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Volvo EX30 im Schnell-Check

Viel Power für wenig Auto – zu viel?

Mit dem EX30 hat Volvo letztes Jahr seine Elektro-Offensive gestartet. Der kleine SUV ist das Einstiegsmodell. In der Topversion mit 425 PS lässt der kleine Schwede selbst gestandene Sportwagen stehen. Aber reicht das für eine gute Punktzahl im Schnell-Check von STREETLIFE?

Paparazzi-Faktor

Von Design verstehen sie etwas bei Volvo. Die meisten Modelle sind schnittig und elegant gestylt, wie aus einem Guss. Das gilt auch für den neuen Einstiegs-Stromer EX30. Aber es fehlt ein Element der Überraschung. Die LED-Lichter in der Form eines Hammers sind cool, aber auch nicht neu. Volvo führte sie schon 2015 beim XC90 ein. Ein neues Pixel-Design soll sie frischer machen, doch das kennen wir schon von Hyundais Elektromodelle Ioniq 5 und 6. Während die Front einen schnittigen und feinen Eindruck hinterlässt, tritt der Volvo in der Heckansicht sehr wuchtig auf. Diese Gegensätze geben dem EX30 einen gewissen eigenen Charakter in der Fülle an kleinen SUV.

Harassen-Faktor

Es liegt in der Natur der Sache dieser Kategorie, dass die Platzverhältnisse eher bescheiden ausfallen. Allerdings sind nicht einmal 1000 Liter Ladevolumen bei umgeklappten Sitzen dann doch etwas gar wenig Stauraum bei doch über vier Meter Länge. Abzüge gibt es auch für die hohe Ladekante, welche das Beladen des Kofferraums besonders für ältere Menschen erschwert. Positiv fällt die clevere Lösung für das Pannendreieck auf, welches unter der Kofferraumabdeckung angebracht ist. Zudem gibt es einen vorderen Laderaum, wo man die Ladekabel unterbringen kann. Auch das Platzangebot auf den Rücksitzen ist grosszügig.

Nerd-Faktor

Die EU und eine Tesla-Kopie verhindern hier die volle Punktzahl. Denn Volvo verzichtet im EX30 wie der Elektro-Pionier in den Model 3 und Y auf ein digitales Armaturenbrett oder ein Head-up-Display. Die Geschwindigkeit wird nur im zentralen Touchscreen angezeigt, und die Person am Steuer muss immer wieder nach rechts auf den Bildschirm schauen. Doch genau das soll der von der EU vorgeschriebene Aufmerksamkeits-Assistent verhindern; und so piept der Volvo ständig bevormundend, wenn man kurz das Tempo überprüft. Das sollten die Schweden beim Facelift vielleicht nochmal überdenken.

Cool hingegen: Volvo setzt beim Betriebssystem auf Android und entsprechend auf Google Maps bei der Navigation. Wer sich mit seinem Google-Konto einlogt kann auf alle dort gespeicherten Adressen und Kontakte zurückgreifen.

Monza-Faktor

Auf dem Papier wirkt der EX30 wie ein Rennwagen. 428 PS (315 kW) und 543 Nm katapultieren den kleinen SUV in 3,6 Sekunden auf Tempo 100 – und das für nicht einmal 55'000 Franken. Von der Power und Beschleunigung her spielt der Volvo damit in einer Liga wie der Porsche 911 Carrera, das aber zu einem Bruchteil des Preises. Das merkt man allerdings auch, wenn man diese Leistung ausfahren will. Lenkung, Fahrwerk und vor allem die Bremsen sind nicht für so viel Power ausgelegt. Die Lenkung ist die schwammig, das Fahrwerk zu weich und die Bremsen zu schwach, um mit dem EX30 in Monza auf Zeitenjagd zu gehen. Für den Verkehrs-Alltag in der Schweiz ist der Volvo genau richtig und komfortabel abgestimmt – dafür braucht es aber auch keine 428 PS. Hier wäre weniger mehr.

Planeten-Rettungs-Faktor

Weil ein schlichter Elektroantrieb heute nicht mehr genug ist, um den Planeten zu retten, setzt Volvo im Innenraum auf recycelte Materialien. Damit schont der Volvo schon in der Produktion die natürlichen Ressourcen. In der Fahrt tut er das doppelt, weil er elektrisch fährt und erst noch sparsam ist. Der EX30 bietet für seine Grösse und die Leistung eine ordentliche Werksreichweite von 450 Kilometern. Im Schnell-Check von STREETLIFE bleiben davon rund 420 Kilometer Testreichweite. Das ist ein starker Wert – insbesondere auch, weil seine Power dazu verleitet, sie von Zeit zu Zeit auch abzurufen.

Check-Bilanz

Der neue EX30 ist auf den ersten Blick teuer für einen kleinen SUV. Doch für 428 PS aus zwei E-Motoren ist er ein Schnäppchen. Da ist dann die Leistung eher zu viel für ein so kleines Auto. Für das zusätzliche Geld hätte Volvo besser ein Head-up-Display als einen so übertrieben starken E-Motor verbaut. Gut gibt es noch preiswertere EX30-Versionen mit Heckantrieb und 272 PS – mehr als genug Leistung für den Schweizer Auto-Alltag.

Volvo EX30 «Ultra» E60 Twin Motor Performance AWD: Fakten

  • Motor: 2 E-Motoren: vorne + hinten 156 + 272 PS (115 + 200 kW) = 428 PS (315 kW), 200 + 343 Nm = 543 N@1/min
  • Batterie: Brutto / Netto 69 / 64 kWh = 450 km, Test: 420 km
  • Antrieb: 1-Gang-Automatik, 4x4
  • Fahrleistung: 0-100 km/h in 3,6 s, Höchstgeschwindigkeit 180 km/h
  • Verbrauch: Werk / Test: 17,5 / 18,8 kWh/100 km, 0 / 0 g CO₂/km, Energieeffizienz A
  • Masse: Länge/Breite/Höhe: 4,23 m / 1,87 m / 1,55 m
  • Laderaum: Kofferraum 318 – 904 l, Front: 19 Liter
  • Leergewicht: 1885 kg, Anhängelast gebremst: 1600 kg
  • Preis: ab 51’100 Fr., Testwagen mit Polsterung (1125 Fr.), Aero-Sport-Felgen (775 Fr.), Crystal-White-Lackierung (875 Fr.), abgedunkelte Scheiben (350 Fr.), Lenkrad- und Sitzheizung (325 Fr.) = 54'150 Fr., (Basis: Single Motor, «Core», Heck, 272 PS: 38’250 Fr.)

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