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18 Prozent Prämienschock – Inflation als Ursache?

Betroffene ärgern sich über Autoversicherung: «Wer kann sich das alles noch leisten?»

Die Autoversicherungsprämie eines STREETLIFE-Lesers steigt für 2024 um 18 Prozent. Grund dafür ist nicht etwa ein Schaden: Die Versicherung argumentiert mit steigenden Energie-, Ersatzteil- und Reparaturkosten. Das sagen der Konsumentenschutz und Versicherungsmitbewerber.

Wenn die Prämie der Autoversicherung stark ansteigt, liegt dem meist ein Schadensfall und ein fehlender Bonusschutz zugrunde. Nicht so bei STREETLIFE-Leser Thomas K.*, der uns die Police und ein Schreiben seiner Autoversicherung, der Zurich Schweiz, weiterleitet. Über 400 Franken mehr müsste Thomas für 2024 bezahlen – ohne, dass er je einen Unfall hatte mit dem versicherten Fahrzeug

Als Grund dafür nennt die Versicherung im beigelegten Schreiben die Inflation: «Die Preise steigen aktuell in allen Lebensbereichen. Besonders betroffen sind Kosten rund ums Auto, wie etwa die Preise für Ersatzteile, die häufig in die Schweiz importiert werden müssen.» Hinzu kämen steigende Energie- und Reparaturkosten, wie es weiter heisst. «All das fliesst nun in die neue Prämie ein.»

Verteilung der Kosten wäre fair

Ein Schock für Thomas: «Ich konnte das zuerst gar nicht glauben. Nach der Krankenkasse, der Miete und dem Strom steigt nun auch noch die Autoversicherung – wer soll denn das alles noch bezahlen können?» Die Argumentation mit der Teuerung sei für ihn zudem überhaupt nicht nachvollziehbar. «Ich finde den Prämienanstieg von 18 Prozent im Vergleich zu der aktuellen Inflation schon sehr übertrieben.

Für Daniela Mauchle von der Stiftung für Konsumentenschutz Schweiz ist eine pauschale Beurteilung schwierig. Grundsätzlich hält sie aber fest: «Aus unserer Sicht ist es dann fair, wenn die inflationsbedingen Mehrkosten gleichermassen auf Versicherungen und Versicherte verteilt werden.»

Zurich Versicherung hält sich bedeckt

Ob das bei der Zurich Versicherung der Fall ist, bleibt unbeantwortet. Auf Anfrage verweist die Zurich Versicherung auf eine Analyse von Comparis. Diese besagt: Die durchschnittliche Prämie bei den Motorfahrzeugversicherungen ist 17 Prozent höher als im Vorjahr. «Die Entwicklung bei Zurich verläuft somit im branchenüblichen Rahmen», kommentiert Zurich-Mediensprecherin Cornelia Birch

Thomas ist trotzdem enttäuscht. «Nach über 20 Jahren als treuer Kunde hätte ich schon erwartet, dass man mir entgegenkommt.» Auf seine Nachfrage hin habe man ihm vorgeschlagen, gewisse Deckungen rauszunehmen, um auf dem Kostenniveau der aktuellen Prämie zu bleiben. «Das fand ich sehr befremdend. Ich möchte doch nicht mehr zahlen für weniger Leistung – schliesslich habe ich meinen Vertrag für die aktuelle Prämie abgeschlossen.»

Versicherung gewechselt für 2024

Laut Konsumentenschützerin Mauchle habe man zwar als Versicherungsnehmer kein Anrecht darauf, auf der aktuellen Prämienhöhe zu beharren. Aber: «Wenn die Versicherung die Prämien erhöht, haben Kundinnen und Kunden das Recht, die Police zu kündigen und zu einer anderen Versicherung zu wechseln.» Die Kündigung müsse spätestens am Tag bevor die neue höhere Prämie gilt bei der Versicherung eintreffen.

Eine Konsequenz, die auch Thomas für sich gezogen hat. «Ab 2024 bin ich bei der Baloise versichert – zu denselben Leistungen und Kosten wie bisher.»

Grosse Unterschiede bei Schweizer Autoversicherern

Zum Vergleich hat STREETLIFE bei einer weiteren Autoversicherung nachgefragt. Claudio Kneschaurek von Emil Frey Mobility AG: «Punktuell werden wir die Prämien ebenfalls aus diesen Gründen anheben müssen. Aktuell sind diese Erhöhungen aber im tiefen einstelligen Prozentbereich.» Es werde genau analysiert, welche Fahrzeugmarken und -modelle teurer werden in der Reparatur – zum Beispiel eben durch die steigenden Ersatzteil-Preise oder auch durch Erhöhungen der Stundensätze das Fachpersonals. Dort werde die Prämie justiert. «Ziel ist es, dass wir durch eine nachhaltige Preisgestaltung auch unser Qualitätsversprechen, sprich den Verbau von Original-Ersatzteilen im offiziellen Händlernetzwerk, im Sinne der Kundenzufriedenheit aufrechterhalten können.

*Name der Redaktion bekannt

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