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Viel Elektroauto zum tiefen Preis
Bei Tests packen Autohersteller normalerweise alles ins Fahrzeug, was sie zu bieten haben. Testende sollen von den Fähigkeiten begeistert sein – damit die Kundschaft die teuren Extra-Features haben will. Kia macht es umgekehrt und gibt STREETLIFE die günstigste, «nackte» Version des Stromers EV3. Wie gut ist ein Auto ohne Extras im Schnell-Check?
Paparazzi-Faktor
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Elektrisch ja, futuristisch nein. SUV, ja und nein. Der neue EV3 von Kia schafft es mit seinem Design, verschiedene Botschaften zu vermitteln. Der Nachfolger des Soul ist Kias aktueller Einstiegsstromer und übernimmt nicht nur die neue Namensgebung, sondern auch das Design der Stromer. So wirkt er wie ein geschrumpfter EV9. Genau das steht ihm gut und macht ihn zu einem echten Hingucker. Der EV3 sticht aus der Masse heraus, ohne extravagant aufzutreten und allen selbstgefällig zu zeigen, dass er ein Stromer ist. Ein paar SUV-Attribute gehören heute einfach dazu.
Ich persönlich könnte auf die Plastikplanken um die Räder verzichten, aber damit bin ich eher in der Minderheit. Etwas unförmig wirkt einzig die Heckklappe. Sie wölbt sich pummelig und unnötig nach aussen.
Harassen-Faktor
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Hinter dieser Heckklappe verblüfft der kleinste Elektro-Kia mit seinem Platzangebot. Der Einstiegsstromer gehört mit einer Länge von 4,3 Metern in die Kompaktklasse und kann sich da mit dem Bestseller, dem VW Golf, messen. Der Kofferraum bietet ein Ladevolumen von 460 bis 1250 Litern und übertrifft den deutschen Konkurrenten. Mich überraschen die Zahlen, weil ich auf das Design hereingefallen bin. Optisch wirkt der EV3 kleiner, die breite C-Säule und das schmale Heckfenster lassen einen kleinen Kofferraum erwarten. Aber er packt mehr als genug – selbst für die monatliche Fahrt zum Recyclinghof.
Auch im Fonds überrascht der Kia mit einem grosszügigen Platzangebot. Selbst Erwachsene können die Beine strecken, und vorne ist es noch luftiger. Es gibt genug Ablagemöglichkeiten für Smartphones und Getränkeflaschen. Und dank der Batterie im Unterboden dürfen sich SUV-Fans über eine leicht erhöhte Sitzposition freuen. Die Stoffsitze sind zwar bequem, aber für grössere Menschen ist die Sitzfläche etwas kurz geraten.
Nerd-Faktor
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Beim Multimediasystem könnte Kia noch eine Schippe drauflegen. Bei den Koreanern gibt es Fahrerprofile, die über die Kia-App ans Smartphone gekoppelt sind, aber das verzögert das Aufstarten. Zweimal muss ich tippen, bis endlich der Startbildschirm erscheint und ich ein Ziel eingeben oder den Radiosender wechseln kann. Immerhin, das Ziel kann ich schon vorher in der Kia-App einstellen und an das Auto schicken. Ähnlich wie es auch über AndroidAuto und Apple Carplay funktioniert. Die App erlaubt mir unter anderem, den Ladefortschritt zu verfolgen, die Ladung zu stoppen, oder das Auto vorab zu klimatisieren.
Zudem bietet der EV3 schon in der Einstiegsversion Sitz- und Lenkradheizung oder einen Abstandstempomaten. Die Bedienung des Multimediasystems könnte teilweise noch intuitiver sein.
Monza-Faktor
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Ein Sportwagen ist der EV3 nicht. Es gibt ihn nur mit einem 203 PS (150 kW) starken Elektromotor. Aber seine 283 Nm sorgen für einen flotten Antritt für einen kompakten Familien-Stromer. Der Elektro-Punch ist nicht so heftig wie beim EV6 GT oder bei Teslas, aber das ist gut so. Ich muss nicht befürchten, dass die Familie ein Schleudertrauma erhält, wenn ich Gas gebe. Und ich kann trotzdem mal einen Drängler stehen lassen oder problemlos einen Traktor auf der Landstrasse überholen. Der Antritt macht das für einen Kompakten hohe Leergewicht von gut zwei Tonnen vergessen – zumindest beim Beschleunigen.
In Kurven schiebt der EV3 auch schon mal über die Vorderräder. Abgesehen davon fährt sich der Stromer eher unscheinbar. Lenkung, Bremsen oder Federung fallen weder positiv noch negativ auf. Die Stoffsitze sind bequem, und ich kann auch mal problemlos zwei bis drei Stunden durchfahren.
Planeten-Rettungs-Faktor
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Und ja, das geht – auch mit dem kleinen Akku. Der EV3 erreicht zwar wie andere Stromer nicht die Laborwerte von 436 Kilometern, aber die Testreichweite von 360 Kilometern ist sehr stark. Vor allem ist die Abweichung zur Anzeige minim, und man kann sich auf die Angaben verlassen. So kann ich drauflosfahren, ohne mir den Kopf zu zerbrechen, ob der Strom reicht. Mit vollem Akku reicht es auch ohne Ladestopp von Schaffhausen ins Simmental. Es gäbe noch einen grösseren Akku mit bis zu 600 Kilometern, aber der kostet 7000 Franken mehr.
Check-Bilanz
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Damit ist der Kia EV3 ein bezahlbarer Stromer mit brauchbarer Reichweite. Genau das braucht es, um die Massen zu elektrisieren. Schon in der Grundausstattung für 34'950 Franken bietet der EV3 die wichtigsten Helfer und technischen Gadgets. Selbst eine Wärmepumpe ist an Bord, um den Akku auf optimaler Betriebstemperatur zu halten, was für mehr Reichweite sorgt. Ich vermisse nur eine 360-Grad-Kamera, aber das ist für ein Auto dieser Grösse schon eher Luxus – wie alle weiteren Extras, die es für den EV3 noch gibt. Die Einstiegsversion des EV3 ist eben doch nicht nackt, sondern im Gegensatz zu vielen Konkurrenten schon ein gut ausgestattetes und komplettes Auto mit einem sensationellen Preis-Leistungs-Verhältnis.
Kia EV3 58.3 kWh «Lite»: Fakten
- Motor: Elektromotor mit 204 PS (150 kW), 283 Nm@1/min
- Batterie: Brutto / Netto 58,3 / 55 kWh = 436 km, Test: 360 km
- Antrieb: 1-Gang- Automatikgetriebe, Front
- Fahrleistung: 0-100 km/h in 7,5 s, Höchstgeschwindigkeit 170 km/h
- Verbrauch: Werk / Test: 14,9 / 15,2 kWh/100 km, 0 / 0 g CO₂/km, Energieeffizienz B
- Masse: Länge/Breite/Höhe: 4,30 m / 1,85 m / 1,6 m
- Laderaum: Kofferraum 460 - 1250 l, vorderer Laderaum 25 l
- Gewichte: Leergewicht: 1920 kg, Anhängelast gebremst / ungebremst 500 / 500 kg
- Preis: ab 34’950 Fr., Testwagen hat keine Extras: 34'950 Fr.
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