ins Auto zurückfinden. Falls nicht, ist das wohl vorbei.

Das Verbrennerverbot ist gar keins

Das Schlagwort vom Verbrennerverbot führt auf eine falsche Fährte: Die Europäische Union (EU) verbietet 2035 nicht Verbrennungsmotoren an sich. Sondern Neuwagen, die Abgase ausstossen. Das war faktisch der Tod der Verbrenner – bis auf Betreiben von Autonationen wie Deutschland E-Fuels ausgenommen wurden.

Abzuwarten bleibt, ob es mehr Ausnahmen (Stichwort Biogas) gibt und ob der Zeitplan realistisch ist: Zwölf Jahre sind wenig für den Umbau. Die Schweiz plant kein Verbot, aber unsere Autos entsprechen EU-Normen. Entgegen Unkenrufen ist das Verbrennerverbot kein europäischer Alleingang. Praktisch alle grossen Märkte (etwa China, Indien und erste Staaten in den USA) planen für 2035 bis 2050 ähnlich radikale Abgasgesetze.

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