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Fakten •
Wie lang ist der Bremsweg?

Diese Mythen ums Autofahren im Winter musst du kennen

Beim Auto vor dir gehen die Bremslichter an. Auch du trittst auf die Bremse. Was nun? Gilt die Faustregel: Bei Schnee und Eis verdoppelt sich der Bremsweg? Ist das wahr oder falsch? STREETLIFE beantwortet diese Frage und klärt über weitere acht Mythen rund ums Autofahren im Winter auf.

1. Der Bremsweg verdoppelt sich auf glatten Strassen 

Ist die Fahrbahn eisglatt ist besondere Vorsicht geboten. Doch welchen Abstand zum vorderen Auto soll ich nun einhalten? Stimmt es, dass sich der Bremsweg bei diesen Wetterbedingungen verdoppelt?

Falsch: Der Bremsweg ist länger, er kann drei bis viermal so lang sein wie auf trockener Strasse. 

Tipp: Halte immer genügend Abstand. Am besten den ganzen Tachowert, bei 50 Stundenkilometern also 50 Meter. Und das auch mit Winterreifen. Tritt im Notfall hart und schnell aufs Bremspedal. So kann möglichst viel Bewegungsenergie abgebaut werden.

2. Vom Schnee müssen nur die Autoscheiben befreit sein 

Du bist spät dran und stehst vor deinem eingeschneiten Auto. Schnell wischst du die Scheiben frei und kratzt dort, wo nötig, das Eis weg. Um den Schnee auf dem Auto-Dach soll sich allerdings der Fahrtwind kümmern, das reicht doch völlig. 

Falsch: Der sich lösende Schnee stellt für andere Verkehrsteilnehmende eine grosse Gefahr dar. Wer das Auto vor der Fahrt nicht davon befreit, muss mit einer Verzeigung rechnen. Schneefrei müssen das Dach, die Scheiben, die Front, das Heck, die Spiegel und auch die Kontrollschilder sein. 

Tipp: Mit einem Handbesen im Auto geht das Wegwischen am Morgen gleich viel schneller.

3. Gas geben stabilisiert rutschendes Auto

Das Heck bricht aus, das Auto gerät ins Rutschen, das Fahrzeug ist instabil. Ein weitverbreiteter Mythos lautet: Wenn ich Gas gebe, kann ich das Auto stabilisieren. Stimmt das?

Falsch: Wird das Fahrzeug instabil sollte man sofort auf die Kupplung treten oder bei Automatikfahrzeugen vorsichtig vom Gas gehen, so können die Antriebsräder frei drehen. Zudem braucht es eine schnelle Reaktion am Lenkrad und zwar ein Gegenlenken.

Tipp: Beim Gegenlenken ist weniger mehr. Eine Viertel Umdrehung reicht aus. Wird das Lenkrad zu weit rumgerissen, stehen die Räder quer zur Fahrtrichtung, sodass sie keine Lenkkräfte übertragen können.

4. Autoscheiben mit heissem Wasser enteisen

Die Frontscheibe ist mit Eis überzogen. Die Scheibenwischer sitzen richtig fest. Das Wegkratzen dauert ewig. Was nun? Bringt hier heisses Wasser eine schnelle Lösung?

Das geht zwar, ist aber gefährlich: Experten raten dringend von diesem Vorgehen ab. Der Grund: Starke Temperaturwechsel können zu Spannungsrissen führen. Weniger Probleme gibt es mit lauwarmem Wasser. 

Tipp: Lieber etwas mehr Zeit einrechnen und auf den sicheren Eiskratzer setzen. Vorbeugend kann auch eine Frostschutzfolie verwendet werden, damit erst gar kein Eis auf der Scheibe entsteht.

5. Motor warmlaufen lassen

Soll ich während des Scheibenkratzens bereits den Motor warmlaufen lassen? Hilft das?

Falsch: Das bringt dir höchstens eine Busse ein. So steht im Strassenverkehrsgesetz SVG unter Art. 42 Abs. 1: Der Fahrzeugführer hat jede vermeidbare Belästigung von Strassenbenützern und Anwohnern zu vermeiden. Dazu gehört auch das unnötige Vorwärmen des Motors stillstehender Fahrzeuge. Und gemäss Art. 33 lit. a der Verkehrsregelnverordnung VRV ist es explizit verboten. Ein Verstoss kann eine Busse von 60 Franken zur Folge haben.

Tipp: Kleidung anziehen, die genug warm gibt. So sind das Scheibenkratzen und die ersten eiskalten Minuten im Auto gut auszuhalten.

6. ABS verkürzt den Bremsweg auf Schnee

Was heisst ABS genau und wofür steht es? Kurz erklärt: Das System verhindert, dass die Räder bei einer Vollbremsung blockieren und der Fahrer so die Kontrolle über das Fahrzeug verliert. Das gelingt mit dem wiederholten Absenken und Anheben des Bremsdrucks. Führt dieses System also dazu, dass ich auf Schnee und Eis normal bremsen kann?

Falsch: Dafür ist das System nicht gedacht. Im Gegenteil das ABS kann den Bremsweg sogar verlängern. So zeigen Tests, dass zwar das Rutschen verhindert werden kann, dafür baut sich aber kein bremsender Keil aus Schnee oder anderem losen Material vor den Rädern auf, weil kurz vor der Blockade die Bremse immer wieder gelöst wird. 

Tipp: Die Fahrweise immer den herrschenden Wetterbedingungen anpassen.

7. Die Reifen sollten im Winter einen geringeren Druck haben

Der Schnee liegt hoch, das Auto steckt fest, die Räder drehen durch. Hilft es da, wenn ich einen platteren Reifen habe? Führt weniger Druck im Pneu dazu, dass ich wegfahren kann?

Grundsätzlich richtig, aber doch riskant: Es ist tatsächlich so, dass ein geringerer Reifendruck die Radaufstandsfläche vergrössert. Und das kann auf Sand, Eis oder Schnee das Durchdrehen der Räder verhindern. Riskant wird es aber dann, wenn man wieder auf der normalen Strasse fährt und zu wenig Luft in den Pneus hat. Die Folgen: Die Lenkreaktion sowie die allgemeine Stabilität des Fahrzeugs kann abnehmen. Zudem verlängert sich der Bremsweg und die Haftung des Fahrzeugs nimmt ab.

Tipp: Die Angaben zum richtigen Reifendruck sind je nach Autotyp auf einem Kleber bei der Fahrertüre, der Innenseite des Tankdeckels oder im Handschuhfach angegeben. Fährt man stets mit dem richtigen Reifendruck, wird der Verschleiss an den Reifen minimiert.

8. Mit Allradantrieb bremse ich besser

Sicher ist: Autos mit Allradantrieb kommen schneller vom Fleck, wenn es rutschig wird. Und auch in Kurven kann die Antriebsart Vorteile bringen, weil die Kraft auf alle vier Räder verteilt und somit das Auto stabilisiert ist. Gilt das auch beim Bremsen?

Falsch: Hier gibt es keinen Vorteil. Da Allradantriebe vor allem in schweren SUVs verbaut sind, gilt hier eher das Gegenteil. Die Fahrzeuge rutschen aufgrund ihres Gewichts weiter, benötigen längere Bremswege als kleinere, leichte Autos. Zudem bremsen die allermeisten Autos mit allen vier Rädern, auch wenn sie keinen 4x4 haben.

Tipp: Damit man nicht noch tiefer im Schnee steckenbleibt, sollte man gerade mit einem grossen Geländewagen besonders vorausschauend fahren. 

9. Die besseren Pneus montiere ich vorne 

Beim aktuellen Satz Winterreifen sind zwei Pneus schon etwas mehr gebraucht als die anderen beiden. Wo montiere ich jetzt die besseren Reifen? Vorne ist es besser, gerade bei einem Vorderradantrieb.

Falsch: Gemäss TCS spielt die Antriebsart keine Rolle. So sollen die besseren Reifen aus Sicherheitsgründen grundsätzlich auf den Hinterrädern montiert werden. Damit wird eine gute Haftung der Hinterachse gewährleistet und das Ausbrechen des Fahrzeughecks in Grenzsituationen vermieden.

Tipp: Experten raten dazu, immer einen kompletten Satz Winterreifen auszuwechseln. Geht das nicht, ist dieser Punkt wichtig: Eine Achse muss immer mit dem gleichen Reifentyp bestückt sein.

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